Worauf Patchworkfamilien achten sollten, Teil I – what patchwork families should pay attention to

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Worauf müssen Patchworkfamilien achten? Teil I

Die sog. „Patchworkfamilie“, immer mehr Ausdruck der Pluralisierung heutiger familiärer Strukturen vor allem in urbanen Gegenden, moderne Ausprägung von fam. Haushalten, stellt das deutsche Erbrecht vor neue Herausforderungen. Als Familie ist jeglicher Zusammenschluss von Partnern und/oder mit Kindern durch das Grundgesetz geschützt.

Es sei eine Familie bedacht, in der jeder Ehepartner ein Kind aus der vorherigen Ehe mitbringt und es gibt die gemeinsamen Kinder. Als weitere Besonderheit wohnt nur die Tochter des Ehemannes in dieser Patchworkfamilie, während der Sohn der Ehefrau bei seinem Vater in den USA wohnt und keinen Kontakt zur Mutter pflegt.

Hier versagt beispielsweise das klassische Berliner Testament, in dem die Ehepartner sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzen und „unsere Kinder“ zu Schlusserben und bringt der Patchworkfamilie ziemliche Unruhe. Spätestens im Schlusserbfall, also nach dem Tod des letzten Ehepartners stellt sich die Frage, wer denn „unsere Kinder“ sind. 

Nur die gemeinsamen Kinder oder auch die Kinder aus vorherigen Verbindungen oder nur die Kinder im gemeinsamen Haushalt? Streit kann dann die Folge sein, wenn sich die Partner in der Patchworkfamilie keine Gedanken bei der Testamentsabfassung gemacht haben oder dies völlig vergessen. Die Verteilung des Nachlasses hängt dann, wenn man dies dem Gesetz überlässt, von Zufälligkeiten ab.

Nach der gesetzlichen Erbfolge erben nur die leiblichen oder adoptierten Kinder des Erblassers, nicht jedoch die „gepatchten“ Kinder des anderen Ehegatten. Der andere Ehegatte hat neben den erbberechtigten Kindern ein besonderes Erbrecht abhängig vom Güterstand.

Es erben nach der gesetzlichen Erbfolge immer zuerst die Kinder oder an deren Stelle die Enkel, Urenkel und so weiter. Zu den Abkömmlingen zählen auch nichteheliche Kinder und adoptierte Kinder. Es handelt sich dabei um Erben der sogenannten 1. Ordnung. Hat der Erblasser keine Nachkömmlinge erben die Eltern, an deren Stelle, wenn die Eltern verstorben sind, die Geschwister und deren Abkömmlinge, Nichten und Neffen. Dies sind die Erben der 2. Ordnung, die nur ans Erben kommen, wenn wirklich kein Erbe der 1.Ordnung vorhanden ist.

Sind auch keine Erben 2. Ordnung vorhanden, erben Onkel, Tanten, an deren Stellen Cousinen und Cousins. In der 4. Ordnung geht es dann um die Urgroßeltern und deren Nachkömmlinge.

Der Ehepartner erbt neben dem Verwandtenerbrecht nach einem besonderen Schlüssel. Die Höhe seins gesetzlichen Erbteiles bestimmt sich zum einen nach dem Güterstand der Ehe, meistens liegt der Güterstand der Zugewinngemeinschaft vor, wenn die Eheleute nicht speziell mittels notariellem Vertrag eine Gütergemeinschaft oder Gütertrennung vereinbart haben.

Zum anderen bestimmt sich der gesetzliche Erbteil danach neben wem die Erbfolge eintritt. Der Ehegatte erbt neben Abkömmlingen (Erben 1.Ordnung) grundsätzlich weniger als neben Geschwistern (Erben 2. Ordnung).

Es ist auch ein häufiger Trugschluss, dass der Ehegatte, wenn keine Kinder vorhanden sind automatisch alles erbt. Sind Eltern oder Geschwister des Ehepartners vorhanden also Erben 2. Ordnung erben diese mit. Kinderlose Ehepartner, die dies nicht wünschen brauchen also immer ein Testament.

Im Hinblick auf das o. a. Beispiel ist es so: Die Eheleute sind in zweiter Ehe im typisch gesetzlichen Güterstand (Zugewinngemeinschaft) verheiratet und bringen jeweils 1 Kind aus der vorherigen Ehe mit.

Der Ehemann verstirbt zuerst. Es erbt die aktuelle Ehefrau ½ (¼ gesetzlicher Erbteil + ¼ pauschaler Zugewinnausgleich) und seine leibliche Tochter ebenfalls ½. Stirbt daraufhin die Ehefrau, erbt nur ihr leiblicher Sohn aus der ersten Ehe das gesamte Vermögen der Mutter. 

Dazu zählt auch der vorher ererbte hälftige Erbteil vom Ehemann. Die Tochter erhält nichts, weil sie mit der Stiefmutter nicht blutsverwandt ist. Im Endeffekt erhält damit der Sohn die Hälfte des Vermögens des Stiefvaters und das gesamte Vermögen seiner Mutter.

Stirbt die Ehefrau zuerst, verkehrt sich das Verhältnis entsprechend zugunsten der Tochter des Ehemannes.

Die gesetzliche Erbfolge führt in der Patchworkfamilie dazu, dass die Kinder des länger Lebenden klar bevorzugt sind.

Wer die Verteilung des Nachlasses gerechter wünscht, muss hier ein Testament abfassen und sollte auf eine sorgfältige Formulierung achten. Wenden Sie sich an Ihren Anwalt bzw. Ihre Anwältin.

English version:

What patchwork families should pay attention to – Part I

The "patchwork family", which is becoming the expression of the pluralization of today's family structures, especially in urban areas, the modern form of family ownership, poses new challenges for German inheritance law. As a family, any association of partners and / or children is protected by the Basic Law. 

Consider a family in which each spouse brings a child from the previous marriage and there are the common children together. Another special feature is that only the daughter of the husband lives in this patchwork family, while the son of the wife lives with his father in the US and maintains no contact with the mother.

Here for example, the classic Berlin testament fails in which the spouses mutually commit themselves to sole heiress and "bring our children" to final heirs and this leads the patchwork family quite a bit of discomfort. At the latest in the final fall, so after the death of the last spouse, the question arises, who "our children" actually are.

 Only the common children or the children from previous connections or just the children in the same household? Quarrels can then be the result if the partners in the patchwork family have made no thoughts in the testamentary writing or completely forgotten. The distribution of the estate, if left to the law, depends on chance.

According to the legal inheritance only the biological or adopted children of the testator, but not the patched“ children of the other spouse, inherit the other spouse has a special right of inheritance depending on the matrimonial property.

According to the legal succession always the children or in their place the grandchildren, great-grandchildren and so on inherit first. The descendants include non-marital children and adopted children. These are heirs of the so-called 1st order. If the testator has no descendants, the parents, in whose place, when the parents have died, inherit the siblings and their offspring, nieces and nephews. These are the 2nd order heirs who only come to the heir if there really is no 1st order heir.

If there are no 2nd order heirs, uncle, aunts, and cousins and cousins will come into their own. The 4th order is then about the great-grandparents and their descendants.

The spouse inherits concerning the relatives' right to heir as a special one. The amount of his statutory inheritance is determined firstly by the matrimonial property of the marriage, usually the matrimonial property of the Zugewinngemeinschaft is before, if the spouses have not specifically agreed by a notarized contract a property community or property separation.

On the other hand, the statutory inheritance is determined by whom the succession takes place. In addition to descendants (first-order heirs), the spouse inherits less than siblings (2nd-order heirs). It is also a frequent fallacy that the spouse, if there are no children, inherits everything automatically. Are parents or siblings of the spouse present so heirs of the 2nd order inherit . Childless spouses who do not want this so always need a last will or testimonial.

With regard to the example above, it is like this: The spouses are married in the second marriage in the typical legal matrimonial relationship (Zugewinngemeinschaft) and each one brings a child from the previous marriage.

The husband dies first. The current wife inherits ½ (¼ statutory inheritance + ¼ lump sum gain compensation) and his biological daughter also ½. Directively thereafter, the wife, only her biological son from the first marriage inherits the entire fortune of the mother. This includes the previously inherited half inheritance from the husband. The daughter receives nothing because she is not a blood relative to the stepmother. As a result, the son receives half of the stepfather's fortune and all of his mother's wealth.

If the wife dies first, the relationship reverses accordingly in favor of the husband's daughter.

The legal succession leads in the patchwork family to the fact that the children of the longer living spouse are clearly preferred. Those who wish the distribution of the estate more justly should design a last will here and should pay attention to a careful distribution. Please contact your lawyer here.


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