KaDeWe - baut protzig um und meldet parallel Insolvenz an. Wie passt das zusammen?
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Das „Kaufhaus des Westens“, kurz KaDeWe genannt, gehört zu Berlin wie der Dom zu Köln. Es ist nicht wegzudenken aus der westlichen Innenstadt. Bei jedem Berlin-Besuch ist es quasi Pflicht, mindestens einmal durch das KaDeWe hindurch zu schlendern. Oder besser: Sich dort ganz oben ein Gläschen Champagner zu gönnen, mit Blick auf den Ku’damm.
Wer in den letzten Monaten im KaDeWe war, wird festgestellt haben: Es hat sich mächtig was getan, in dem alt-ehrwürdigen Konsumtempel. Am auffälligsten sind wohl die neuen, gigantischen Rolltreppen. Wie sagte eine Freundin so treffend: „Damit kann Berlin jetzt in Sachen Shopping mithalten, mit den großen Metropolen Paris, New York und London!“
Überzogene Miete als „main problem“
Nun kam diese Woche die Nachricht von der Insolvenz der KaDeWe Group, also der Betreiber-Firma. Wie passt das zusammen, prächtig umbauen und pleite gehen? Nun, das Kaufhaus soll in den letzten Monaten exzellente Umsätze eingefahren haben, es darf vermutet werden, dass deshalb so viel investiert wurde. Im Jahresschnitt wurde nach eigener Aussage nämlich stets Verlust gemacht, seit der letzten üppigen Mieterhöhung. Soviel Verlust, dass eine Insolvenz-Verschleppung drohte. Die überzogene Miete ist also das „main problem“.
Vermieter ist eine Firma des Moguls Benko, der auch Minderheits-Gesellschafter der KaDeWe Group ist. Diese beiden Firmen kämpfen derzeit gegeneinander und durch den geschickten Zug der Insolvenz hat die KaDeWe Group die besseren Karten. Denn dank der Insolvenz ist es möglich, die KaDeWe Group schnell aufzulösen - und den ungeliebten Anteilseigner Benko so von Bord zu bekommen. Gleichzeitig kann ein neuer günstigerer Mietvertrag ausgehandelt werden (§ 103 InsO). Zwar hat der Vermieter dann die Option, auf Schadensersatz zu klagen, jedoch: Schadensersatzpflichtig wäre nur die bisherige Mieterin. Nicht die neue Gesellschaft, die nach der Insolvenz entstehen und das KaDeWe künftig betreiben wird - Benko würde sich also ins eigene Fleisch schneiden.
Was lernen wir daraus?
Interessant: Der Mehrheitseigner der KaDeWe Group, ein thailändischer Handels- und Immobilien-Konzern, nutzt ganz pragmatisch die deutsche Gesetzeslage. Er betrachtet alle drei Häuser des Unternehmens - das Berliner KaDeWe, das Alsterhaus in Hamburg und den Münchner Oberpollinger - als so erhaben, dass ihr Image auch von einer, sicher rasch erledigten Insolvenz nicht den kleinsten Kratzer erleiden wird. Das ist mutig. Vor allem aber ist es wirtschaftlich klug.
Was lernen wir daraus? Eine Insolvenz kann die beste Lösung sein, um die wirtschaftliche Situation eines Unternehmers, oder eines privaten Haushaltes, flott und dauerhaft wieder auf Vordermann zu bringen. Die Insolvenz des KaDeWe darf all jene ermutigen, für die ähnliche Voraussetzungen gelten, die bisher aber von ihrer „German Angst“ vom Schritt der Insolvenz abgehalten wurden.
Bei Fragen stehen wir als Fachanwaltskanzlei gern zur Verfügung!
Herzlichst, Ihr
Gerhard Rahn, Fachanwalt für Insolvenzrecht
(Bilder: Christin Bibiyana, Redaktion Rahn: Frank Jaspermöller)
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