Führerscheinentzug und Alkohol: Ab wie viel Promille ist der Lappen weg?
- 4 Minuten Lesezeit
Auf einer Party gehört für viele Menschen der Alkohol einfach dazu. Doch anstatt den Nachhauseweg beispielsweise im Bus oder Taxi anzutreten, benutzen sie im betrunkenen Zustand ihr eigenes Kfz. Dabei ist gerade Trunkenheit im Verkehr die Hauptursache für Unfälle. Doch ab wie viel Promille macht sich der Auto- oder gar der Fahrradfahrer strafbar oder muss mit dem Führerscheinentzug rechnen?
Alkohol im Straßenverkehr
Setzt man sich betrunken ans Steuer oder begeht einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsregeln und gefährdet dadurch sich und andere, ist dies nicht nur unverantwortlich gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Verkehrssünder müssen vielmehr neben einem Bußgeld auch mit einem Fahrverbot rechnen. Und ist der Führerschein erst einmal weg, kann es lange dauern bis man wieder fahren darf.
Wer Alkohol trinkt, kann sich zwar leichter entspannen; doch dafür verlangsamt sich etwa die Reaktionsfähigkeit des betrunkenen Fahrers und auch seine Geschwindigkeitsschätzung nimmt ab. Als Folge begeht er mehr Fahrfehler, ist also nicht mehr fähig, das Kfz sicher zu benutzen. Im fahruntüchtigen Zustand ist das Fahren eines Kfz in Deutschland daher verboten.
Relative Fahruntüchtigkeit
Bei einer Blutalkoholkonzentration (BAK) ab 0,3 Promille ist der Fahrer bereits relativ fahruntüchtig. Das bedeutet, dass sich der Fahrer etwa nach § 315c I Nr. 1a StGB (Strafgesetzbuch) oder nach § 316 StGB strafbar macht, wenn neben der Alkoholisierung noch weitere Umstände dazukommen, die eine Fahruntüchtigkeit belegen, z. B. Schlangenlinien bzw. über eine rote Ampel fahren oder die Benutzung der Gegenfahrbahn. Auch der Entzug der Fahrerlaubnis ist möglich.
Ab einer BAK von 0,5 Promille begeht man eine Ordnungswidrigkeit nach § 24a StVG (Straßenverkehrsgesetz). Der erste Verstoß – ohne Gefährdung des Verkehrs unter Alkoholeinfluss – wird dann bereits mit einem Bußgeld von derzeit 500 Euro, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot geahndet, der zweite Verstoß kostet den „Wiederholungstäter“ bereits 1000 Euro, zwei Punkte in Flensburg und 3 Monate Fahrverbot, vgl. Bußgeldkatalog 2016.
Absolute Fahruntüchtigkeit
Ab einer BAK von 1,1 Promille wird die Fahruntüchtigkeit unwiderlegbar angenommen, sog. absolute Fahruntüchtigkeit. Selbst wenn der Fahrer also keine Schlangenlinien fährt, sondern sich an jede Verkehrsregel hält – so z. B. bei Gewohnheitstrinkern möglich –, hat er sich etwa wegen der Gefährdung des Straßenverkehrs oder Trunkenheit im Verkehr strafbar gemacht. Dann muss man zusätzlich nicht nur mit drei Punkten in Flensburg rechnen, sondern man ist auch für einige Monate seinen Führerschein los. Zu beachten ist aber, dass die absolute Fahruntüchtigkeit bei betrunkenen Fahrradfahrern erst ab 1,6 Promille angenommen wird. Wer als Kraftfahrer mit Alkohol im Blut erwischt wird, muss sich auf den sog. „Idiotentest“ – die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) – gefasst machen. Das gilt vor allem dann, wenn der Autofahrer den Eindruck erweckt, ein sog. Gewohnheitstrinker bzw. Alkoholabhängiger zu sein. Ab einem BAK von 1,6 Promille wird man daher an einer MPU zwingend durchführen müssen.
Kein Alkohol in der Probezeit
Für Fahranfänger in der Probezeit oder vor Vollendung des 21. Lebensjahres gibt es jedoch eine Sonderregelung nach § 24c StVG: Sie dürfen nämlich gar keinen Alkohol trinken, die Promillegrenze liegt daher bei 0,0 Promille. Ein einmaliger Verstoß wird mit einer Geldbuße geahndet und führt zu einer zweijährigen Probezeitverlängerung sowie nach § 2a II Nr. 1, 2 StVG zur Teilnahme an einem Aufbauseminar. Bei einem weiteren schwerwiegenden Verstoß droht jedoch der Entzug der Fahrerlaubnis.
Neuerteilung der Fahrerlaubnis
Das Gericht verhängt für die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis eine Sperrfrist von mindestens sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in schwerwiegenden Fällen auch auf Lebensdauer. Um wieder eine Fahrerlaubnis zu erlangen, muss sie bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde neu beantragt werden. Diese prüft, ob derAntragsteller wieder über die erforderliche Fahreignung verfügt oder körperliche, geistige oder charakterliche Mängel dem entgegenstehen. Dazu kann sie beispielsweise ein medizinisch-psychologisches Gutachten einfordern (MPU oder „Idiotentest“). Wurde die Fahrerlaubnis für länger als zwei Jahre entzogen, ist zudem die erneute Ablegung der Führerscheinprüfung in Theorie und Praxis erforderlich.
Drogen im Straßenverkehr
In Hinblick auf die erneute Beantragung der Fahrerlaubnis hat eine unter Drogeneinfluss begangene Verkehrswidrigkeit eine besonders "ernüchternde" Wirkung. Feststellbar ist mittlerweile nicht nur die Blut-Alkohol-Konzentration (BAK), sondern auch der Konsum von anderen Rauschmitteln. Die "Modedroge" Cannabis kann im Blut durch Spuren des so genannten Tetrahydrocannabinol (THC) festgestellt werden. Der Nachweis von Drogenkonsum lässt regelmäßig auf die generelle Ungeeignetheit zum Führen eines Kfz schließen, so dass es meist nicht zum bloßen Führerscheinentzug, sondern gleich zur Entziehung der Fahrerlaubnis kommt. So hat kürzlich das Verwaltungsgericht Saarlouis bei Cannabis die Fahruntauglichkeit ab einem Wert ab 2ng/ml THC (Beschluss vom 16.01.2007, Az.: 10 L 71/07) und die sofortige Entziehung der Fahrerlaubnis durch die Verkehrsbehörde bestätigt.
(VOI, WEL)
Artikel teilen:
Sie benötigen persönliche Beratung zum Thema Führerscheinentzug Alkohol?
Rechtstipps zu "Führerscheinentzug Alkohol"
-
14.03.2024 Rechtsanwalt Yves Junker LL.M.„… Konsequenzen, bspw. hinsichtlich eines Führerscheinentzugs oder MPU warum es sich im Zweifelsfall lohnt sich von einem Anwalt für Verkehrsrecht beraten zu lassen Promillegrenze im Einzelnen: Was passiert …“ Weiterlesen
-
13.02.2024 Rechtsanwalt Isaak Schumann„… eine Verurteilung wegen des (bloßen) Führens eines Kraftfahrzeugs unter Alkohol- oder Drogeneinfluss fällt in der Regel nicht hart aus. Deutlich empfindlicher trifft den Verurteilten in diesen Fällen …“ Weiterlesen
-
06.02.2024 Rechtsanwalt Claus Erhard„… geführt, insbesondere in Bezug auf Alkohol. Daher werfen wir in diesem Artikel einen Blick auf die rechtlichen Bestimmungen zum E-Scooter-Fahren, die grundsätzliche Strafbarkeit des betrunkenen E-Scooter …“ Weiterlesen
-
28.01.2024 Rechtsanwalt Dr. Michael Hoog„Die Strafen für Alkohol am Steuer können in Deutschland erheblich sein. Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Strafen von verschiedenen Faktoren abhängen, wie z.B. der gemessenen …“ Weiterlesen
-
07.03.2024 Rechtsanwalt Jens Wilke„… oder Sachbeschädigung beträgt die Fahrverbotsdauer einen Monat. Fahrverbot wegen Alkohol am Steuer Bei Trunkenheit am Steuer liegt eine wichtige Grenze für ein Fahrverbot bei 0,5 Promille. Ein einmonatiges …“ Weiterlesen
-
16.12.2023 Rechtsanwältin Vera Zambrano née Mueller„Verkehrsrechtliche Konsequenzen von Alkohol am Steuer in den USA Das Recht in den USA ist für seine sehr strengen Regelungen, insbesondere das Strafrecht sowie das Verkehrsstrafrecht in Bezug …“ Weiterlesen
-
17.02.2023 Rechtsanwältin Ariana Taher„Wer sich betäubt hinter das Lenkrad setzt, dem drohen Konsequenzen für seine Fahrerlaubnis. Es können Fahrverbote für eine begrenzte Zeit drohen, es kann aber auch ein Führerscheinentzug drohen …“ Weiterlesen
-
04.07.2023 Rechtsanwalt Dr. Matthias Brauer LL.M.„… / Trunkenheitsfahrt findet sich unter § 316 StGB , und gilt als erfüllt, wann man ein Fahrzeug führt, obwohl man infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel …“ Weiterlesen
-
13.06.2022 Rechtsanwalt Martin Loibl„… enger zu fassen. Der betroffene Fahrer habe bei der Polizeikontrolle die typischen Ausfallerscheinungen gezeigt, nämlich geweitete Pupillen, Zittern und war unruhig. Mit Alkohol oder Drogen am Steuer …“ Weiterlesen
-
08.03.2022 Rechtsanwalt Mag. Robert Rieger„… , Alkohol- und Geschwindigkeitsdelikte im Straßenverkehr , S 526). Gemäß § 5 Abs 1 Z 1 FSG iVm Art 2 der Richtlinie 2006/126/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über …“ Weiterlesen
-
21.01.2022 Rechtsanwältin Marielle Schmöe„… Sie sich strafbar, wenn Sie unter Alkoholeinfluss fahren? § 316 StGB stellt die Trunkenheit im Verkehr unter Strafe. Demnach macht sich strafbar, wer ein Fahrzeug führt, obwohl er durch den Genuss alkoholischer …“ Weiterlesen
-
13.01.2022 Rechtsanwalt Joachim Kerner„Führerscheinentzug und Trunkenheitsfahrt mit dem E-Roller/eScooter: E-Roller/eScooter sehen wie ein Roller und damit wie ein beliebtes Kinderspielzeug aus. Dies führt dazu, dass sie häufig …“ Weiterlesen
-
24.03.2021 Rechtsanwalt Yama Said„Wer betrunken E-Scooter fährt, muss mit ernsten Konsequenzen rechnen: Führerscheinentzug und Einleitung eines Ermittlungsverfahrens! Denn ein E-Scooter müsse wie ein Auto behandelt werden …“ Weiterlesen
-
16.02.2021 Rechtsanwältin Miriam Mager„… Kosten verbunden ist und der Führerschein neu gemacht werden muss – wenn das überhaupt von der zuständigen Behörde zugelassen wird…. (z.B. bei Alkohol- und Drogenproblemen…) Ein Fahrverbot kann u.U. neben …“ Weiterlesen
-
21.10.2020 Rechtsanwältin Verteidigerin Dr. Jasmin Haider Maître en droit„… eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen. Nebenstrafen: Führerscheinentzug & Einzug des Autos drohen Neben Freiheitsstrafe oder Geldstrafe droht bei einer Verurteilung wegen eines illegalen Autorennens …“ Weiterlesen
-
04.07.2023 Rechtsanwalt Dr. Matthias Brauer LL.M.„Nach einem schönen Abend wollen Sie nach Hause. Das Problem ist allerdings, dass Sie Alkohol getrunken haben. Sie fühlen sich jedoch fahrtüchtig und steigen in Ihr Fahrzeug und fahren los …“ Weiterlesen
-
02.02.2020 Rechtsanwältin Vera Zambrano née Mueller„… ist („Petty Theft Esception“). In diesen Fällen erfolgt die BZR-Registrierung ausländischer Urteile nur, wenn auch eine Inlandsstrafe möglich ist. Bei einem Führerscheinentzug im Ausland …“ Weiterlesen
-
26.11.2019 Theresa Fröh, anwalt.de-Redaktion„… . Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung droht ein Bußgeld ab 50 Euro. Alkohol Fahrer dürfen maximal 0,5 Promille intus haben. Wer mehr getrunken hat und trotzdem fährt, für den wird es sehr schnell sehr teuer …“ Weiterlesen
-
10.05.2019 Rechtsanwalt Martin Voß , LL.M.„… hinzukommen, ansonsten ist „nur“ ein Fahrverbot die Folge. Während beim Thema Alkohol der Großteil der Autofahrer über die Gesetzeslage und die Konsequenzen informiert ist, sieht dies bei Drogen völlig …“ Weiterlesen
-
23.01.2019 Rechtsanwalt Vincent Aydin„… von Alkohol im unteren Promillebereich bei den meisten Leuten ähnlich ist (zugegebenermaßen mit ein paar Ausnahmen), kommt es bei anderen Drogen stark auf die psychische Verfassung, den Körperbau …“ Weiterlesen
-
27.02.2018 Rechtsanwalt Harald Stehr Fachanwalt„… entzogen werden kann. Oft ist das der Fall, wenn Alkohol getrunken oder Drogen konsumiert und unter dessen Einfluss Auto gefahren wurde. Aber die Entziehung des Führerscheins kann auch andere Gründe haben …“ Weiterlesen
-
10.12.2017 Rechtsanwältin Manuela Schwennen„… oder Verkehrsteilnehmer, die sich mit Drogen am Steuer erwischen lassen. Anders als beim vorübergehenden Fahrverbot bekommt man den „Lappen“ beim Führerscheinentzug nicht einfach wieder, sondern muss ihn …“ Weiterlesen
-
26.07.2017 Rechtsanwalt mag. iur. Robin Freund„Für den Verlust des Führerscheins gibt es zahlreiche Gründe: Alkohol am Steuer, Geschwindigkeitsüberschreitung oder auch andere Delikte. Die Betroffenen verlieren den Führerschein oder werden …“ Weiterlesen
-
20.02.2018 anwalt.de-Redaktion„… gibt. Drei weitere große Irrtümer zum Thema Alkohol, Fahrbahn und Radfahrer 1. Mit Alkohol im Blut muss man nur das Auto stehen lassen Ein ebenfalls weit verbreiteter Irrglaube mit schwerwiegenden …“ Weiterlesen