Es geht ums Kindeswohl! Wie bemerkt das Gericht, dass eine Mutter ihr Kind manipuliert?

  • 3 Minuten Lesezeit

Das Thema ist ernst, es führt zu Angriffen sowie emotionalen Debatten: Die Manipulation eines Kindern durch die eigene Mutter. Ein Fall aus meiner Kanzlei. 

Achtung: Aufgrund hohen Arbeitsaufkommens können wir derzeit leider keine neuen familiengerichtliche Fälle annehmen. Ich bitte höflich um Verständnis. 

Ein Kind wird für den Eigennutz eines Elternteils manipuliert. Zwei Fernsehfilme haben diesbezüglich für Debatten gesorgt. In „Der Fall Bruckner“ (ARD) kommt die engagierte Mitarbeiterin eines Jugendamtes darauf, dass eine Mutter selbst ihr Kind misshandelt. Die Beamtin sorgt dafür, dass beide, Kind und Mutter Hilfe erhalten, so am Ende wieder zusammen kommen. In der Realität können Jugendämter solch einen Einsatz nicht leisten, es muss leider davon ausgegangen werden, dass der Fall unentdeckt geblieben wäre.

„Weil du mir gehörst!“ 

Knackpunkt: Nach der Trennung von heterosexuellen Paaren wächst das Kind in der Regel bei der Mutter auf. Alleinerziehende Mütter haben es oft schwer, erfahren deshalb von ihrem Umfeld völlig zu Recht viel Unterstützung und Vertrauen. Behörden sowie Gerichte sollten jedoch hellhörig werden, wenn eine Mutter den Eindruck erweckt, ein Kind „für sich“ haben zu wollen. Leider steckt dahinter nicht selten die Übertragung einer Überforderung oder Verletzung der Mutter auf das Kind. Der Film „Weil du mir gehörst“ (ARD) zeigt das sehr eindrucksvoll, hier manipuliert die Mutter das Kind, bis es den doch geliebten Vater ablehnt, ja den Umgang mit ihm verweigert. Die Tochter behauptet fürs Gericht, der Vater würde sie vernachlässigen, sogar physisch verletzen. Und schildert die Vorwürfe detailliert. Sie wurden ihr allesamt eingeredet. 

Weshalb greifen Mütter zu solchen die zu solchen Mitteln?

Die Rechte von Vätern sind stark, sowohl beim Sorge-, wie auch beim Umgangsrecht. Letzteres fordert der Gesetzgeber sogar explizit ein. Ein Weg, diese gesetzlichen Forderungen auszuhebeln: Die Behauptung, der Umgang mit dem Vater würde dem Kind erheblichen Schaden zufügen. Dazu muss er eine Form von Gewalt ausüben. Nicht selten werden Kinder entsprechend manipuliert, erst vor wenige Tagen hatte ich solch einen Fall vor Gericht. 

Genauer nachgefragt

Sabine S.* hatte ihren Ex-Mann Vater bereits 2021 wegen Beleidigung und Misshandlung des gemeinsamen Sohnes angezeigt. Der Sohn bestätigte dies damals jedoch nicht. Es folgte die nächste Anzeige. Auch diesmal sollte der Vater den Sohn geschlagen habe. In einer Videovernehmung sagte der Fünfjährige nun: Ja, der Vater habe ihn gehauen! Aufgrund der Vorgeschichte wurde genauer nachgefragt: Wie hat der Vater geschlagen? Was war zuvor passiert, was danach? Der Sohn konnte all dies nicht beantworten, trotz einfühlsamer Vernehmung durch die entsprechend geschulte Beamtin. 

"Mein Kind"

Das Gericht kam zu dem Schluss: Die Mutter hat das Kind manipuliert. Es sprach den Vater frei, die Wiederherstellung des Umgangsrechts wird bei einem weiteren Verhandlung erfolgen. Aufgrund der Anzeige hatte der Sohn seinen Vater seit August 2022 nicht mehr gesehen, die Mutter hatte in der Zeugenvernehmung stets von „mein Kind“ gesprochen. 

Leider ist dies kein Einzelfall, immer mehr Prozesse, in denen es darum geht, dass Väter ihre Kinder nicht mehr sehen sollen, enden inzwischen so - weil die Gerichte vorurteilsfreier hinsehen, Kinder geschickter befragen. Das ist alles traurig, ich brüste mich mit diesem Freispruch nicht, es ist mir aber wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen. Der Sohn fiel seinem Vater nach Urteil in die Arme. 

Allein darum sollte es doch allen gehen: Ums Kindeswohl. 

Herzlichst, 

Gerhard Rahn (Fachanwalt für Strafrecht)


(*Name geändert, Bild: SWR, Redaktion Rahn: Frank Jaspermöller)

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Foto(s): Intensive Manipulation durch die Mutter in "Weil du mir gehörst" (ARD)

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