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Lärmbelästigung durch Nachbarn: Diese Rechte haben Sie!

  • 5 Minuten Lesezeit
Lärmbelästigung durch Nachbarn: Diese Rechte haben Sie!

Wenn die Tage länger werden, beginnt die Saison für Feste unter freiem Himmel. Und auch bei der Gartenarbeit kann es teilweise ziemlich laut werden. Das ist ärgerlich, denn andauernder Lärm macht im Ernstfall krank. In vielen Fällen haben Sie allerdings das Recht auf Ihrer Seite und können gegen die Lärmbelästigung vorgehen:

  • Der Zeitraum von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens gilt üblicherweise als Nachtruhe und der Zeitraum von 13 Uhr bis 15 Uhr als Mittagsruhe. 

  • Rasenmähen am Sonntag ist in Wohngebieten verboten. 

  • Feuerwerk muss beim Ordnungsamt angemeldet werden. 

  • Kinderlärm ist laut Bundes-Immisionsschutzgesetz keine schädliche Lärmeinwirkung. 

  • Sie sollten zuerst einen Versuch unternehmen, die Lärmquelle durch ein Gespräch mit dem Verursacher zu beseitigen. Hilft das nicht, können Sie die Polizei oder das Ordnungsamt verständigen. 

Welche Vorschriften gibt es?

Vorschriften, die regeln, wann Lärmbelästigung beginnt, sind über mehrere Gesetzbücher und Verordnungen verstreut. Sie finden sich unter anderem im Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG) und im Bundes-Immisionsschutzgesetz (BImSchG). Unzulässiger Lärm wird in § 117 OWiG als Lärm ohne berechtigten Anlass definiert, durch den die Allgemeinheit oder Nachbarschaft erheblich belästigt oder geschädigt werden kann und der zudem vermeidbar ist. Als Konsequenz kann ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro drohen. 

Wichtig sind auch die Ruhezeiten für Anwohner in Wohngebieten. Allerdings kann es vorkommen, dass in unterschiedlichen Gemeinden verschiedene Ruhezeiten gelten. Üblicherweise gilt der Zeitraum von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens als Nachtruhe und von 13 Uhr bis 15 Uhr als Mittagsruhe. Sind Sie sich nicht sicher, welche Ruhezeiten für Sie gelten, sollten Sie einen Blick in die Lärmschutzverordnung Ihrer Kommune und in Ihre Hausordnung werfen.

Lärmbelästigung durch Partys und Feiern

Hat die Nachtruhe begonnen, muss jede Feier im Freien vom Veranstalter beendet werden. Tut er das nicht, haben Sie das Recht auf Ihrer Seite, wenn Sie sich beschweren. Trotz landläufiger Meinung hilft auch kein Hinweis im Treppenhaus, dass es aufgrund einer Feier bis spät in die Nacht laut werden kann. 

Die Feiergemeinde hat allerdings die Möglichkeit, Feiern, die draußen stattfinden, nach 22 Uhr nach innen zu verlegen. Dort muss die Feier allerdings bei Zimmerlautstärke weitergehen. In der Rechtsprechung wird Zimmerlautstärke als ein Lärmpegel definiert, bei dem Geräusche nur in den Räumen zu hören sind, in denen sie entstehen. Nach außen dringen dürfen sie nicht. Macht die Feiergemeinde sich dennoch ab 22 Uhr weiterhin lautstark bemerkbar, können Anwohner ihre Rechte geltend machen. 

Generell ist Vorsicht bei lauter Musik geboten: Laut einem Urteil des Amtsgerichts Kleve gilt eine Musiklautstärke von 40 dB sogar außerhalb der Ruhezeiten als für die Nachbarn unzumutbar.

Der Vatertag als Ausnahme?

Vatertag, Männertag, Herrentag – das Gegenstück am 30. Mai zum Weltfrauentag hat viele Namen. Viele Männer nehmen ihren Ehrentag zum Anlass, besonders ausgelassen zu feiern. Die geltenden Ruhezeiten werden hierdurch trotzdem nicht außer Kraft gesetzt. Auch die ausgelassenste Vatertagsfeier muss um 22 Uhr entweder enden oder nach innen verlegt werden. 

Im Volksmund hält sich bis heute die Annahme, dass es einmal im Jahr erlaubt sein muss, mit der Feierlautstärke über die Stränge zu schlagen. Dieser Volksglaube ist und bleibt allerdings ein Mythos – auch wenn man den Vatertag zum Anlass nimmt. 

Lärmbelästigung durch Feuerwerk

Ein Lichtermeer am Himmel kann ganz besonders im Sommer die Krönung einer gelungenen Veranstaltung sein. Zu dumm nur, wenn es dabei sämtliche Anwohner um den Schlaf bringt. Das Zünden von Silvesterraketen und Feuerwerksbatterien gilt als Feuerwerk der Klasse 2, das beim Ordnungsamt oder der Gemeinde angemeldet werden muss. Wer das nicht tut, muss in vielen Bundesländern mit einer Geldbuße von bis zu 10.000 Euro rechnen. 

Fühlen Sie sich von einem Feuerwerk gestört, haben Sie das Recht, beim zuständigen Ordnungsamt nachzufragen, ob es ordnungsgemäß beantragt wurde. Wenn nicht, dürfen Sie die Polizei verständigen. Die einzige Ausnahme ist der Silvesterabend, an dem für Feuerwerksliebhaber keine spezielle Erlaubnis nötig ist, um sich auszutoben (§ 23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV)).

Lärmbelästigung durch laute Gartenarbeit

Sommerzeit und intensive Gartenpflege gehen für so manchen Hand in Hand – sehr zum Leidwesen geräuschempfindlicher Anwohner. Hier hat jedoch der Gesetzgeber vorgesorgt. Regelungen für laute Gartengeräte finden sich in der 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (32. BImSchV). Hier wird verordnet, dass Rasenmähen in Wohngebieten am Sonntag verboten ist. Auch werktags zwischen 20 Uhr und 7 Uhr darf kein Rasen gemäht werden. Nicht vergessen: Als Werktag gilt zudem der Samstag! Eine Regelung gibt es zudem für Freischneider, Grastrimmer, Laubbläser und Laubsammler. Hier ist auch der Betrieb von 13 Uhr bis 15 Uhr nicht zulässig. 

Wer dennoch seine lauten Gerätschaften zur Gartenpflege nach Gutdünken zum Einsatz kommen lässt, muss sich im Extremfall mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro abfinden. Allerdings lohnt sich hier ein Blick in die Lärmverordnungen des betreffenden Bundeslands, da im jeweiligen Landesrecht durchaus abweichende Regeln gelten können. 

Lärmbelästigung durch Kinder ist ein Sonderfall

In den Sommermonaten erfreuen sich nicht nur Kinderspielplätze besonderer Beliebtheit. Dasselbe gilt für Grünflächen, die Kinder und Jugendliche zur sportlichen Betätigung einladen. Der damit verbundene Lärmpegel schmeckt allerdings nicht jedem. Dagegen vorzugehen dürfte sich allerdings als erfolgloses Unterfangen erweisen. Denn Kinder werden durch den Gesetzgeber besonders in Schutz genommen. Lärm, der von ihnen ausgeht, gilt gemeinhin als typische Ausdrucksform des Spiel- und Bewegungsdrangs von Kindern, der somit seitens Nachbarn und Anwohnern grundsätzlich hinzunehmen ist. 

Im Bundes-Immisionsschutzgesetz ist zu lesen, dass Kinderlärm generell keine schädliche Umwelteinwirkung ist und auch in der Rechtsprechung sind mittlerweile zahlreiche kinderfreundliche Urteile bekannt. Diese Erfahrung mussten auch Mieter einer Wohnung in der Nähe des Bolzplatzes einer Schule machen, die aufgrund der Lärmentwicklung ihre Miete um 20 Prozent gemindert hatten. Ihr Vermieter klagte hierauf, und die Mieter erlitten vor Gericht Schiffbruch. Die Karlsruher Richter wiesen nämlich prompt auf die gesetzlich geregelte Sonderstellung von Kinderlärm hin und schlossen im vorliegenden Fall eine Mietminderung aufgrund der Spielgeräusche aus (Urteil vom 29.05.2015, Az.: VIII ZR 197/14).      

Nachbarn und Anwohner können somit gegen Kinderlärm generell nicht vorgehen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Ist die Ursache für den Lärm bloße Rücksichtslosigkeit, müssen sich Anwohner das nicht gefallen lassen.

Darf man wegen Lärmbelästigung sofort die Polizei rufen?

Die Gewerkschaft der Polizei gibt den Ratschlag, auf keinen Fall bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Hörer zu greifen, um einen potenziellen Ruhestörer zu melden. Vielmehr wird empfohlen, das zuständige Polizeipräsidium erst zu verständigen, wenn sich die Lärmquelle nicht durch ein klärendes Gespräch mit dem Verursacher beseitigen lässt. In den meisten Fällen lassen aber auch die ausgelassensten Feiergemeinden mit sich reden. Lässt sich die Lage nicht durch ein Gespräch mit dem Verursacher klären, können Sie sich an die örtliche Polizeistelle oder das Ordnungsamt wenden. 

Andauernde Ruhestörung kann zudem ein Mietminderungsgrund sein. Empfehlenswert ist hier das Führen eines Lärmprotokolls, mit dem Sie Buch führen, wann die Lärmbelästigung stattgefunden hat. Dieses können sie anschließend dem Vermieter vorlegen. Auf keinen Fall sollten Sie jedoch ohne Zustimmung des Vermieters weniger Miete zahlen – egal, wie sehr Sie der Lärm stört. 

(JSC)

Foto(s): ©Adobe Stock/ivanko80

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Rechtstipps zu "Lärmbelästigung" | Seite 4

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    „Ein Beitrag von Alexander Bredereck , Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht , Berlin. Lärmbelästigung ist Dauerbrenner Das Thema Lärmbelästigung als Mangel der Mietsache – und damit …“ Weiterlesen
  • 30.06.2017 Rechtsanwalt Alexander Bredereck
    „… sind, kann das durch Fotos geschehen. In Fällen der Lärmbelästigung ist ein Lärmprotokoll sinnvoll, das genau auflistet, wann es in welcher Intensität und für welche Dauer zu Beeinträchtigungen kommt …“ Weiterlesen
  • 07.06.2017 Rechtsanwalt Willy Marquardt
    „… die Darlegungslast des Mieters, wie auch in dem aktuell entschiedenen Fall. Der Mieter hatte die Lärmbelästigung in seiner Wohnung ausreichend beschrieben und zudem durch detaillierte Lärmprotokolle …“ Weiterlesen
  • 31.05.2017 Rechtsanwalt Alexander Bredereck
    „… sich der Bundesgerichtshof mal wieder mit der Frage der Mietminderung aufgrund von Lärmbelästigung beschäftigt und dabei zum Umfang der Darlegungslast des Mieters, speziell zu den Anforderungen an ein Lärmprotokoll …“ Weiterlesen
  • 31.01.2017 Rechtsanwalt Dr. Tobias Kumpf
    „… von Nachteilen dieser Maßnahme kompensiert werden mit der Folge, dass Anlieger entsprechend mit geringeren Beiträgen belastet werden dürfen. Nachteile können sich etwa aus einer erhöhten Lärmbelastung …“ Weiterlesen
  • 30.11.2016 Dr. Scholz & Weispfenning Rechtsanwälte
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  • 26.11.2019 anwalt.de-Redaktion
    „… Richter führt das Tragen von hochhackigen Schuhen bei einer hellhörigen Altbauwohnung mit Fliesen- und Laminatboden in einem Mehrfamilienhaus zu einer unzumutbaren Lärmbelästigung. In derartigen …“ Weiterlesen
  • 02.06.2020 Rechts- und Fachanwalt Christian Doerfer
    „… , kann er in extremen Fällen sein Mietverhältnis fristlos kündigen. Kommt es zum Gerichtsprozess, muss der beeinträchtigte Mieter das Ausmaß der Lärmbelästigung durch Zeugen beweisen. Ein detailliertes Lärmprotokoll …“ Weiterlesen
  • 17.10.2016 Rechtsanwalt Nima Armin Daryai
    „… aufgrund der Lärmbelästigung durch die Lüftungsanlage gemindert hatten, wurde die Klage der Vermieterin abgewiesen. Nach Ansicht des Landgerichts war die Miete in diesem Fall zu Recht gemindert worden …“ Weiterlesen
  • 30.09.2016 Rechtsanwalt Jörg Schwede
    „… dem eigenen Hotelzimmer oder vor dem Hotelpool. Aber stellt dieser Lärm einen Reisemangel dar und welche Rechte haben Sie als Urlauber bei einer solchen Lärmbelästigung? Eine Verallgemeinerung wird man …“ Weiterlesen
  • 07.07.2016 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion
    „… , zogen die lärmempfindlichen Nachbarn vor Gericht. Lärmbelästigung hält sich in Grenzen Das Amtsgericht (AG) Siegburg entschied, dass die Nachbarn den Dauerbetrieb des Rasenroboters dulden müssen …“ Weiterlesen
  • 25.06.2016 Rechtsanwalt Alexander Bredereck
    „… für eine Kündigung von Wohnraum immer einen der gesetzlich limitierten Kündigungsgründe. Lärmbelästigungen oder sonstige Vertragsstörungen können grundsätzlich dazugehören. Kinderlärm …“ Weiterlesen
  • 17.06.2016 Rechtsanwältin Pirko Silke Lehmitz
    „… verwendet werden? Im vorliegenden Fall stritten Vermieter und Mieter miteinander. Auslöser war eine behauptete Lärmbelästigung. Der Streit wurde lautstark geführt, als der Vermieter sein Handy herausholte …“ Weiterlesen
  • 08.06.2016 Gabriele Weintz, anwalt.de-Redaktion
    „… und ist bei seiner Firma gesetzlich unfallversichert. Am 11.06.2012 erschien er beim Werksarzt. Er gab an, an seinem Arbeitsplatz einer erhöhten Lärmbelästigung ausgesetzt zu sein, insbesondere durch Baulärm …“ Weiterlesen
  • 02.06.2016 Neubauer ■ Wahnfried Rechtsanwälte
    „… Köln, Urt. v. 06.03.2008, Az.: 134 C 419/07). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Reisende eine im Hotel befindliche Baustelle und damit verbundene Lärmbelästigungen nicht klaglos hinnehmen …“ Weiterlesen
  • 31.05.2016 Gerold und Partner - Rechtsanwälte und Notar
    „… kann, wenn der Vermieter selbst gegen die Lärmbelästigung vorgehen kann. Das war hier ausgeschlossen, weil ihm Entschädigungsansprüche nach § 22 des Bundesimmissionsschutzgesetzes nicht zustanden …“ Weiterlesen
  • 09.05.2016 Rechtsanwältin Ninja Lorenz LL.M.
    § 535 Abs. 1 S. 2 BGB normiert, dass der Vermieter dem Mieter die Mietsache in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand übergeben und zu erhalten hat. Den Vermieter treffen daher zwei Ver … Weiterlesen
  • 29.03.2016 Rechtsanwalt Franz-Ludwig Kopinski
    „… eine Notunterkunft für bis zu 500 Asylbewerber eingerichtet. Wegen Lärmbelästigung klagt der Grundstückseigentümer vor dem Landgericht und beantragt die Untersagung der Einrichtung der Notunterkunft, solange es keine …“ Weiterlesen
  • 07.03.2016 Rechtsanwalt Alexander Bredereck
    Ein Beitrag von Alexander Bredereck , Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht , Berlin und Essen. Bauarbeiten können speziell in Großstädten zu einer erheblichen Belastung für Mieter werden. I … Weiterlesen
  • 24.02.2016 Rechtsanwalt Alexander Bredereck
    „… sollten. 1. Ansprüche ausmachen Wenn der Mietgebrauch durch Lärmbelästigungen beeinträchtigt wird, können für Mieter Ansprüche gegen verschiedene Personen bzw. Gesellschaften gegeben sein. Welche …“ Weiterlesen
  • 19.02.2016 Rechtsanwalt Tim Geißler FA Strafrecht
    „Stress, hohe Lärmbelästigung im Alltag und der demographische Wandel tragen dazu bei, dass Schwerhörigkeit in Deutschland – unabhängig vom Alter – immer mehr zum Thema wird. Eine Beeinträchtigung …“ Weiterlesen
  • 15.02.2016 Rechtsanwalt Henry Naeve
    „… als Lärmbelästigung angesehen wurde (vgl. z. B.: LG Berlin, Urteil vom 11.01.1999 – 62 S 290/98), in diesem und ähnlichen Fällen war das Waschen jedoch stets nur eine unter mehreren Lärmquellen, sodass …“ Weiterlesen
  • 02.02.2016 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion
    „… gegen ihre Vermieterin Ansprüche auf Rückzahlung zu viel gezahlter Miete geltend. Grund dafür war eine erhebliche Lärmbelästigung aufgrund einer Großbaustelle. Die befand sich genau gegenüber …“ Weiterlesen
  • 01.10.2015 Sandra Voigt, anwalt.de-Redaktion
    „… . Das wäre z. B. möglich bei einer reinen Schreibtischtätigkeit des Mieters. Weil der Gitarrenunterricht vorliegend aber zu einer Lärmbelästigung der Mitmieter führte, musste der Vermieter ihn …“ Weiterlesen