12.240 Anwälte in Deutschland | Seite 506

Voraussetzung für die Zulassung als Rechtsanwalt in Deutschland sind zwei bestandene juristische Staatsexamina. Das erste Staatsexamen absolviert der angehende Anwalt nach dem Studium an einer Universität, das zweite Staatsexamen nach einer meist zweijährigen Referendarzeit. Das Jurastudium wurde bisher nicht in das Bachelor- und Mastersystem integriert. Rechtsanwälte in Deutschland sind sogenannte "Volljuristen". Ihre Ausbildung befähigt sie in Deutschland ebenso zu einer Tätigkeit als Richter oder Staatsanwalt.

Voraussetzung für die Zulassung zum Studium der Rechtswissenschaften ist in Deutschland das Abitur. Wegen der hohen Nachfrage ist das Studium an allen Universitäten Deutschlands zumeist örtlich zulassungsbeschränkt. Die angehenden Studenten und angehenden Staatsanwälte bzw. Richter oder Rechtsanwälte aus Deutschland oder dem Ausland richten ihre Bewerbung direkt an die einzelnen Hochschulen, die nach eigenen Vorgaben eine Auswahl treffen. So vergibt beispielsweise die Ruhr-Universität Bochum einzelne Studienplätze an Mitglieder der Kader des Deutschen Sportbundes. Ein Viertel der Studienplätze erhalten die Bewerber mit Bestnote, ein weiteres Viertel wird nach Wartezeit vergeben. In den Hochschulrankings führend im Fachbereich Jura sind die Universitäten Bayreuth, Passau, Bielefeld oder Düsseldorf.

Das Jurastudium

Das Studium dauert in der Regel neun Semester. Im Grundstudium erlangen die Studenten ein grundlegendes Rechtsverständnis, auch die Rechtsgeschichte spielt eine große Rolle. Hausarbeiten und Klausuren dienen der Überprüfung des Wissensstandes. Ihr erfolgreicher Abschluss ist die Zugangsvoraussetzung zur Zwischenprüfung nach etwa zwei Studienjahren. Im folgenden Hauptstudium werden das Wissen vertieft und Spezialgebiete gewählt. Arbeitsgruppen und Fallbesprechungen bestimmen das Studium. Das Hauptstudium endet mit dem 1. Staatsexamen. Die Abschlussprüfung an der Universität mit Klausuren und mündlicher Prüfung fließt zu 30 Prozent in die Endnote ein. Die staatliche Pflichtfachprüfung findet an den Prüfungsämtern der Oberlandesgerichte statt und beeinflusst zu 70 Prozent die Note. Viele Studenten nehmen zur Prüfungsvorbereitung die Dienste eines Repetitors in Anspruch. Sie dürfen sich dann „Diplom-Juristen“ nennen, haben aber noch nicht das Recht, die Zulassung als Anwalt in Deutschland zu beantragen. Eine Ausnahme, wonach man auch ohne das Zweite Juristische Staatsexamen Rechtsanwalt in Deutschland werden kann, ist jedoch in § 4 BRAO (Bundesrechtsanwaltsordnung) geregelt.

Das Referendariat

Im in der Regel zweijährigen Referendariat lernen die angehenden Anwälte in Deutschland das Zivilrecht in der Praxis am Amts- oder Landgericht kennen. Sie vertiefen ihre Kenntnisse im Strafrecht bei der Staatsanwaltschaft oder beim Strafgericht. Bei einer Behörde oder einem Verwaltungsgericht in Deutschland lernen sie das öffentliche Recht in der Praxis kennen. Zuletzt folgt die "Anwaltsstation" in einer Kanzlei. Mit bestandenem 2. Staatsexamen wird der Kandidat in Deutschland Volljurist.

Die Zulassung zur Anwaltschaft

Bevor der Volljurist in Deutschland als Rechtsanwalt praktizieren darf, muss die Zulassung zur Anwaltschaft erfolgen. Neben bestandenen Staatsexamina ist hierfür unter anderem der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung (Vermögensschadenshaftpflichtversicherung) zwingend Voraussetzung. Der Diensteid zur Zulassung als Anwalt in Deutschland wird vor der Rechtsanwaltskammer abgelegt, in deren der angehende Anwalt sich niederlassen will. Auch Kanzleiräume muss der angehende Rechtsanwalt im Kammerbezirk nachweisen (Kanzleipflicht). Bei drohendem Vermögensverfall oder gravierenden Verstößen gegen das Standesrecht/Berufsrecht kann dem Anwalt in Deutschland die Zulassung entzogen werden.

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