Nordcapital Bulkerflotte 1: der Bulkerflottenskandal

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Sanierungskonzept der Nordcapital Bulkerflotte 1 in Gefahr – Anlegern droht Verjährung von Ansprüchen

Das Hamburger Emissionshaus Nordcapital legte im Juni 2008 mit der Bulkerflotte 1 einen der bislang volumenstärksten Fonds im Bereich geschlossener Schiffsbeteiligungen auf:

12 Supramax-Bulker zu einem Gesamtvolumen von 657 Mio. US-Dollar. Bei den Schiffen handelt es sich um sogenannte Bulkcarrier oder Schüttgutfrachter, mit denen lose Massengüter, insbesondere Rohstoffe, über die Weltmeere transportiert werden. Die Vermittlung der Beteiligungen erfolgte dabei exklusiv durch die Deutsche Bank AG.

Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass der Fonds zu teuer war, da die vorgegebenen Prognosen viel zu optimistisch berechnet wurden. Rettungsversuche in 2011 scheiterten. So sagten die Anleger im Rahmen eines Sanierungskonzepts dem Emissionshaus Nordcapital 21 Millionen Dollar zu. 2012 wurde mit den finanzierenden Banken um Stundungen der Kredite verhandelt. Das frische Anlegergeld war da bereits weg.

Das Handelsblatt spricht in einem Artikel vom 11.12.2012 von einem „der prominentesten Beispiele für die Misere, in der sich viele Schiffsfondsanleger befinden. Sie haben viel Geld verloren, sie werden gebeten, nochmals Geld nachzuschießen, um das Schlimmste zu verhindern und erfahren häufig genug, dass auch das nichts genützt hat.“

Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Helge Petersen ist vor diesem Hintergrund überzeugt, dass das Scheitern der Nordcapital Bulkeflotte 1 von vornherein absehbar war: Stets wurde betont, dass allein die Anzahl von 12 Schiffen die Sicherheit des investierten Geldes gewährleiste. Die Schiffe sollten jedoch durch lediglich zwei Charterer ausgelastet sein – was häufig verschwiegen wurde. Dass dies völlig unzureichend ist und nicht einer optimalen Risikostreuung entspricht, wird daran deutlich, dass ein koreanischer Reeder, der sieben von neun Schiffen des Fonds fünf Jahre nutzen sollte, insolvent ging.

Es wurden deutlich mehr Schiffe gebaut, als es angesichts der damaligen Nachfrage wirtschaftlich sinnvoll gewesen wäre. Folge war eine Übersättigung des Markts, welche von vornherein absehbar war. Dennoch bewarb das Emissionshaus Nordcapital die Beteiligung mit Slogans wie „Gefragte Schiffe im weltweiten Rohstofftransport“ und „Die wachsende Nachfrage führt zu einer Verknappung der natürlichen Vorkommen und löst am Weltmarkt Preise aus, die immer neue Rekordhöhen erreichen“.

Schließlich war es im Jahr 2008 aufgrund der negativen Entwicklung der Mehrzahl an geschlossenen Schiffsfonds bereits äußerst fragwürdig, einen weiteren Schiffsfonds, insbesondere mit diesem Volumen, aufzulegen. Experten rieten schon damals von der Zeichnung ab.

„Wieder wird deutlich, dass weder Emissionshäuser noch Vermittler aus den Skandalen und Misserfolgen der vergangenen Jahre gelernt haben. Gier und Größenwahn sind weiterhin die bestimmenden Merkmale dieses Marktes. Leidtragende sind erneut tausende Anleger, denen suggeriert wurde, dass man eine sichere Anlage zeichne. Fraglich ist, ob das investierte Geld der Anleger jemals zurückerhalten werden kann. Der letzte Kurs auf dem Zweitmarkt spricht dagegen, denn dieser lag bei lediglich 4,5 %“, so Helge Petersens Einschätzung.

Jüngere Urteile lassen Anleger allerdings hoffen, ihr verloren geglaubtes Geld doch noch zurückzubekommen. So sprach das Landgericht Heilbronn mit Urteil vom 09.08.2013 einem Anleger, der sich auf Empfehlung eines Mitarbeiters der Deutschen Bank an der Nordcapital Bulkerflotte 1 GmbH & Co. KG beteiligt hatte, Schadenersatz in voller Höhe seines investierten Kapitals zu.

Wenn auch Sie eine Beteiligung an der Nordcapital Bulkerflotte 1 gezeichnet haben, heißt es: Schnell handeln! Aufgrund der seit 2012 andauernden Sanierungsverhandlungen ist die Gefahr groß, dass Ansprüche dieses Jahr verjähren könnten.


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