140 Anwälte für Sportgericht | Seite 4

Ein Sportgericht ist ein von Sportverbänden eingesetztes Schiedsgericht. Die Existenz dieser Gerichte ist in Verbandssatzungen verankert, die Berechtigung, derartige Gerichte bzw. Gerichtsbarkeiten zu installieren, ist Ergebnis der grundgesetzlich garantierten Verbandsautonomie.

Sportgerichte schlichten Streitfälle, die bei der Ausübung von Sport des jeweiligen Sportverbandes entstehen. Sportgerichte können Geldstrafen oder Sperren verhängen. Eine endgültige rechtsverbindliche Entscheidung eines Falles kann ein Sportgericht aber nur treffen, wenn es ein echtes Schiedsgericht im Sinne der ZPO ist. Andernfalls ist der Weg zu den ordentlichen Gerichten (Amtsgericht, Landgericht etc.) immer (auch) gegeben. Das Urteil eines Sportgerichts als echtem Schiedsgericht kann jedoch nur im Wege der Aufhebungsklage angegriffen werden. Die Bezeichnung der Sportgerichte ist unterschiedlich und reicht von Disziplinarausschuss über Schiedsgericht bis hin zu Ehrenrat oder Verbandsgericht. Der Aufbau der stufenweisen Verbandsstrukturen (Kreisverband, Bezirksverband, Landesverband etc.) wird auch bei der Organisation der Struktur der Sportgerichte fortgeführt, weshalb im Rahmen der Sportgerichtsbarkeit Gerichte auf regionaler, bundesweiter und internationaler Ebene existieren. Zudem existieren auch Jugendsportgerichte.

Gegenstand sportgerichtlicher Verfahren sind Tatsachenentscheidungen und andere Maßnahmen, wobei direkte Wettkampfentscheidungen und andere Tatsachenentscheidungen in der Regel weder von Sportgerichten noch von ordentlichen Gerichten überprüfbar sind. Ausnahmen in schwerwiegenden Fällen bestätigen aber auch hier die Regel. Andere Maßnahmen (z. B. Wettkampfausschluss) sind von echten Schiedsgerichten der Sportgerichtsbarkeit oder alternativ den ordentlichen Gerichten überprüfbar. Streitigkeiten, die vor Sportgerichten ausgetragen werden, sind oft von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Streitparteien (vor allem Sperren und hohe Geldstrafen im Profi-Sport). Behandelt werden vor den Sportgerichten Streitigkeiten bzgl. Spielerpass, Strafen für unsportliches Verhalten bis hin zu Sperren wegen Dopings.

Da Voraussetzung für die Eigenschaft des echten Schiedsgerichts im Sinne der ZPO vor allem die Unabhängigkeit von anderen Verbandsorganen ist, ist die Bestimmung eines echten Schiedsgerichts im Rahmen der Sportsgerichtsbarkeit oft kritisch, die Verbindlichkeit der Schiedssprüche deswegen oft umstritten.

(LOE)

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