Mein Käufer betrügt mich über PayPal - was mache ich jetzt?

  • 6 Minuten Lesezeit

PayPal ist eine praktische und grundsätzlich auch sichere Form des elektronischen Bezahlens. Doch Betrüger nutzen Schwächen des Systems aus. Immer häufiger ist folgende Masche zu beobachten:

  • Nach einem Kauf bei einer Online-Plattform, wie z.B. eBay-Kleinanzeigen.de wird behauptet, dass die erworbene Ware nicht angekommen oder mangelhaft sei.
  • Das bereits gezahlte Geld holt sich der Käufer über den PayPal Käuferschutz zurück oder lässt die PayPal-Buchung von seinem Bankkonto zurückbuchen. Dieses Geld holt sich PayPal seinerseits vom Verkäufer zurück.
  • Dem Verkäufer bleibt weder das Geld noch die Ware.

In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen, was Sie tun können, wenn Sie Opfer solcher Betrüger geworden sind.



Was mache ich, wenn ich Opfer eines PayPal-Betrugs geworden bin? 4 Maßnahmen!

Eine solche Situation kann beängstigend sein. Behalten Sie dennoch einen kühlen Kopf! Nicht Sie haben sich rechtswidrig verhalten, sondern der Betrüger. Aber Sie müssen handeln.

Maßnahme 1: Erstatten Sie Strafanzeige!

Erstatten Sie Strafanzeige! Das Verhalten des Betrügers wird juristisch als sogenannter „Dreiecksbetrug“ klassifiziert und ist gemäß § 263 I StGB strafbar. Dies geht in den meisten Orten mittlerweile sogar online. Googlen Sie dafür einfach nach „Online Strafanzeige + Ihr Wohnort“. Stellen Sie der Polizei alle Beweismaterialien zur Verfügung, die Sie haben. Dazu gehören die Nachrichten, die Sie mit dem Betrüger ausgetauscht haben, der Zahlungsbeleg von PayPal, die Erstattungsaufforderung von PayPal sowie die Sendungsverfolgung. Eine Strafanzeige zu stellen ist absolut kostenlos und wird Sie auch im weiteren Verlauf, zum Beispiel wenn die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, keinen Cent kosten.

Maßnahme 2: Nehmen Sie Kontakt mit dem PayPal-Support auf!

Teilen Sie dem PayPal-Support mit, dass Sie einem Betrüger aufgesessen sind! Als Beweis fügen Sie die Tracking-Nummer des Pakets als Zustellnachweis bei. Beachten Sie, dass das Tracking online noch aufrufbar sein muss. Fertigen Sie zur Sicherheit also einen Screenshot an. Auch können Sie darauf hinweisen, dass Sie bereits Strafanzeige erstattet haben. Wichtig ist aber, dass der Zustellnachweis nach Ziffer 4.2.2 der Verkäuferschutzrichtlinie von PayPal die nachfolgend aufgelisteten Voraussetzungen erfüllt:

  1. Name des Versandunternehmens
  2. Datum des Versands
  3. Name und Adresse des Empfängers
  4. Name und Adresse des Versenders

    Alle großen Paketunternehmen erfüllen diese Kriterien in der Regel, wenn sie online eine Paketmarke kaufen. Sie erhalten eine Mail, in der Sie einen Link zum Tracking finden. Achtung: Verschicken Sie das Paket nur von der Adresse, die Sie bei PayPal angegeben haben und nur an die Adresse, die Ihr Käufer bei PayPal hinterlegt hat. Anderenfalls greift der Verkäuferschutz nicht. Haben Sie keinen Zustellnachweis, wird es leider schwierig, die ordnungsgemäße Lieferug zu beweisen. Versuchen Sie PayPal trotzdem zu überzeugen.

Maßnahme 3: Nehmen Sie Kontakt mit der Aufsichtsbehörde CSSF auf!

Wenden Sie sich an die Aufsichtsbehörde CSSF! Sollte PayPal sich trotz eines gültigen Zustellnachweises weigern, die Zahlungsaufforderung zurückzunehmen, können Sie sich an die „Commission de Surveillance du Secteur Financier“ (CSSF) wenden. Die CSSF ist die für PayPal in der gesamten EU zustände Aufsichtsbehörde. Auf Ihrer Website stellt Sie ein deutschsprachiges Beschwerdeformular zur Verfügung (https://reclamations.apps.cssf.lu/index.html?language=de). Dieses können Sie nutzen, wenn Sie innerhalb eines Monats keine zufriedenstellende Antwort von PayPal erhalten. Dort müssen Sie den Sachverhalt schildern und die Korrespondenz mit PayPal zur Verfügung stellen. Die CSSF wird Ihren Fall dann überprüfen. Wenn Ihr Zustellnachweis den Anforderungen genügt, sind Ihre Erfolgsaussichten gut. Diesen Weg können Sie auch gehen, wenn Sie keinen Zustellnachweis, aber einen anderen Beweis haben, zum Beispiel eine Empfangsbestätigung des Kunden.

Maßnahme 4: Setzen Sie Ihre Ansprüche mit anwaltlicher Unterstützung durch!

Alternativ können Sie Ihre Ansprüche selbst durchsetzen. Da es sich hierbei um eine zivilrechtliche Streitigkeit handelt, ist es möglich, dass Sie diesen Weg allein gehen. Ich rate Ihnen angesichts der Komplexität aber dringend, sich anwaltlich vertreten zu lassen. Denkbar sind dabei zwei Konstellationen. Im ersten Fall nehmen Sie den Betrüger in Anspruch, wenn dessen Identität ermittelbar ist. Jedoch gehen Betrüger geschickt vor, sodass dies nur selten möglich sein wird. Im zweiten Fall halten Sie sich an PayPal, wenn Sie einen ausreichenden Zustellnachweis oder ausnahmsweise anderen Beweis haben.


Was passiert, wenn ich das Geld von PayPal bereits auf mein Bankkonto abgebucht habe?

Es ist ein Irrglaube, dass PayPal kein Geld von Ihnen zurückfordern kann, sobald Sie das Geld aus Ihrem PayPal-Konto auf Ihr Bankkonto transferiert haben. Sollte aus Sicht von PayPal eine Forderung gegen Sie bestehen (beispielsweise dadurch, dass der Betrüger den Käuferschutz aktiviert) und Ihr Guthaben für die Begleichung nicht ausreichen, wird PayPal Ihr Konto ins Minus setzen. Von diesem Zeitpunkt an können Sie dieses nicht mehr nutzen. Sie werden aufgefordert, dieses Minus durch eine Einzahlung auszugleichen. Diese Forderung können Sie nur aus der Welt schaffen, indem Sie PayPal wie oben beschrieben mit dem Zustellnachweis beweisen, dass Sie einem Betrüger aufgesessen sind.

PayPal verlangt von mir eine Rückerstattung. Bedeutet das, dass ich Opfer eines Betrugs geworden bin?

Nicht zwingend. Kontrollieren Sie zunächst mithilfe der Tracking-Nummer, ob das Paket angekommen ist. Sollte dem nicht so sein, versuchen Sie den Käufer zu kontaktieren und die Situation gütlich zu lösen. Das gleiche gilt, wenn der Käufer behauptet, dass die Ware mangelhaft sei. Wenn Sie den Mangel nachvollziehen können, bieten Sie ihm eine Rücknahme der Ware gegen Zahlung des Kaufpreises oder eine Minderung an. Wenn das Paket angekommen ist und der Käufer auf Ihre Kontaktversuche nicht reagiert, hat der Käufer wahrscheinlich kein Interesse an einer Einigung mit Ihnen.

Wie kann ich einen PayPal-Betrug verhindern?

Im besten Fall erkennen Sie einen Betrug, bevor Sie ihm zum Opfer fallen. Beachten Sie folgende Punkte, wenn Sie sich für PayPal als Zahlungsdienstleister entscheiden:

  1. Beschreiben Sie den Artikel so genau wie möglich. Vermeiden Sie missverständliche Aussagen und seien Sie bei gebrauchten Produkten ehrlich. Sie haben keinen Verkäuferschutz, wenn der Artikel deutlich von der Beschreibung abweicht.
  2. Teilen Sie dem Käufer ausdrücklich mit, dass er Ihnen das Geld als „Waren und Dienstleistungen“ schicken soll. Sie zahlen zwar auf diese Weise eine geringe Gebühr an PayPal. Jedoch gewährt PayPal sonst keinen Verkäuferschutz.
  3. Überprüfen Sie mit Google Maps die Adresse, die Ihnen der potenzielle Käufer als Lieferanschrift nennt. Betrüger lassen sich Ware oft in Industriegebiete oder verlassene Häuser schicken.
  4. Als zusätzliche Sicherheit können Sie verlangen, dass der potenzielle Käufer Ihnen eine Kopie seines Personalausweises schickt, aus dem auch seine Lieferadresse hervorgeht. Weisen Sie ihn an dieser Stelle bereits darauf hin, dass er diese Adresse auch in seinem PayPal-Konto hinterlegt haben muss. Akzeptieren Sie keine Lieferung an eine abweichende Adresse.
  5. Beobachten Sie das Käuferverhalten und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Ist Ihr Gegenüber kurz angebunden? Oder besteht er auf Zahlung per PayPal? Vielleicht weigert er sich, Ihnen seinen Personalausweis zu schicken? Dies können einige – wenn auch keine sicheren – Anzeichen dafür, dass Sie es mit einem Betrüger zu tun haben.
  6. Achten Sie darauf, dass Ihr Zustellnachweis den oben genannten Anforderungen entspricht.
  7. Lassen Sie sich nicht auf persönliche Abholung bei Bezahlung mit PayPal ein. In diesem Fall steht Ihnen kein Verkäuferschutz zu.

Fazit: Wie verhindere ich einen PayPal-Betrug und was mache ich, wenn mein Käufer ein Betrüger ist?

Im besten Fall erkennen Sie einen Betrüger, bevor Sie auf ihn reinfallen. Achten Sie auf die genannten Warnzeichen. Versenden Sie nur an die Adresse, die der Käufer bei PayPal hinterlegt hat und kaufen Sie eine Online-Versandmarke, damit das Tracking den Anforderungen von PayPal an einen Zustellnachweis genügt. Eine Abholung der Ware ist nur bei Barzahlung ratsam.

Sollten Sie Opfer eines Betrügers geworden sein, erstatten Sie (online) Anzeige bei der Polizei und kontaktieren Sie den PayPal-Support, welchem Sie die Trackingnummer zukommen lassen. Sollte PayPal nicht in Ihrem Sinne entscheiden, können Sie sich an die Aufsichtsbehörde CSSF oder einen spezialisierten Anwalt wenden. Gerne überprüfe ich Ihre Ansprüche und unterstütze Sie bei deren Durchsetzung.

Foto(s): Peter Oppenländer Fotodesign

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