Landgericht Karlsruhe, Urteil vom 06.12.2021 – 8 O 2030/20 – Haushaltsführungsschaden

Verlangt ein Geschädigter vor einem Zivilgericht Schadensersatz nach § 823 Abs. 1 BGB wegen einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Körperverletzung, wird zwar häufig ein angemessenes Schmerzensgeld nach § 253 BGB zusätzlich zu Heilbehandlungskosten geltend gemacht. Viele Geschädigte übersehen allerdings, dass ihnen bei Körperverletzungen auf der Rechtsfolgenseite häufig zusätzlich auch ein sogenannter Haushaltsführungsschaden zusteht. Dieser soll dem Geschädigten Ersatz dafür gewähren, dass er durch körperliche Verletzungen ganz oder teilweise an der privaten Haushaltstätigkeit gehindert ist.

Sehr schnell kann sich dieser zusätzliche Schaden – je nach Dauer, Schwere und Art der Beeinträchtigungen – auf mehrere Tausend Euro aufsummieren, so dass die häufige Vernachlässigung dieser Schadensposition in der Praxis verwundert. Die Bezifferung und Darlegung des Anspruchs verlangt allerdings, dass der Geschädigte aufschlüsselt, welche Haushaltstätigkeiten er mit welchem wöchentlichen Stundenansatz an gesunden Tagen durchführt, und in welchem Maß die erlittene Verletzung für welche Zeiträume jeweils zu einer Beeinträchtigung der konkreten Tätigkeit geführt hat. Das Gericht kann dann, wenn diese Grundlagen vom Geschädigten nachvollziehbar dargestellt sind, die Höhe des Schadens nach § 287 ZPO schätzen. Viele Gerichte stützen sich hierbei im Wesentlichen auf das Praxishandbuch Haushaltsführungsschaden von Schah Sedi, 2017.

Das Landgericht Karlsruhe hat in der oben zitierten Entscheidung beispielsweise bei einer Verletzung, die zu einer wochenlangen Unbrauchbarkeit des Daumens der Geschädigten geführt hat, nach einer detaillierten Aufschlüsselung entsprechend den oben dargestellten Grundlagen einen fiktiven Haushaltsführungsschaden in Höhe von immerhin € 3.520,00 zugesprochen.