Strikes (Verwarnungen) bei Youtube - Kanal geschlossen? Was jetzt?

  • 5 Minuten Lesezeit

Was sind Strikes?

Kurz gesagt, Strikes sind Verwarnungen von YouTube. Diese sollen dem Kanalinhaber zu verstehen geben, dass er auf seinem Kanal etwas getan hat, was er nicht durfte.

Was für Arten von Strikes gibt es?

Strikes kann man für zwei Arten von Vergehen erhalten:

Urheberrechtsverletzungen

Dies ist zum Beispiel immer dann der Fall, wenn in einem Video Musik benutzt wurde, für die man keine Rechte hatte. Oder man hat einen ganzen Film oder Filmausschnitte für sein Video benutzt, ebenfalls ohne die notwendigen Rechte dafür zu haben.

Es ist jedoch nicht gesagt, dass man bei einer Urheberrechtsverletzung sofort einen Strike erhält. Möglich ist auch, dass der Rechteinhaber lediglich seine Rechte entsprechend anmeldet und zum Beispiel eine Monetarisierung des Videos nicht mehr möglich ist bzw. Werbeeinnahmen direkt an den Rechteinhaber gehen.

Allerdings kann es je nach Umfang der Urheberrechtsverletzung auch sein, dass YouTube nicht nur einen Strike erteilt, sondern der Kanal sofort gesperrt wird. Wenn man also den gerade im Kino abgefilmten Film bei YouTube hochlädt, dann wird YouTube sicherlich Kanal sofort dichtmachen.

Verletzungen von Community-Richtlinien von YouTube

Sollte eine Verletzung von Community-Richtlinien vorliegen, muss man hingegen ganz genau hinschauen, welche Regelung von YouTube hier verletzt sein könnte.

Die Richtlinien findet man online, dies sind z.B.

https://www.youtube.com/intl/de_be/about/policies/#community-guidelines

Auch hier ist es möglich, dass YouTube nicht sofort einen Strike erteilt. Möglich ist auch hier, dass zunächst die Monetarisierung eingeschränkt wird. So mancher Werbetreibende möchte nicht im Kontext von solchen Videos erscheinen und daher wird die Möglichkeit für dich Werbeeinnahmen mit diesem Video zu erzielen eingeschränkt.

YouTube reagiert in diesem Zusammenhang übrigens auch auf Schlagwörter. Die genaue und vollständige Liste kennt wohl nur YouTube. Wenn aber bestimmte Schlagworte genannt werden, kann die Monetarisierung eingeschränkt werden. Auch unsere Videos sind davon teilweise betroffen. Warum dies genau der Fall ist, wissen auch wir nicht. Zum Beispiel unsere Videos

Verkehrsunfall - Was nun? – Rechtliche Soforthilfe für Unfallbeteiligte

Dieselskandal: „Thermofenster“ beim Dieselmotoren von Volvo?

Coronavirus - Schulen schließen - Eure Rechte als Eltern

Einige YouTuber haben dieses Problem ebenfalls erkannt und versuchen daher in ihren Videos oder auch in den Videobeschreibungen auf bestimmte Schlagwörter zu verzichten bzw. die entsprechenden Wörter im laufenden Video akustisch auszublenden.

Vor dem ersten Strike: Warnung

Wenn man gegen die Community-Richtlinien verstoßen hat heißt das nicht automatisch, dass man sofort einen Strike bekommt. Normalerweise erhält man daher beim ersten Verstoß nur eine Warnung. Diese Warnung wird auch dauerhaft im Kanal vermerkt und beim nächsten Verstoß erhält man dann einen Strike. Diese Warnung gibt es auch nur bei einem Verstoß gegen Community-Richtlinien und nicht bei Urheberrechtsverletzungen. Dort erhält man bei einem Verstoß direkt einen Strike.

Allerdings kann bereits ein einzelner schwerer Verstoß ohne vorherige Warnung  dazu führen, dass YouTube den Kanal schließt.  Dazu jedoch später mehr.

Was bedeutet es, wenn man einen Strike bekommen hat?

Zumeist führt es dazu, dass man Einschränkungen auf seinem Kanal hinnehmen muss. D.h. man kann nicht mehr alle Funktionen von YouTube nutzen, zumindest zeitweise.

Folgende Aktionen sind dann eine Woche lang nicht mehr möglich:

- Hochladen von Videos und Stories

- Livestreams starten

-  Benutzerdefinierte Thumbnails erstellen

- Communitybeiträge erstellen

 - Erstellung, Bearbeitung von Playlists oder ihnen Mitbearbeiter hinzufügen

 - Playlists über die Schaltfläche „Speichern“ der Wiedergabeseite hinzufügen oder von ihr entfernen

-   bei einer Premiere Trailer zeigen

-   Zuschauer von einem Livestream zu einer Premiere weiterleiten oder umgekehrt

Die Funktionen werden nach einer Woche automatisch wieder aktiviert.

Achtung: Strikes bleiben 90 Tage lang auf dem Kanal bestehen. D.h., lässt man sich innerhalb von 90 Tagen nichts weiter zu Schulden kommen, verfällt der Strike. Sollte man allerdings innerhalb der 90 Tage nochmals einen Verstoß begehen, erhält der Kanal einen zweiten Strike.

Es ist übrigens nicht gestattet, diese Straf-Maßnahmen von YouTube mit einem anderen Kanal zu umgehen. Sollte man dies tun, kann auch dieses wiederum Sanktionen bis hin zur Löschung des Kanals nach sich ziehen.

Zweiter Strike- Was bedeutet dieser?

Sofern man innerhalb von 90 Tagen nach der ersten Verwarnung einen zweiten Strike erhält, ist es zwei Wochen lang nicht möglich Inhalte auf dem Kanal zu posten. Sollten innerhalb dieser zwei Wochen keine weiteren Probleme auftreten, erhält der Kanalinhaber wieder Zugriff auf alle Funktionen.

Auch dieser Strike wird wieder 90 Tage lang gespeichert.

Dritter Strike – Löschung des Kanals

Erhält man innerhalb von 90 Tagen drei Strikes, wird der Kanal endgültig von YouTube entfernt.

Aber natürlich will man nicht, dass es soweit kommt. Was also kann man tun, wenn man einen Strike bekommt?

90 Tage abwarten

Wenn man selbst einsieht, was man falsch gemacht hat, ist es wohl das Einfachste, sich 90 Tage lang nichts weiter zu Schulden kommen zu lassen oder gegebenenfalls komplett auf das Hochladen von Videos zu verzichten. Nach diesen 90 Tagen verfällt der Strike und man fängt sozusagen von vorne an.

Mögliche „Rechtsmittel“

Sollte der eigene Kanal einen Strike erhalten haben und man ist der Meinung, dass YouTube dabei Fehler gemacht hat, kann man Widerspruch gegen diese Entscheidung einlegen.

Sollte der Kanal gänzlich gekündigt worden sein, kann man auch hier über ein Formular Beschwerde gegen die Entscheidung einlegen.

Sofern der  Kanal aufgrund von Ansprüchen wegen Urheberrechtsverletzungen gekündigt wurde und die erhobenen Ansprüche nach Ansicht des Kanalinhabers unzutreffend sein, besteht die Möglichkeit ebenfalls über ein bei YouTube hinterlegtes Formular eine Gegendarstellung einzureichen.

Aber man sollte der nicht allzu große Hoffnungen haben. Wenn der Kanal erst einmal gesperrt ist, sind die Chancen eher gering, dass dieser wieder von YouTube geöffnet wird. Dasselbe gilt für die Beseitigung von Strikes. Allerdings empfiehlt es sich, sich hier gegebenenfalls rechtlichen Beistand zu suchen, der außerhalb der Kontaktformulare Kontakt zu YouTube bzw. Google aufnimmt.

Unser Tipp

Insbesondere für YouTuber und Influencer, die YouTube gewerblich nutzen ist es elementar wichtig, genau zu wissen was sie tun. Gerade für neue YouTuber ist aber das Dickicht aus Gesetzen und Vorschriften, auch außerhalb von YouTube, nicht leicht zu durchschauen. Hinzu kommen gegebenenfalls Verträge mit Auftraggebern und Mitarbeitern. Es ist daher unabdingbar, sich rechtzeitig einen genauen rechtlichen Überblick zu verschaffen, um nicht später das Nachsehen zu haben.

Mehr Infos auch im Video.

Über die Kanzlei Mutschke
Frau Rechtsanwältin Nicole Mutschke ist gefragte Rechtsexpertin und deutschlandweit bekannt aus den Medien (RTL, ntv, ZDF, sterntv, WDR etc.). Die Kanzlei Mutschke berät ihre Mandanten bundesweit engagiert und kompetent in allen Fragen des Social Media-, Unternehmens- und Verbraucherrechts.
 Auf TikTok hat die Kanzlei den ersten Anwaltskanal in Deutschland gegründet und berät dort ihre wachsende Followerschaft in allen rechtlichen Belangen. Die Kanzlei unterhält ebenfalls Kanäle auf Instagram, YouTube, Twitch etc.

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