Zustellung spanischer Klage wg. Verbrechens – Spanish lawsuit devlivered due to crime? GER/ENG

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Der Ratsuchende wendet sich an seine Anwältin aufgrund eines Vorfalls in Spanien im Juli 2019, wonach er in Konflikt mit der Zivilgarde gekommen ist. Er schilderte, von einem Spanier angegriffen worden zu sein, wodurch die Zivilgarde direkt anrückte. 

Er sei noch durch den Angriff am Boden gelegen und sein Bekannter hätte mit der Zivilgarde diskutiert, da er angegriffen wurde und die Staatsgewalt ihn zunächst selbst beschuldigte. Durch diverse Diskussionen seines Bekannten mit der Zivilgarde seien ihm dann direkt die Handschellen angelegt und er gewaltsam auf das Auto gedrückt worden. 

Er kündigte dann an, diese Gewaltbereitschaft gegenüber Touristen zu filmen und in soziale Netzwerke hochzuladen, worauf ihm dann ohne Vorwarnung von einem der Zivilgarde ins Gesicht geschlagen worden sein soll und er, nachdem er zu Boden fiel, auch festgenommen worden sein soll. 

Der Ratsuchende ist nicht vorbestraft und hatte auch bislang noch keinerlei Probleme dieser Art mit einer Staatsgewalt. Er und sein Freund seien dann ca. 16 Stunden in Gewahrsam genommen und dann dem Haftrichter vorgeführt und nach der getätigten Aussage freigelassen worden. 

8 Monate nach diesem Vorfall habe er eine Klageschrift aus Spanien per E-Mail auf Spanisch zugestellt erhalten (nicht auf dem Postweg). Mit unwahren Behauptungen der beteiligten Personen der Zivilgarde und mir sei ihm hier folgendes zur Last gelegt worden. 

(Übersetzung): Verbrechen des Widerstands und schwerer Ungehorsam gegen die ausführenden Beamten sowie der modifizierende Umstand des Verbrechens, der die analoge Verantwortung des starken Alkoholkonsums Nr. 7a von Art. 21 in Bezug auf Nr. 2 erfüllt mit Strafandrohung für das Verbrechen des Widerstands und des schwerwiegenden Ungehorsams gegen die Staatsbeamten von Art. 556 des C. P. die Strafe von 10 Monaten Freiheitsstrafe oder Geldstrafe i. H. v. (...). 

Dem Freund des Ratsuchenden sei sogar 12 Monate Freiheitsstrafe angedroht worden. 

Der Ratsuchende begehrt die Antwort, ob er die nur per E-Mail zugestellte Klage ignorieren sollte, da diese nur auf E-Mail zugestellt wurde, er diese sprachlich nicht verstehe und den Erhalt auch nicht bestätigt habe. Welche Konsequenzen hätte dies, wenn in seiner Abwesenheit das Verfahren eröffnet würde und er gegebenenfalls auch verurteilt würde – wäre er dann auch in Deutschland vorbestraft?

Grundsätzlich ist hier auszuführen, dass für die Frage, ob ein Verfahrensausgang eingetragen wird, dies davon abhängt, ob die ausländische Behörde eine Mitteilung an das deutsche Bundeszentralregister macht. Das handhabt jede Behörde eines anderen Staates individuell. 

Es wird daher empfohlen, sich an die deutsche Anwältin zu wenden, die sich umgehend mit einem spanischen Kollegen in Verbindung setzen wird. Der Ratsuchende und Mandant selbst wird – wie auch in Deutschland – keine Akteneinsicht bekommen, diese erhält nur der Anwalt. 

Alles Weitere kann sodann die Anwältin nach Akteneinsicht und Würdigung aller Voraussetzungen und Beweise rechtlich abschätzen und eine Verteidigungsstrategie erarbeiten. 

Es sei hier noch anzumerken, dass der mitgeteilte Sachverhalt im Gegensatz zu Deutschland ist die Tat im Gegensatz zu Spanien kein Verbrechen, sondern „nur“ ein Vergehen darstellt, gegebenenfalls gibt es entsprechende Milderungen oder Strafausschlüsse ähnlich wie in § 113 StGB :

„...Die Tat ist nicht nach dieser Vorschrift strafbar, wenn die Diensthandlung nicht rechtmäßig ist. Dies gilt auch dann, wenn der Täter irrig annimmt, die Diensthandlung sei rechtmäßig.

(4) Nimmt der Täter bei Begehung der Tat irrig an, die Diensthandlung sei nicht rechtmäßig, und konnte er den Irrtum vermeiden, so kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder bei geringer Schuld von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen. 

Konnte der Täter den Irrtum nicht vermeiden und war ihm nach den ihm bekannten Umständen auch nicht zuzumuten, sich mit Rechtsbehelfen gegen die vermeintlich rechtswidrige Diensthandlung zu wehren, so ist die Tat nicht nach dieser Vorschrift strafbar; war ihm dies zuzumuten, so kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen....“

Ferner ist anzumerken, dass es gegebenenfalls bei Vorliegen der Voraussetzungen in Spanien auch einen Anspruch auf Pflichtverteidigung und staatliche Kostenübernahme gibt.

Dies muss aber detailliert geprüft werden. Zwar ist die Klageschrift nur per E-Mail zugestellt worden, jedoch wird mit hoher Wahrscheinlichkeit und aufgrund der Schwere des Vorwurfs diese auf dem Postwege nachfolgen. Bei Delikten gegen die Staatsgewalt sind viele Länder äußerst streng im Vorgehen. 

Bei Beratungs- oder Verteidigungsbedarf wenden Sie sich an Ihre Anwältin.

English Version

The seeker turns to his lawyer for an incident in Spain in July 2019, after which he came into conflict with the civil guard. He described being attacked by a Spanish person who brought the civil guard directly into action. He was still lying on the ground due to the attack and his acquaintance had discussed with the civil guard because he had been attacked and the state authorities initially accused him.

Through various discussions between his acquaintance and the civil guard, the handcuffs were put on him and he was pressed onto the car by force. He then announced that he would film this willingness to use violence against tourists and upload it to social networks whereupon he was said to have been hit in the face by one of the civil guards without warning and after falling to the ground, was also arrested. The person seeking advice has no criminal record and has never had any problems of this kind with a state power. He and his friend were then held in custody for about 16 hours and then brought before the judge and released after the statement was made. 

8 months after this incident, he received a complaint from Spain by email in Spanish (not by post). With false claims of the civil guards involved and myself, he was accused of the following (translation): Crimes of resistance and severe disobedience to the executing officials as well as the modifying circumstance of the crime, which fulfills the analogous responsibility of the heavy alcohol consumption No. 7a of Art. 21 in relation to No. 2 with the threat of punishment for the crime of resistance and serious disobedience against state officials under Art. 556 of the C.P. the penalty of 10 months imprisonment or a fine in the amount of (...) The friend of the seeker was even threatened with 12 months in prison. 

The person seeking advice requests the answer as to whether he should ignore the complaint which was only sent by e-mail since it was only served by e-mail, he did not understand the language and did not confirm receipt. What would be the consequences if the proceedings were opened in his absence and if necessary convicted - would he also have a criminal record in Germany?

In principle, it must be stated here that whether the outcome of the proceedings is entered depends on whether the foreign authority has made a notification to the German Federal Central Register. Each authority in another state handles this individually. It is therefore recommended to contact the German lawyer who will contact a Spanish colleague immediately. As in Germany, the person seeking advice and the client himself will not have access to the file, only the lawyer will. The lawyer can then legally assess everything else after having inspected the file and assessed all the prerequisites and evidence and worked out a defense strategy. 

It should also be noted here that the reported situation, in Germany in contrast to Spain, the act is not a crime, but "only" represents an offense; there may be corresponding exemptions or exemptions similar to those in § 113 StGB:

"... The offense is not punishable under this provision if the official act is not lawful. This also applies if the offender wrongly assumes that the official act is legal.
(4) If the perpetrator wrongly assumes, on committing the offense, that the official act is illegal, and if he was able to avoid the error, the court can, at its discretion, mitigate the sentence (Section 49 (2)) or, if the guilt is negligible, from punishment refrain from this rule. 

If the perpetrator could not avoid the mistake and, according to the circumstances known to him, it was also unreasonable for him to defend himself with legal remedies against the allegedly unlawful official act, the offense is not punishable under this provision; if this was reasonable, the court may, at its discretion, mitigate the sentence (Section 49, Paragraph 2) or refrain from punishment in accordance with this provision ... "

It should also be noted that if the conditions are met in Spain, there may also be a right to compulsory defense and state reimbursement of costs. However, this must be checked in detail.

The application was only sent by e-mail, but it is highly likely and due to the seriousness of the allegation that it will be sent by post as well. Many countries are extremely strict when it comes to offenses against state violence.

If you need advice or a defense, contact your lawyer.


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