Drogenhandel über „Telegram“ – Polizei hat das Soziale Netzwerk im Visier!

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Drogenhandel über

Die Polizei kämpft nun gegen den Drogenhandel auf „Telegram“! Seit nunmehr als sieben Jahren gibt es das soziale Netzwerk „Telegram“. Es gilt als eines der sichersten Messenger, welcher versucht dem Zugriff durch große Konzerne oder Behörden zu entgehen. Damit ist scheinbar nun Schluss. In den vergangenen Wochen kam es zu mehreren Zugriffen der Polizei gegen Mitglieder von vermeintlich kriminellen Telegram-Gruppen. Im Zentrum steht vor allem der Drogenhandel, welcher sich teilweise aus dem Darknet hinaus auf „Telegram“ verlagert hat. Was Sie wissen müssen, wenn Sie Teil einer solchen Gruppe sind oder gar mit einem Straf- oder Ermittlungsverfahren konfrontiert werden, erfahren Sie im Folgenden.

Das sind die Themen dieses Artikels:

  • Gründe für den Drogenhandel über Telegram
  • Sicherheit der Chats und Gruppen auf Telegram
  • Verhalten des Betreibers im Umgang mit den Behörden
  • Zugriff der Polizei auf Telegram
  • Strafbarkeit der Mitgliedschaft in einer Telegram-Gruppe
  • Strafen für den Handel mit Drogen
  • Wahrscheinlichkeit des Auffliegends einer Gruppe
  • Start von polizeilichen Ermittlungen
  • Anzeichen eines Ermittlungsverfahrens
  • Verhalten beim Umgang mit den Behörden
  • Professionelle Hilfe

Weitere Fragen beantworten wir ihnen gern direkt per WhatsApp.

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Warum werden Drogen über Telegram gehandelt?

Es ist offenkundig, dass Informationen in Chats eines etablierten Messengers den Behörden einfacher zugänglich sind, als solche, die über verdeckte Kanäle (wie im Darknet) laufen. Dennoch florieren die Telegram-Gruppen mit Drogenbezug. Es liegt wohl an den vergangenen Erfolgen gegen den Darknet-Handel, dass alternative Netzwerke vermehrt genutzt werden. Ein weiterer Faktor könnte aber auch der einfachere Zugang für Techniklaien sein. Der Handel über Telegram ist schließlich einer breiteren Masse zugänglich, wodurch auch unbescholtene Bürger schnell in die Versuchung kommen können Drogen zu kaufen.

Wie sicher sind Chats und Gruppen auf Telegram?

Ein großes Problem bei der Sicherheit von Nachrichten auf Telegram ist die schwach ausgebaute Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Sicherheit verhält sich bei den einzelnen Kommunikationsformen wie folgt.

Privatchats:

  • keine automatische Aktivierung der Chatverschlüsselung

  • Verschlüsselung muss vor Chaterstellung aktiviert werden

  • es existiert keine automatische Chatlöschung

Gruppenchats:

  • es besteht keine Möglichkeit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

  • ein einfacherer Eintritt per Link ist möglich

  • der Zugang ist für den Admin nicht kontrollierbar

  • die Gruppenmitglieder sind für jeden sichtbar

Vor allem die Gruppenchats sind sehr einfach abzuhören. Von der Verschlüsselungstechnik ausgehend ist vermutlich sogar WhatsApp als sichereres Medium anzusehen.

Kooperieren die Betreiber von Telegram mit den Behörden?

Die Kooperationsbereitschaft der Telegram-Betreiber ist äußerst gering. Dies ist auch der zentrale Grund für das landläufige Image als sichere Messenger-Alternative. Abgesehen bei Strafverfolgungen gegen terroristische Netzwerke ist man nicht sonderlich bereit Informationen über die Nutzer rauszugeben. Den Behörden bleibt also ein Zugang auf offiziellem Wege verwehrt. Dass nun am 29.10.2020 neun Chatgruppen mit rund 8.000 Mitgliedern in der Bundesrepublik hochgenommen wurden, zeigt, dass die Behörden scheinbar einen anderen Zugang gefunden haben.

Wie kommt die Polizei an Informationen aus Telegram?

Der Polizei ist seit rund fünf Jahren der Handel über Telegram bekannt, jedoch hat man sich schwer getan diese Kanäle erfolgreich auszuheben. Dies ist vor den offenkundigen Sicherheitslücken des Netzwerks verwunderlich. Ein Problem mag die Einigelung der Gruppen sein, so muss man erst einmal über mehrere Gruppen weitergeleitet werden, um in eine wirkliche Drogengruppe zu gelangen.

Den Behörden stehen folgende technische Wege offen:

  • Einsatz von Bots (generieren eher Zufallsfunde)

  • Installierung von Staatstrojanern auf den Geräten von Admins/Dealern

  • Infiltration der Gruppen durch verdeckte Ermittler

Der koordinierte Zugriff lässt auf verdeckte Ermittler oder den Einsatz von Staatstrojanern schließen. Es wurden in allen Fällen die Konten der Admins übernommen, welche womöglich weitere Gruppe geleitet haben. Somit können und werden die Ermittler weitere Kreise ziehen.

Ist es strafbar Teil einer kriminellen Telegram-Gruppe zu sein?

Eine Mitgliedschaft in einer Telegram-Gruppe, durch welche Dealer und Konsument vermittelt werden, ist für sich genommen nicht strafbar. Eine Strafbarkeit liegt erst vor, wenn eine kriminelle Handlung aus den Chatverläufen hervorgeht. Also konkret ein „Deal“ nachgewiesen werden kann. Der Chat verlagert sich aber meist für konkrete Absprachen aus der Gruppe in den privaten Chat. Eine Hürde für die Behörden stellt dabei die, im Idealfall eingeschaltete, Verschlüsselung des Privatchats dar. Kommt es jedoch zu einer Hausdurchsuchung beim Kunden oder Händler, bei der das Handy beschlagnahmt wird, ist die Verschlüsselung zwecklos, da die Chatverläufe auf dem Gerät vorliegen.

Was kann mir bei einer Mitgliedschaft in einer „Dealergruppe“ vorgeworfen werden?

Der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung oder der Ermöglichung von Straftaten liegt bei einer simplen Gruppen-Mitgliedschaft fern. Es wird im Regelfall zu Ermittlungen bezüglich eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) kommen.

Wie hoch sind die Strafen bei einem Verstoß gegen das BtMG?

Die Strafen bei einem Verstoß gegen das BtMG hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Drogenart

  • Drogenmenge (geringe, normale oder nicht-geringe Menge?)

  • mehrfacher oder einfacher Verstoß

  • Vorstrafen

  • Bandenmäßigkeit

  • Tätlichkeit

  • besondere Gefährdungen

Das Strafmaß kann bis zu 15 Jahre betragen und liegt bei bestimmten Konstellationen, wie beispielsweise einer bandenmäßige Tatbegehung, nicht unterhalb von einem bzw. zwei Jahr(en).

Wie wahrscheinlich ist das Auffliegen einer Drogengruppe auf Telegram?

Der Knoten scheint bei der Polizei geplatzt und das Problem mit dem Zugang gelöst. Im Zuge der Gruppenübernahmen im Oktober 2020 konnten folgende Erfolge erzielt werden:  

  • 8.000 Konten wurden aufgedeckt

  • 28 Administratoren bzw. Dealer wurden festgestellt

  • 30 Wohnungen wurden durchsucht

Die Ergebnisse der Hausdurchsuchungen werden den weiteren Weg vorgeben. Es wird eine gewisse Zeit brauchen bis alle Datenträger ausgewertet sind und weitere Kreise gezogen werden können. Ein großes Problem für die Kunden wird die meist gute Buchführung der Dealer sein, welche häufig erstaunlich akkurat die vollzogenen Deals und Kundeninformationen erfassen. Die letzten Darknet-Erfolge haben diese Eigenart der Dealer nochmals eindrucksvoll bewiesen.

Wann ermittelt die Polizei gegen mich?

Wird festgestellt, dass man Mitglied in einer einschlägigen Gruppe ist oder war, steht mit absoluter Sicherheit ein Ermittlungsverfahren im Haus. Die Behörden gehen nicht davon aus, dass man „ausversehen“ und ohne Hintergedanken in einer solchen Gruppe gelandet ist.

Wie erfahre ich von einem laufenden Ermittlungsverfahren?

Die Behörden versuchen in einem Ermittlungserfahren genügend Beweismaterial zusammenzutragen um eine Verurteilung des Beschuldigten zu ermöglichen, daher wird möglichst versucht ein laufendes Ermittlungsverfahren vor dem Beschuldigten unentdeckt zu lassen.

Man wird wohl erst durch eine Hausdurchsuchung von einem solchem Verfahren gegen sich erfahren, da ansonsten wichtiges Beweismaterial vernichtet werden könnte. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Beschuldigte erst durch einen Strafbefehl oder einer Vorladung von seinem Los erfährt.

Wie soll ich mich während eins Ermittlungsverfahrens verhalten?

Stehen die Behörden bei einem vor der Tür, ist den Aufforderungen zwar Folge zu leisten, doch sollte sich selbst durch folgende Schritte schützen:  

  • sein Schweigerecht wahrnehmen

  • der Durchsuchung widersprechen  

  • einen Anwalt einschalten

  • Kopien der beschlagnahmten Daten und Dokumente anfertigen

  • beschlagnahmte Gegenstände dokumentieren

Da man nicht weiß, ob die Behörden tatsächlich was gegen einen in der Hand haben, sollte man sich möglichst bedeckt halten um nicht ungewollt den Behörden in die Karten zu spielen.

Wer kann mir helfen?

Da eine Verurteilung aufgrund eines Verstoßes gegen das BtMG, stark von der Auslegung des Gerichts abhängt, ist es von Vorteil einen fähigen Rechtsbeistand neben sich zu wissen. Dieser kann Akteneinsicht beantragen, wodurch der tatsächlichen Ermittlungsstand bekannt wird, und ein geeignetes Verteidigungskonzept erarbeiten. Mit dem richtigen Handeln und einen guten Anwalt ist eine deutliche Reduzierung des Strafmaßes oder sogar die Einstellung des Verfahrens möglich. Sollten Sie also mit den Behörden im Konflikt stehen oder dahingehende Sorgen haben, melden Sie sich einfach über das folgende Kontaktformular oder die angegebene Telefonnummer, gerne auch per WhatsApp, bei Dr. Brauer Rechtsanwälte.

Beachten Sie auch den Artikel zum Thema in unserem Rechtsblog:Drogenbestellung über Messenger - Was muss ich wissen?

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