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Gorillas in Not – Erdölförderung bedroht Naturschutzpark

  • 3 Minuten Lesezeit
Esther Wellhöfer anwalt.de-Redaktion

Der Virunga-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist ein Paradies für viele Tiere. Auch eine Gruppe der seltenen Berggorillas ist in den Bergregenwäldern zu Hause. Aber ihr Lebensraum ist akut bedroht: Ausgerechnet dort soll Erdöl gesucht und gefördert werden, was erhebliche Schäden für den Lebensraum vieler Tiere bedeuten würde. Dabei zählt das Gebiet zum Weltnaturerbe. Die Redaktion von anwalt.de hat Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel zu dem Thema exklusiv interviewt. Hier erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die aktuelle Lage.

[image]Virunga-Nationalpark

Der Virunga-Nationalpark wurde 1925 gegründet und ist damit der älteste Nationalpark Afrikas. In den Regenwäldern des Wildschutzgebietes mit ca. 790.000 Hektar leben die äußerst seltenen Berggorillas. Es sind die einzigartigen Menschenaffen, für die sich die bekannte Zoologin und Verhaltensforscherin Dian Fossey engagierte und die spätestens durch den Film „Gorillas im Nebel“ weltweit berühmt wurden. Dank der vielfältigen Vegetation ist der Park mit seinen Savannen, Mooren, Seen und erloschenen Vulkanen Lebensraum für mehr als die Hälfte aller bekannten Säugetiere der Demokratischen Republik Kongo.

Erdölförderung

Im Edwardsee werden größere Erdölvorkommen vermutet. Das hat Begehrlichkeiten bei mehreren europäischen Unternehmen geweckt, die in dem Naturschutzgebiet nach Erdöl suchen wollen. Dabei handelt es sich unter anderem um britische und französische Firmen, die auch von deutschen Investoren gesponsert werden. Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo hat inzwischen für rund 85 Prozent der Nationalparkfläche Konzessionen für die Erdölexploration vergeben. Dabei ist nach kongolesischem Recht in einem Nationalpark das Ausbeuten von Rohstoffen illegal. Zwar sichern die Firmen größtmögliche Sicherheit zu, allerdings befürchten Naturschützer, dass schon die Erdölsuche in dem sensiblen Naturgebiet schwerwiegende Folgen für Flora und Fauna haben kann.

Auswirkungen

Die Folgen der Erdölsuche und -gewinnung im Schutzgebiet beschränken sich nicht nur auf die Errichtung von Bohrtürmen sowie auf die Bohrungen. Im Gebiet rund um den Edwardsee ist darüber hinaus mit einem massiven Ausbau der Infrastruktur (Pipelines, Straßen etc.) und einem großem Zuzug an Arbeitern zu rechnen. Es steht zu befürchten, dass dies zulasten der Natur geht: mit Waldabholzug, Gewässerverschmutzung und Zerstörung von Lebensräumen. Zudem ist die Tierwelt bedroht, da mit einer Zunahme der illegalen Jagd von Wildtieren und illegaler Fischerei zu rechnen ist. Naturschützer befürchten außerdem, dass die Autorität der Parkverwaltung massiv untergraben werden könnte. Diese Durchsetzungskraft müssen die Parkschützer aber haben, wenn sie sich gegen illegale Holzfäller und Wilderer durchsetzen wollen.

Naturtourismus

Natürlich erhoffen sich die Investoren viele Gewinne durch die Erdölförderung. Einen anderen Ansatz verfolgen dagegen die Naturschützer und Gegner der Erdölförderung: den Naturtourismus. Er soll der Bevölkerung eine Perspektive geben und eine nachhaltige Wirtschaft fördern. Erste Erfolge haben sich in der Vergangenheit bereits gezeigt. Denn der Nationalpark ist zum größten Arbeitgeber der Region geworden. Leider ist die Lage in der Region aber nach wie vor nicht stabil. Im Juli 2012 haben die sogenannten M23-Rebellen das Gebiet um den Naturpark erobert. Wegen der unsicheren Lage musste der offizielle Betreiber den Naturpark vorübergehend schließen. Trotzdem werden illegale Touren zu den Berggorillas angeboten, vor denen der offizielle Parkbetreiber warnt. Laut taz.de stecken die Rebellen dahinter.

Weltnaturerbe

Im Jahr 1979 erklärte die UNESCO den Virunga-Nationalparkt zum Weltnaturerbe. Seit 1994 steht er auf der Liste der gefährdeten Naturerbestätten (World Heritage in Danger). Angesichts der aktuellen Bedrohung hat die UNESCO die Regierung der DR Kongo aufgefordert, die bereits erteilten Genehmigungen zurückzuziehen, weil sie nicht mit dem Status des Weltnaturerbes vereinbar sind. Bislang hat die Regierung darauf nicht reagiert. Welches Resultat Erdölforderungen in sensiblen Naturgebieten haben können, hat sich bereits in der Vergangenheit gezeigt. Im Jahr 2007 wurde ein Wildschutzgebiet im Oman von der Welterbeliste gestrichen. Das Reservat für die seltene Oryxantilope war damals um 90 Prozent verkleinert worden, um dort Öl zu fördern. Das führte zu einem rapiden Rückgang des Bestandes.

Lesen Sie das exklusive anwalt.de-Interview mit Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel!

(WEL)

Foto(s): ©Fotolia.com

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