KTG-Insolvenz wird immer dubioser – 200 Millionen Euro Anleihe-Volumen steht im Feuer

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Die Insolvenz der KTG Agrar SE wächst sich immer mehr zu einer echten Wirtschaftsposse aus. Die Vorstandsgehälter sollen sich, so der vom Gericht eingesetzte Sachwalter Stefan Denkhaus, auf „phantastischem Niveau“ bewegt haben, zudem fehlte wohl jegliche Kostenkontrolle, was zu unangemessenen Ausgaben – darunter beispielsweise 1,5 Millionen Euro für Helikopterflüge des Konzernchefs Siegfried Hofreiter geführt hat. Lachen können die Anleger, die der Gesellschaft ihr Geld anvertraut hatten, darüber allerdings nicht. Drei Anleihen im Gesamtvolumen von 200 Millionen Euro hatte der einstige Vorzeigebetrieb der deutschen Agrarwirtschaft am Kapitalmarkt platziert. Zugegriffen haben auch viele Privatanleger.

Sie glaubten den Versprechungen des Ex-KTG-Chefs Hofreiter. „Aktuell liegt der Wert der Papiere gerade einmal bei rund 2 Prozent, das ist de facto ein Totalverlust“, resümiert Klaus Nieding, Vorstand der Nieding+Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft. Nachdem der Wirtschaftsprüfer in der vergangenen Woche das Testat für den Jahresabschluss 2015 zurückgezogen hat, wird die Sachlage noch zwielichtiger. „Für den 06.10.2016 hat nun das Insolvenzgericht einen Berichtstermin anberaumt. Hier erhoffen wir uns weitere Informationen. Anleger, die an dem Gerichtstermin nicht teilnehmen können, können sich wegen einer Vertretung an uns wenden“, sagt Nieding.

In der jüngsten Vergangenheit sind weitere Merkwürdigkeiten ans Licht gekommen. So soll die KTG Agrar SE nach allgemeinen Presseinfos Getreide zu überhöhten Preisen an Tochtergesellschaften verkauft haben, um damit Bilanzgewinne zu erzielen. Zudem fanden nach dem Insolvenzantrag noch Sitzverlegungen bei Tochtergesellschaften statt und es kam zu Verkäufen von Standorten an neugegründete Unternehmen, deren Geschäftsführer aus dem Kreis der Manager von Tochtergesellschaften der KTG Agrar SE stammten. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft. „Das Unternehmen kommt auch nach dem Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung nicht zur Ruhe. Der Eindruck ist eher, dass es immer dubioser wird“, sagt Nieding.

„Wir können Anleihegläubigern nur dringend raten, ihre rechtlichen Möglichkeiten prüfen zu lassen. Es bestehen entsprechende Hinweise darauf, dass bereits seit längerer Zeit bei KTG die Sachlage besser dargestellt wurde als sie tatsächlich war. Hier ist insbesondere auch an Schadenersatzansprüche aus Prospekthaftung gegen Prospektverantwortliche zu denken, welche zumindest bei den Anleihegläubigern der 7,250-Prozent-Anleihe KTG Agrar SE 14/19 noch nicht verjährt sind“, erklärt Nieding, der bereits eine Vielzahl von geschädigten Anlegern vertritt. Allgemein könnten sich aber auch Schadenersatzansprüche gegen Verantwortliche ergeben, wenn die strafrechtlichen Ermittlungen Ergebnisse zu Tage fördern. „Dann könnten möglicherweise auch Anleihegläubiger der 7,125-Prozent KTG Agrar SE Anleihe 11(17) Ansprüche geltend machen“, so der Fachanwalt für Kapitalanlagerecht. Unabhängig davon, sollten alle betroffenen Anleihegläubiger ihre Ansprüche zur Insolvenztabelle anmelden.



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