593 Anwälte für Behandlungsfehler | Seite 12

Ein Behandlungsfehler ist der wohl häufigste Grund für eine Arzthaftung bzw. Krankenhaushaftung. Schließlich macht ein Arzt immer dann einen Behandlungsfehler, wenn er seinen Patienten nicht nach den anerkannten Regeln der ärztlichen Kunst und entsprechend seiner Fachkenntnisse - z. B. in der Kardiologie - behandelt, mithin also eine vertragliche Pflichtverletzung begeht.

Beispiele für einen Behandlungsfehler sind

• der Diagnosefehler,
• die fehlerhafte Verordnung von einem Arzneimittel,
• die falsche Bedienung von medizinischen Geräten, z. B. einem Röntgengerät,
• der Verstoß gegen ein Patientenrecht, wie z. B. die Aufklärungspflicht, oder
• das Vergessen z. B. eines Tupfers im Körper des Patienten bei einer Operation.

Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass ein Behandlungsfehler nicht schon dann bejaht wird, wenn der Heilerfolg ausbleibt. Denn der Arzt und sein Patient schließen in der Regel einen Dienstvertrag nach § 611 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch), wonach sich der Arzt lediglich fachkundig um eine Heilung oder Besserung des Erkrankten bemühen muss. Kommt es dem Patienten aber gerade auf den Erfolg an - z. B. wäre das bei einer Schönheitsoperation die körperliche Veränderung -, schließen die Parteien einen Werkvertrag nach § 631 BGB.

Verdächtigt der Patient seinen Arzt, einen Behandlungsfehler gemacht zu haben, sollte er zunächst einmal Akteneinsicht in seine Krankenunterlagen fordern. Schließlich muss ein Arzt die Diagnose und auch den Therapieverlauf dokumentieren, um nicht gegen seine Dokumentationspflicht zu verstoßen. Ist aus den Akten ein Fehler des Mediziners ersichtlich, können diese oder auch ein medizinisches Gutachten im Falle einer Klage auf Zahlung von Schadenersatz und/oder Schmerzensgeld als Beweismittel dienen. Schließlich muss der Patient grundsätzlich vor Gericht nachweisen, dass der Arzt einen Behandlungsfehler begangen hat, der beim Patienten zu einem Personenschaden oder Vermögensschaden geführt hat. Von dieser Beweislast gibt es aber einige Ausnahmen. So tritt z. B. bei einem groben Behandlungsfehler eine Beweislastumkehr ein, sodass nun der Mediziner nachweisen muss, dass sein Fehler den Schaden beim Patienten nicht verursacht hat. Von einem groben Behandlungsfehler ist auszugehen, wenn der Arzt einen Fehler gemacht hat, der ihm aufgrund bewährter ärztlicher Behandlungsregeln und gesicherter medizinischer Erkenntnisse schlichtweg nicht hätte unterlaufen dürfen und so beim Patienten unmittelbar zu einem Schaden geführt hat. Das wäre etwa der Fall, wenn der Arzt trotz eindeutiger Symptome eine schwere Krankheit nicht erkannt hat.

Da das Arzthaftungsrecht und das Medizinrecht komplizierte Rechtsfragen aufwerfen, sollte man sich vor der Geltendmachung seiner Forderung an einen Patientenanwalt wenden. Wer einen Zivilprozess zunächst vermeiden möchte, um sich sowohl Zeit als auch Kosten zu sparen, kann versuchen, mit dem Arzt eine außergerichtliche Konfliktlösung zu finden.

(VOI)

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