Wer ist Armin Meiweis, der "Kannibale von Rotenburg"?

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Armin Meiwes wurde im Jahr 2001 international bekannt, als er wegen Mordes verhaftet wurde. Dies geschah dadurch, dass er einen anderen Mann, der in die Tat eingewilligt hatte, "verspeiste," also mehrere Körperteile von ihm aß. Wegen "Kannibalismus" wurde er nicht verhaftet, denn diesen Straftatbestand kennt das deutsche Recht nicht, sondern lediglich die "Störung der Totenruhe", die allerdings eher auf andere Sachverhalte ausgelegt war...

Meiwes wurde am 1. Dezember 1961 in Essen, Deutschland, geboren. Er wuchs in einem relativ normalen Umfeld auf und war beruflich als Computer-Experte tätig. Allerdings entwickelte er im Laufe der Zeit obskure sexuelle Fantasien und Interessen, insbesondere solche, die mit "Kannibalismus" und dem "Verzehr menschlichen Fleisches" zu tun hatten.

So lernte Meiwes im Jahr 2001, als das Internet langsam flächendeckend verbreitet war und nun für viele ein Tor für etliche Möglichkeiten bot, über ein Internet-Forum, in dem sich Gleichgesinnte austauschten, einen Mann namens Bernd Jürgen Brandes, der ebenfalls Interesse an Kannibalismus hatte, kennen.

Die beiden Männer trafen sich schließlich nach längerer Konversation über private Chats in Meiwes' Haus in Rotenburg (Hessen). 

Nachdem Brandes zunächst Zweifel hegte und wieder nach Hause wollte, fuhren die beiden Männer wieder zum Bahnhof Wilhelmshöhe in Kassel, an dem Meiwes Brandes ihn auch zuvor abgeholt hatte. Allerdings änderte Brandes seine Meinung wieder, und wollte das geplante Treffen nun doch "durchziehen".

In einer nahegelegenen Apotheke kaufte Meiwes dann Hustensaft und Schlaftabletten, damit Brandes bei der "Zeremonie" betäubt wird und der Akt ihm starke Schmerzen ersparen sollte, damit dieser nicht ständig in Ohnmacht fallen sollte. Der "Kick" an der Sache für Meiwes und Brandes lag in der Tatsache, dass beide aus der Situation den sexuellen Reiz gewinnen konnten, den sie sich schon zuvor monatelag in etlichen Chats ausgemalt hatten. 

Ohne auf genaue Details einzugehen, tötete Meiwes Brandes in einer stundenlangen Prozedur. Dabei filmte er auch die Tat und nahm das Geschehen auf Video auf, was ihm später in der Strafverteidigung zum Verhängnis wurde.

Meiwes verzehrte dann Teile des  Körpers von Brandes und lagerte die nicht verbrauchten Teile von diesem in Tiefkühlgeräten. Die hier nur angeschnittenen schrecklichen Details dieses Verbrechens wurden später bekannt und schockierten die Weltöffentlichkeit.

Meiwes wurde im Dezember 2002 verhaftet und zwei Jahre später in Kassel wegen Totschlags zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf: Dieser verwies das Urteil mit folgender Begründung an das Landgericht Frankfurt/Main zur Neuverhandlung: 

„Die der Verneinung des Mordmerkmals ‚zur Befriedigung des Geschlechtstriebes‘ zugrunde liegende Beweiswürdigung hält rechtlicher Überprüfung nicht stand. Hierauf beruht das Urteil, zumal Inhalt und Reichweite dieses Mordmerkmals von der Strafkammer nicht zutreffend erfaßt worden sind.“

2006 verurteilt Landgericht Frankfurt/Main wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe . 

Auch in der strafrechtlichen wissenschaftlichen Literatur ist dieser Fall heute ein beliebtes Fall-Beispiel; so geht es darum, ob Brandes nicht in die Tötung eingewilligt haben könnte. 

Des Weiteren gewann auch, wie oben im Zitat erwähnt, das Mordmerkmal der "Befriedigung des Geschlechtstriebs" eine weitere Fall-Kategorie. So ist nunmehr zumindest nach höchstrichterlicher Rechtsprechung anerkannt, dass auch ein Video, welches der Täter bei der Tat filmt oder aufnimmt, um sich dann an diesem nach der Tat immer wieder "erfreuen" zu können, unter dieses Merkmal fällt.

Seit seiner Verurteilung befindet sich Meiwes in der Justizvollzugsanstalt Kassel. Seine Geschichte bleibt ein düsteres Kapitel in der Kriminalgeschichte des Landes und ein trauriges Beispiel für die extreme Natur menschlicher Abgründe.

Meiwes stellte nach der lebenslangen Freiheitsstrafe Anträge auf Haftentlassung. Der letzte wurde 2020 wegen einer ungünstigen Prognose abgelehnt.

Dennoch dürfte Meiwes, wenn er nochmal auf freien Fuße kommen sollte, ausgesorgt haben. Er bot in der Folge mehrere Exklusiv-Interviews und wurde ein Bestandteil der Kunst- und Pop-Kultur. So verfasste die Musik-Band "Rammstein" mit dem Titel "Mein Teil" eine für die Band ganz typische provokante Aufarbeitung des Falles; weiterhin wurde die Story um Meiwes auch zwei Mal verfilmt wurden; allerdings lediglich in Anlehnung an den Fall. 

Das Haus, in dem Meiweis die Tat begangen hat, war jahrelang Pilger-Stätte für alle möglichen Menschen. Die Nachbarschaft und der gesamte Ort an sich sind noch heute der Geschichte nicht wohlgesonnen und hatten sich über den starken Andrang der Medien und "Besucher" extrem belästigt gefühlt.

Seit 2017 dürfte dieses Interesse allerdings zumindest etwas geschmälert sein. Meiwes Elternhaus, und damit der Tatort, sind komplett abgebrannt.

Noch heute ist fraglich, ob es sich hierbei um Brandstiftung handelte. 

Armin Meiwes vor Gericht

Foto(s): https://www.google.com/url?sa=i&url=https%3A%2F%2Fwww.shutterstock.com%2Fde%2Feditorial%2Fimage-editorial%2Farmin-meiwes-known-%2527cannibal-rotenburg%2527-enters-court-8169490a&psig=AOvVaw1NENBd7LdW8vvzAlssIYyo&ust=1715774607923000&source=images&cd=vfe&opi=89978449&ved=0CBIQjRxqFwoTCLCSldSMjYYDFQAAAAAdAAAAABAE

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