Die Ausschlagung der Erbschaft in Italien und Deutschland: so funktioniert es.

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Das Thema ist die Erbschaft in Italien. Das deutsche und das italienische Recht unterscheiden sich bei der Annahme und Ausschlagung von Erbschaften. 

Was bedeutet eigentlich Annahme der Erbschaft?

Durch die Annahme der Erbschaft kann eine Person, die zum Erbe berufen wird, Erbe werden und die Güter (und Schulden) des Erblassers in Besitz nehmen.

Wie funktioniert die Annahme der Erbschaft in Deutschland und in Italien?

In beiden Fällen besteht das Grundprinzip darin, einen Erben für den Nachlass zu finden.

Während man in Deutschland jedoch automatisch Erbe wird, wenn nicht innerhalb von sechs Wochen eine wirksame Ausschlagungserklärung beim Notar oder Nachlassgericht eingereicht wird, gilt in Italien eine Zehnjahresfrist für die Annahme einer Erbschaft.

Wenn Sie diese Frist verstreichen lassen, ohne etwas zu unternehmen, verlieren Sie das Recht, das Recht die Erbschaft in Italien anzunehmen.

Welche Konsequenzen der unterschiedliche Rechtsrahmen mit sich bringt?

Dieser Unterschied ist besonders wichtig, wenn Schulden in der Erbschaft vorhanden sind oder wenn der Erbe die Schulden vermutet, sich aber nicht sicher ist, ob sie vorhanden sind.

In Italien hat der eingesetzte Erbe in der Regel ausreichend Zeit, die notwendigen Prüfungen vorzunehmen, während in Deutschland die Erbschaft überstürzt angetreten werden muss.

In Italien gibt es auch eine automatische Möglichkeit, eine Erbschaft anzunehmen.

Wenn die als Erbe benannte Person im Besitz der zu vererbenden Vermögenswerte ist (z. B. wenn sie die Schlüssel der Wohnung des Verstorbenen besitzt), hat sie nur drei Monate Zeit, um zu handeln, ansonsten gilt sie als Erbe.

Was passiert, wenn eine Person die Erbe ausschlägt?

Gläubiger des Verstorbenen können sich nicht an eine Person wenden, die eine Erbschaft ausgeschlagen hat, um Schulden zu begleichen.

Ausschlagung der Erbschaft in Deutschland und Vermögen in Italien, welches Gesetz findet Anwendung?

Wenn eine Erbschaft in Deutschland ausgeschlagen wird, ist das gesamte Vermögen des Erblassers betroffen, unabhängig davon, wo es sich befindet, auch wenn es sich in Italien befindet. 

Wird die Erbschaft in Deutschland ausgeschlagen, gilt auch für die Nachlassgegenstände (z.B. Immobilien oder Bankkonten) in Italien.

...und bei der Annahme?

In diesem Fall umfasst die angenommene Erbschaft auch in Italien belegenes Vermögen. 

Was ist der Unterschied zwischen ausdrücklicher und stillschweigender Annahme? 

Wie bereits erwähnt, gibt es in Italien normalerweise keinen automatischen Mechanismus, durch den man Erbe wird, wenn man die Erbschaft nicht ausschlägt. 


Derjenige, der vor der Annahme der Erbschaft als Erbe tätig wird, wird aber als Erbe angesehen. Daher kann nach italienischem Erbrecht die Annahme der Erbschaft durch konkludentes Handeln erfolgen. 

Wer z. B. vor Annahme der Erbschaft Nachlassgegenstände veräußert, kann die Erbschaft nicht mehr ausschlagen.

Zu welchem Zweck ist eine ausdrückliche Annahme der Erbschaft erforderlich?

Auch wenn es möglich ist, eine Erbschaft stillschweigend anzunehmen, kann die Annahme notariell beurkundet werden. 

Der Vorteil ist, dass die Annahme durch eine notarielle Urkunde gesichert werden kann und auch im Grundbuch oder Kataster eingetragen werden kann.

Aus diesem Grund verlangen italienische Notare eine ausdrückliche Annahme der Erbschaft in Form eines Rechtsakts, auch wenn die gesetzliche Erbfolge bereits geregelt ist und die als Erbe benannte Person als Eigentümer im Grundbuch eingetragen ist, was etwa 500 EUR kostet.

Welches Recht gilt für die Ausschlagung oder Annahme der Erbschaft bei einer deutsch-italienischen Erbschaft?

Nach der Europäischen Erbrechtsverordnung regelt das Erbrecht, das die Erbfolge bestimmt, auch die Abgabe von Ausschlagungs- und Annahmeerklärungen und legt fest, wie und wann diese mitzuteilen sind.

Als Beispiel: Unterliegt die Erbfolge italienischem Recht, so regelt dieses auch die Art und Weise der Annahme (bzw. Ausschlagung) der Erbschaft.

Wo muss die Ausschlagungserklärung aufgesetzt werden?

In der Regel muss die Erbschaftserklärung bei dem Gericht oder dem Notariat abgegeben werden, in dem Land, in dem der Erbschaftsfall eingetreten ist.

Was sind die Folgen?

Wenn Sie eine Erbschaft ausschlagen, sind Sie kein Erbe mehr und erhalten keine Vermögenswerte (z. B. Girokonten oder Immobilien), sind aber auch vor den aufgelaufenen Schulden des Erblassers geschützt.

Kann ich eine bereits in Italien oder Deutschland errichtete Verzichtserklärung zurückziehen? 

Sowohl in Italien als auch in Deutschland ist die Anfechtung der Erbausschlagung möglich, aber die Bedingungen und Fristen dafür sind unterschiedlich.

Welche weiteren Folgen hat die Ausschlagung einer Erbschaft?

Wenn jemand auf seine Erbschaft verzichtet, erbt er nicht die Schulden, aber wenn er Kinder hat, werden sie an seiner Stelle zum Erben berufen. (Rappresentationsprinzip)

Wie können Minderjährige in Italien und Deutschland eine Erbschaft ausschlagen? 

In Deutschland können Eltern in einigen Fällen im Namen ihrer Kinder auf das Erbe verzichten. In Italien muss die Ausschlagung immer vom Vormundschaftsgericht (= sog. Giudice tutelare) genehmigt werden. 

Daher muss immer ein entsprechender Antrag bei italienischem Gericht gestellt werden.


Foto(s): https://pixabay.com/illustrations/vintage-aviation-inventions-3892435/

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