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Schickedanz-Prozess beginnt – 1,9 Milliarden Euro Streitwert

  • 2 Minuten Lesezeit
Christian Günther anwalt.de-Redaktion

[image]Heute beginnt vor dem Landgericht (LG) Köln die Verhandlung eines der größten Wirtschaftsfälle der deutschen Geschichte. Es geht um 1,9 Milliarden Euro. Diese Summe fordert die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz von der Privatbank Sal. Oppenheim, deren ehemaligen Geschäftsführern und dem Bauunternehmer und Vermögensverwalter Josef Esch. Inhalt der Klage: Schadensersatz wegen Falschberatung. Der Fall ist kompliziert.

Die Beklagten sollen für den Niedergang des Einzelhandelsunternehmens Arcandor - vormals KarstadtQuelle - und damit auch des Vermögens der Klägerin verantwortlich sein. 2009 hatte Arcandor Insolvenz angemeldet. Die Anteile der Klägerin verloren erheblich an Wert. Im Oktober 2008 hatte sie fast ihr ganzes Vermögen, darunter zahlreiche Villen und Bürohäuser, auf Anraten ihres seit 2003 für sie als Vermögensverwalter agierenden Esch verpfändet. Dieser pflegte sehr gute Kontakte zum Bankhaus Sal. Oppenheim. Gemeinsam legten sie unter anderem die Oppenheim-Esch-Fonds auf.

Nach ihrer eigenen Aussage sei sie benutzt worden. Ziel sei es gewesen, an ihre KarstadtQuelle-Anteile und die Immobilien des Konzerns zu kommen. Ausgangspunkt der Beziehung war dabei ein Kredit Sal. Oppenheims, den die Klägerin 2001 bei der Bank aufgenommen hatte, um ihre Anteilsmehrheit an KarstadtQuelle nach einer Neustrukturierung des Erbes zurückzuerlangen. Weitere Kredite folgten. Dadurch erhielt Esch, über den der Kontakt mit der Bank maßgebend lief, im Laufe der Zeit auch Zugriff auf die KarstadtQuelle-Immobilien. Die Kaufhäuser wurden verkauft, saniert und zu hohen Preisen zurückgemietet. Als steuersparende Anlageprodukte sollten sie Geld bringen. Die ohnehin schwierige Unternehmenslage verschlechtert sich weiter. Ein dritter Kredit von 372 Millionen Euro an die Klägerin wurde dann wegen hoher Risiken und um der Bankenaufsicht zu entgehen in eine extra gegründete Gesellschaft, die ADG Allfinanz GmbH, ausgegliedert. Ziel dabei sei es gewesen, dass die Klägerin, die als leicht beeinflussbar galt, mit dem Geld noch mehr Anteile und mehr Einfluss bei KarstadtQuelle erwirbt und mittelbar damit auch die Beklagten. 2008 erhielt Sal. Oppenheim 20 Prozent der Anteile, nachdem die Aktie nach einem zwischenzeitlichen Hoch wieder gefallen war. Angeblich habe die Klägerin kein Geld durch Verkäufe machen dürfen, als das Papier 2006 einen Run erlebte. Grund dafür waren unter anderem weitere Immobilienverkäufe an die zu Goldman Sachs Germany gehörende Highstreet-Holding durch den zwischenzeitlich als Vorstand eingesetzten Thomas Middelhoff. Insgesamt beläuft sich der Anteil der Bank damit auf 29,5 Prozent. Doch bald sind diese nach der 2009 eintretenden Insolvenz des mittlerweile auf Arcandor umgetauften Unternehmens kaum noch etwas wert. Damit gerät das Geldhaus wegen der massiv gewährten Kredite selbst an den Rand des Abgrunds. Gerettet wurde es nur durch die ebenfalls 2009 schnell erfolgende Übernahme durch die Deutsche Bank. Egal wie das heute beginnende Verfahren ausgeht: Den Tausenden Angestellten, die ihren Arbeitsplatz in der Folge der Pleite verloren haben, wird es nichts bringen.

(GUE)

Foto(s): ©iStockphoto.com

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