Insolvenz gestern und heute: von Götzen Baumarkt bis Garant Schuh + Mode/Zeit der Sanierung

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Insolvenz gestern und heute: Von Götzen-Baumarkt bis Garant-Schuh + Mode/Zeit der Sanierung

I. Die Zeit vor 1999/Fall Götzen-Baumärkte

  1. Insolvenzeinleitung: Februar 1998- also vor Inkrafttreten der Insolvenzordnung im Jahr1999
  2. Probleme damals: Vermieter kündigte gute Standorte, um Sie an Konkurrenten zu vermieten- Insolvenzverwalter kann nicht reagieren; Verlustbringende Standorte können nicht vom Insolvenzverwalter gekündigt werden
  3. Das Ergebnis damals: Es blieb nur der Verkauf einzelner Vermögenswerte und die Zerschlagung des Rechtsträgers
  4. Was hat sich durch die Insolvenzordnung und die Möglichkeit des Insolvenzplanverfahrens geändert?
    Durch die Insolvenzordnung wurden die Sanierungschancen stark verbessert. Die Insolvenzordnung bietet dem Insolvenzverwalter die Möglichkeit verlustbringende Verträge zu kündigen. Der Vermieter hingegen darf Verträge nicht kurzfristig kündigen. Durch die Bildung von Gruppen kann das Abstimmungsverhalten der Gläubiger strategisch genutzt werden. Durch Insolvenzplan hätte Götzen erhalten werden können.
  5. Die besondere Herausforderungen heute
  • schneller Überblick durch den Insolvenzverwalter
  • schnelle Prüfung der Sanierungschancen und –voraussetzungen
  • perfekte Kommunikation mit den Gläubigern und anderen Verfahrensbeteiligten
  • Überzeugung der Gläubiger von der Besserstellung durch Insolvenzplan
  • Bewahrung wichtiger Kundenkontakte
  • Erhaltung der Mitarbeiterstrukturen und Halten aller wichtigen Mitarbeiter
  • Kapital zur Fortführung
  • Fachkompetenz und Sanierungserfahrung des Insolvenzverwalters
II. Insolvenzplan als Chance/Fall Garant Schuh + Mode AG
  1. Insolvenzeinleitung: September 2004
  2. Insolvenzursache: Vorherige Übernahme von Salamander; Unterschätzung der Sanierungsaufwendungen und dadurch eigene Zahlungsunfähigkeit
  3. Probleme: 4000 Fachhändler und 2000 Vertragslieferanten mussten erhalten werden ; zur Fortführung war ein Massekredit in Höhe von 15 Millionen erforderlich
  4. Sanierungsmaßnahmen:
  • Reduzierung der Tochter- und Beteiligungsfirmen
  • Personalmaßnahmen: es wurde in Absprache mit den Mitarbeitern längere Arbeitszeiten und Wochenendarbeit vereinbart; Verkleinerung des Personalbestandes
  • Ausbau des IT-Bereichs
  • Suche nach Finanzinvestoren
  • Fortsetzung der bisherigen Finanzierung
  • Kapitalherabsetzung und anschließende Kapitalerhöhung
  • Gebot einer Befriedigungsquote von 38,4 %, davon 14,7 als Barquote und 23,7 % aus der Verwertung von nicht betriebsnotwendigem Vermögen und Realisierung von Anfechtungsansprüchen
  • Verzicht auf die Restforderungen der Gläubiger
  • Steuerfreier Sanierungsgewinn durch sofortigen Forderungsverzicht

Das Ergebnis:

Der Insolvenzplan wurde 2008 von der Mehrheit der Gläubigergruppen angenommen und vom Insolvenzgericht bestätigt. Mehrere Tausend Arbeitsplätze konnten erhalten werden.

Für Fragen zum Insolvenzplan stehen wir Ihnen gerne mit einem kompetenten Team zur Verfügung.

Hermann Kulzer (pkl) Fachanwalt für Insolvenzrecht, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht


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