Online-Casinos illegal in Deutschland: Betreiber umgehen seit Jahren Maßnahmen gegen Spielsucht

Fast alle Online-Casinos in Deutschland sind illegal, da sie nicht über die hierzulande nötigen Lizenzen verfügen. Seit Jahren bieten Betreiber in Deutschland aufrufbare Online-Spielmöglichkeiten an, obwohl sie es in den meisten Fällen laut des Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV) gar nicht dürften. Mittlerweile gibt es zahlreiche Klagen gegen die Anbieter, die zum Teil zu hohen Rückzahlungen von Spielverlusten verurteilt wurden. 

»Kunden von Online Casinos können Geld, das sie beim Online-Glücksspiel verloren haben, vom Betreiber zurückfordern«, sagt Rechtsanwalt Helmut Dreschhoff von der Verbraucherkanzlei BRR Baumeister Rosing. »Denn in so gut wie allen Fällen besitzen die Anbieter nicht die nötige Lizenz, sodass ihr Spielangebot in Deutschland illegal ist. Aufgrund dessen sind alle geschlossenen Verträge zwischen Anbieter und Spieler nichtig, wodurch die Online-Casinos zur Rückzahlung aller Spielverluste verpflichtet sind. Das gilt auch für Betreiber, die im europäischen Ausland (wie zum Beispiel Malta) ihren Sitz haben.« 

In Deutschland regelt der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) das Anbieten von Online-Glücksspiel, um die Gefahren von Spielsucht einzudämmen. Laut des Vertrages war das Anbieten von Online-Glücksspiel laut bis zum 01. Juli 2021 weitgehend verboten. Seitdem wurden die Regularien überarbeitet, sodass ein Online-Spielangebot mittlerweile unter Auflagen und mit einer nötigen Lizenz möglich ist. Diese Lizenz wurde in den Bereichen Online-Casinospiele und -Poker jedoch bisher noch nicht vergeben (Stand: November 2022). Dennoch haben zahlreiche Betreiber im Internet eben diese Spielmöglichkeiten angeboten, die auch für deutsche Spieler nutzbar waren.  

»Die Betreiber der Online-Casinos haben jahrelang das Glücksspielverbot in Deutschland ignoriert und trotz aller Bestimmungen illegales Online-Glücksspiel angeboten«, so Rechtsanwalt Dreschhoff. »Dies war möglich, da sie eine rechtliche Grauzone ausnutzten und die deutschen Behörden untätig blieben. Für Verbraucher war in den meisten Fällen nicht erkennbar, dass sie ein illegales Anbot nutzten. Dies ist auch jetzt noch der Fall: Oftmals präsentieren die Anbieter eine Lizenz, die dann aber nur für das Land des Firmensitzes gilt. Für Verbraucher ist dies extrem unübersichtlich und teils irreführend. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass Verbraucherschützer hier Alarm schlagen und gegen das Untergraben der Maßnahmen gegen Spielsucht vorgehen.« 

Auf landgerichtlicher Ebene gab es zu diesem Thema bereits zahlreiche Urteile. Diese Verfahren gingen zu etwa 90 Prozent positiv für die Verbraucher aus. »Mittlerweile sehen wir, dass auch immer mehr Oberlandesgerichte den Klägern zum Thema illegale Online-Casinos recht geben«, so Rechtsanwalt Dreschhoff weiter. »Allein im Oktober 2022 gab es verbraucherfreundliche Urteile vom OLG Dresden (Az.: 10 U 736/22) und OLG Köln (Az.: 19 U 51/22). Da sich die Rechtsprechung hier immer weiter stabilisiert, haben Spieler sehr gute Chancen, sich verlorenes Geld zurückzuholen.« 

Zu den betroffenen in Deutschland illegalen Online-Casinos zählen bekannte Namen wie Tipico, Wunderino, Bwin, Bet-at-home, Bet365, Pokerstars und viele andere. Kunden können Spielverluste aus den vergangenen zehn Jahren zurückfordern. Zum Thema Spielsucht bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Webseite Hilfe für Betroffene an. Darüber hinaus gibt es bezüglich Spielsuchtbekämpfung auch Möglichkeiten zum Austausch in Internet-Foren, beispielsweise beim Fachverband Glücksspielsucht e.V. 

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