Betrug mit Kanalsanierung zu Wucherpreisen

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Dubiose Kanalreiniger sind derzeit in Hamburg und Umgebung unterwegs, um vor allem ältere Menschen auszunehmen. Dabei ist die Masche immer die Gleiche:

Es klingelt an der Haustür und es steht ein freundlicher Herr vor der Tür, der eine günstige Kanal-Sichtung für nur ca. 29,00 EUR anbietet. Dabei dient der niedrige Preis nur als Einstieg, um anschließend dem Kunden weitere Leistungen bis hin zu einer Komplettsanierung geschickt aufzudrängen. Denn lässt man sich auf eine solche Überprüfung ein, wird am Tag der eigentlichen Durchführung plötzlich behauptet, die Rohre seien so verschmutzt, verkrustet oder mit Wurzeln zugewachsen, dass man zunächst einmal eine umfangreiche Reinigung vornehmen müsse, da man ansonsten ja gar nicht erkennen könne, ob die Leitungen schadhaft seien. Dieses Reinigen und Fräsen kostet dann schon gute weitere 900,00 EUR.  Mit anschließender Spülung des Kanals wird dem Hausbesitzer sodann suggeriert, dass dringender Handlungsbedarf bestünde, da der Kanal schon derart undicht sei, dass die Sanierungsarbeiten auf jeden Fall in den nächsten Tagen durchgeführt werden müssen. Bei dem angekündigten Schreckensszenario kann der Hauseigentümer dann nur von Glück reden, dass die Rohrsanierer zufällig an der Tür standen, um einen weitergehenden (größeren) Schaden zu verhindern. Da es aber den Blick in die Glaskugel nicht gibt und man somit auch nicht vorhersagen kann, was passieren wird (z.B. morgen, in einer Woche oder auch erst in ein paar Monaten oder Jahren), kann man gleichermaßen auch geschickt Fragen zum konkreten Ausmaß und den Folgen des behaupteten Schadens ausweichen, um sich somit später nicht vor Gericht vorhalten lassen zu müssen, durch bestimmte Aussagen den Kunden getäuscht zu haben.   

Aufgrund des behaupteten akuten Handlungsbedarfs soll der Hauseigentümer dazu gedrängt werden, die ihm vorgelegten Auftragsformulare sofort zu unterzeichnen. Das Ziel ist hier ganz klar ein schneller Sanierungsauftrag, der noch vor Ablauf der Widerrufsfrist ausgeführt werden soll, damit auch das dem Verbraucher gesetzliche zustehende (Haustür-)Widerrufsrecht (da man ja an der Haustür angesprochen wurde) noch am gleichen Tag erlischt und der Auftraggeber auch keinerlei Bedenkzeit mehr hat. Glücklicherweise sind auch schon alle Handwerker und Gerätschaften gleich vor Ort, damit man noch am selben Tag loslegen kann. Hierdurch wird ganz klar eine Drucksituation hervorgerufen, sodass der Kunde unter diesem Eindruck schließlich auch den Auftrag unterschreibt und anschließend von einer vier- bis teilweise fünfstelligen Rechnungssumme überrascht wird.  

Die sog. Kanalhaie bieten dabei zumeist eine Komplettsanierung der gesamten Abwasserleitung mit der sog. Kurzlinertechnik an, wobei für gewöhnlich eine solche nicht erforderlich ist. Sehr wahrscheinlich würde eine punktuelle Reparatur an der oder den einzelnen Schadstellen reichen, sofern überhaupt Schäden vorhanden waren und diese nicht nur vorgetäuscht wurden. Selbst wenn tatsächlich die gesamte Leitung sanierungsbedürftig wäre, wäre die sog. Longlinertechnik viel geeigneter, da sie wesentlich langlebiger und im Vergleich auch kostengünstiger ist. Zudem werden die zu sanierenden Meter erfahrungsgemäß auch meistens falsch angegeben bzw. hiervon zu viel berechnet.

Was können Sie als Betroffener also tun? Eigentümer(innen), die an der Haustür angesprochen worden sind und mit einem schlechten Gefühl einen Sanierungsauftrag unterschrieben haben, können Schlimmeres oft verhindern, indem sie den Vertrag binnen 14 Tagen ab Vertragsschluss schriftlich (am besten per Einschreiben) widerrufen. Sind die Arbeiten jedoch schon fertig gestellt, ist ein Widerruf aufgrund des im Vorfeld erklärten Verzichts zumeist nicht mehr möglich. In dem Fall kann nur noch ein Anwalt helfen. Da das hier beschriebene Geschäftsprinzip auf einer arglistigen Täuschung basiert, gibt es somit auch noch Mittel und Wege, sich im Nachhinein von dem untergeschobenen Vertrag zu lösen.

Wenn Sie den Verdacht haben, auf einen sog. Kanalhai hereingefallen zu sein, kontaktieren Sie mich gerne unter 04131-2190711, per Mail unter kontakt@anwalt-lueneburg.net oder meiner Webseite unter https://www.anwalt-lueneburg.net/kontakt. Ich vertrete im Raum Hamburg Geschädigte von unseriös arbeitenden Kanalreinigungsunternehmens.

Foto(s): wix.com

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