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Gewerkschaft – was Sie wissen und beachten müssen!

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Gewerkschaft – was Sie wissen und beachten müssen!

Die wichtigsten Fakten

  • Gewerkschaften haben das Ziel, die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer und speziell ihrer Mitglieder zu verbessern.
  • Sie finanzieren sich über Mitgliedsbeiträge. Deren Höhe hängt vom Bruttoeinkommen des jeweiligen Mitglieds ab.
  • Gewerkschaften unterliegen einem besonderen Schutz, der in Artikel 9 des Grundgesetzes verankert ist.
  • Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) setzt sich als größte deutsche Gewerkschaft aus acht Einzelgewerkschaften zusammen.
  • Als Gewerkschaftsmitglied profitiert man von verschiedenen Vorteilen, wie einer kostenlosen Rechtsschutzversicherung auf dem Feld des Arbeits- und Sozialrechts.

Was ist eine Gewerkschaft?

Eine Gewerkschaft ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Arbeitnehmern der gleichen Branche zur Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen, sozialen wie auch kulturellen Interessen. Die mit ihrer Arbeit zusammenhängenden Ausgaben finanziert sie über die von den Mitgliedern gezahlten Beiträge. In einer Satzung hält sie ihre Ziele fest.

Gewerkschaften sind über ihre Mitglieder oft mit den unternehmensinternen Betriebsräten vernetzt. Diese bilden die direkte Mitarbeitervertretung in Unternehmen.

Das Recht zur Bildung von Gewerkschaften ist im Grundgesetz in Artikel 9 zu finden. Bei ihnen handelt es sich um sozialpolitische Koalitionen, die durch das Recht, Vereinigungen zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu bilden, besonders geschützt sind. Man spricht einerseits von der Vereinigungsfreiheit (Art. 9 Abs. 1) und andererseits von der Koalitionsfreiheit (Art. 9 Abs. 3).

Welche Aufgaben haben Gewerkschaften?

Gewerkschaften kümmern sich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller Arbeitnehmer im Allgemeinen sowie ihrer Mitglieder im Besonderen. Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht das Streben nach kürzeren Arbeitszeiten, mehr Urlaub und höheren Löhnen.

Zusammen mit den Arbeitgebervereinigungen und einzelnen Arbeitgebern zählen die Gewerkschaften laut Tarifvertragsgesetz zu den Tarifvertragsparteien (§ 2 TVG). Das heißt, sie verhandeln Tarifverträge und schließen diese ab.

Im Regelfall gilt ein von den Tarifvertragsparteien unterzeichneter Tarifvertrag für eine spezifische Branche und hat hinsichtlich der darin geregelten Entlohnung und Arbeitssituation eine bindende Wirkung. Normalerweise verhandeln die Gewerkschaften über die Tarifverträge in den verschiedenen Branchen und Regionen jährlich neu.

In Deutschland ist es jedem Arbeitnehmer gesetzlich erlaubt, von seinem Streikrecht Gebrauch zu machen. Häufig organisieren die Gewerkschaften Streiks, um so ihrer Forderung nach höheren Löhnen und/oder besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Da Arbeitnehmer während eines Streiks kein Arbeitsentgelt erhalten, zahlen die Gewerkschaften streikenden Mitgliedern Streikgeld.

Die Gewerkschaften beraten Arbeitnehmer in rechtlichen Angelegenheiten im Zusammenhang mit ihrem Job und bieten ihren Mitgliedern außerdem kostenfreien Rechtsschutz in Fragen des Arbeits- und Sozialrechts an. Darüber hinaus besitzen Gewerkschaften das Recht, ehrenamtliche Richter für die Arbeitsgerichte und gewisse Tätigkeitsbereiche der Sozialgerichte vorzuschlagen. Auf diese Weise können sie die Gesetzgebung auf diesen Gebieten unmittelbar beeinflussen.

Welche Gewerkschaften gibt es in Deutschland?

In Deutschland gibt es zahlreiche unterschiedliche Gewerkschaften. Diese gewissen Branchen zuzuordnenden Vereinigungen haben sich häufig in größeren Dachorganisationen zusammengeschlossen, um so ihre Schlagkraft zu erhöhen.

Die größte deutsche Gewerkschaft ist der Deutsche Gewerkschaftsbund. Sie besteht aus acht Mitgliedsgewerkschaften.

Im Jahr 2018 sahen die Mitgliederzahlen der Einzelgewerkschaften des DGB wie folgt aus:

Einzelgewerkschaft des DGB
Anzahl der Mitglieder
IG Metall
2.270.595
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
1.969.043

IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)

632.389
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
279.389

IG Bauen – Agrar – Umwelt (IG BAU)

247.181

Gewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten (NGG)

198.026
Gewerkschaft der Polizei (GdP)
190.931
Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
187.396

Zudem gibt es u. a. noch den Deutschen Beamtenbund, den Christlichen Gewerkschaftsbund, und Vereinigungen mit weniger Mitgliedern wie z. B. den Marburger Bund. Diese Gewerkschaften gehören nicht zum DGB.

Wie kann man Mitglied in einer Gewerkschaft werden?

Wenn man in einer Gewerkschaft Mitglied werden möchte, muss man normalerweise einen Antrag stellen. Dazu besorgt man sich das auf der Homepage der jeweiligen Gewerkschaft zu findende Beitrittsformular und schickt dieses ausgefüllt und unterschrieben per E-Mail, Fax oder Post an den Empfänger.

Wurde der Mitgliedsantrag angenommen, so hat man zukünftig in regelmäßigen Abständen einen Gewerkschaftsbeitrag zu zahlen. Im Gegenzug kann man die Leistungen der jeweiligen Gewerkschaft in Anspruch nehmen.

Welche Vorteile hat man durch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft?

Als Gewerkschaftsmitglied profitiert man von verschiedenen Vorteilen. Dazu zählt, dass man automatisch rechtsschutzversichert ist. Ist man Mitglied in einer Gewerkschaft, so muss man sich in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen nicht vor juristischen Auseinandersetzungen und die dadurch entstehenden Kosten fürchten.

Außerdem schließt der Mitgliedsbeitrag bei einer Gewerkschaft meist auch eine Freizeit-Unfallversicherung ein. Bei einem Unfall in der Freizeit erhält man durch diese ein Unfall-Krankenhaustagegeld. Zudem bekommt man im Fall der Fälle sogar eine Invaliditäts- oder Todesfallentschädigung.

Gewerkschaften kümmern sich nicht nur um das Aushandeln von Tarifverträgen, sondern helfen ihren Mitgliedern auch bei Tarifkonflikten. Als Arbeitnehmervereinigungen sind sie viel mächtiger als einzelne Beschäftigte und können ihnen bei Streik, Aussperrung oder Maßregelungen durch den Arbeitgeber effektive Unterstützung bieten.

Darüber hinaus leisten Gewerkschaften Hilfe bei der Qualifizierung und Weiterbildung. Die Teilnahme an von Gewerkschaften angebotenen Seminaren und Veranstaltungen im Bildungsbereich ist meist kostenfrei. Mitglieder haben hier oft eine große Auswahl in unterschiedlichsten Themenbereichen.

Wie hoch ist der Gewerkschaftsbeitrag?

Die Höhe des Mitgliedsbeitrags in einer Gewerkschaft hängt im Regelfall vom Bruttoverdienst des Mitglieds oder anderen regelmäßigen monatlichen Vergütungen ab. Mitglieder, die über ein höheres Einkommen verfügen, zahlen also auch einen höheren Mitgliedsbeitrag. Auf Rentner, Studenten und Arbeitslose kommt dagegen normalerweise ein wesentlich geringerer Mitgliedsbeitrag zu.

Die genaue Höhe des Beitrags findet man in der Satzung der jeweiligen Gewerkschaft. Hier steht, welchen Mitgliedsbeitrag man mindestens entrichten muss. Wer mehr zahlen möchten, kann dies gerne tun.

Mit dem Gewerkschaftsbeitrag wird Folgendes finanziert:

  • das für die Gewerkschaft tätige Personal
  • die von der Gewerkschaft angebotenen Leistungen
  • die von der Gewerkschaft veröffentlichten Schriftstücke
Foto(s): ©Pexels/Andrea Piacquadio

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