Kanzlei eröffnen: Der Weg in die Selbstständigkeit

  • 6 Minuten Lesezeit
Kanzlei eröffnen: Der Weg in die Selbstständigkeit

Die eigene Kanzlei ist der Traum vieler Rechtsanwälte. Doch welche Voraussetzungen gibt es? Wie sollte ein Businessplan aussehen und welche finanziellen Hürden gilt es zu beachten? Diese und weitere Fragen stellen sich schon vor der Gründung einer Kanzlei. Mit der richtigen Strategie entsteht ein erfolgreiches Unternehmen.

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Eine Anwaltskanzlei eröffnen: Die ersten Schritte 

Bevor eine Kanzlei eröffnet werden kann, sollten einige Vorüberlegungen getroffen werden. Neben dem Erwerb oder der Übernahme einer bereits bestehenden Kanzlei können sich Rechtsanwälte auch selbstständig machen, indem sie eine Kanzlei neu gründen. Es gilt in diesem Fall zu entscheiden, ob die Anwaltskanzlei allein oder mit anderen Kollegen eröffnet werden soll. Wichtig ist, dass Sie in einem Businessplan Ihre Strategien und Ziele festlegen. 

Das sollte Ihr Businessplan beinhalten  

Kernstück eines jeden Businessplans ist eine strategische Bestandsaufnahme. Dazu bietet sich die sogenannte SWOT-Analyse an. Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) müssen vor der Eröffnung einer Anwaltskanzlei erarbeitet werden.  

Legen Sie außerdem fest, welche generelle Form Ihre Kanzlei in Zukunft haben soll: Einzelkanzlei, Sozietät oder Boutique. Bei der gemeinsamen Gründung mit anderen Rechtsanwälten können Sie zwischen verschiedenen Rechtsformen wählen, beispielsweise kommen die GbR, die PartG mit oder ohne beschränkter Berufshaftung, aber auch AG und GmbH infrage.

Sie machen sich als Einzelanwalt selbstständig oder werden in einer Bürogemeinschaft tätig? Definieren Sie am besten so früh wie möglich, ob Sie zukünftige Mitarbeiter oder Partner haben möchten. Entsprechend können Sie vorab ein Kanzleimanagement ausarbeiten. Dies wird für den Erfolg Ihrer Kanzlei entscheidend sein.  

Um sich im Markt erfolgreich positionieren zu können, sollten folgende Fragen geklärt werden: Welche Rechtsgebiete sollen mit Ihrer Kanzlei abgedeckt werden? Wer ist Ihre Zielgruppe? Wo soll die Kanzlei eröffnet werden?  

Der perfekte Standort für Ihre Kanzlei

Führen Sie vorab eine Wettbewerbsanalyse durch. Informieren Sie sich insbesondere darüber, welche Rechtsanwälte sich bereits in der Nähe niedergelassen haben. Bei entsprechender Konkurrenz sollten Sie darauf achten, dass Sie eine passende Nische besetzen. Überlegungen zur Organisation und Infrastruktur der Kanzlei sind ebenfalls sinnvoll. Auch die Erstellung eines Finanzplans ist ein Muss. Investitionskosten, Gründungskosten oder der Kapitalbedarf beinhalten Angaben und Kalkulationen, die im Auge behalten werden müssen.  

Es sollte in regelmäßigen Abständen eine Überarbeitung, Aktualisierung und Kontrolle des Businessplans erfolgen, damit dieser an den aktuellen Stand des Kanzleiunternehmens angepasst werden kann, um eigene Ziele immer wieder zu überprüfen.  

Unternehmensplanung und Finanzierung 

Bei einer Kanzleigründung muss mit zwei großen Kostenfaktoren gerechnet werden. Zum einen werden einmalige Investitionskosten anfallen. Zum anderen wird die Kanzlei, wie jedes Unternehmen, laufende Kosten verursachen. 

Anstehende einmalige Investitionskosten:

  • Mobiliar für die Arbeitsplätze und eine Besprechungsecke für den Empfang von Mandanten gehören zu der Standardausstattung jeder Kanzlei.
  • Für eine funktionale Hardware Ihrer Kanzlei benötigen Sie v. a. eine Telefonanlage, Rechner, ein Kartenlesegerät fürs beA sowie Drucker, Faxgeräte etc.
  • Für die Fallbearbeitung sind Fachliteratur und/oder juristische Datenbanken notwendig.
  • Eine fortschrittliche Kanzleisoftware ist von Vorteil. Auch eine Diktiersoftware kann hilfreich sein. Dasselbe gilt für ein Buchhaltungsprogramm. Wie eine digitale Kanzlei aufgebaut werden kann, lesen Sie in einem Interview zum Thema.

Zu erwartende laufende Kosten:

  • Die monatliche Miete und die Betriebskosten für die Büroräume machen meist einen hohen Anteil aus.
  • Notwendige Versicherungen, wie insbesondere die Berufshaftpflicht, müssen einkalkuliert werden.
  • Fortbildungskosten speziell zum Erhalt eines Fachanwaltstitels können anfallen.
  • Kosten für Abonnements (Datenbanken, Fachzeitschriften, evtl. auch entsprechende Kanzleisoftware) müssen gezahlt werden.
  • Für Telefon/Internetanschluss, Post und beA sowie eine Kanzleisoftware können ebenfalls Kosten anfallen.
  • Mitgliedsbeiträge in einer Anwaltskammer sind zu zahlen.
  • Zu den laufenden Kosten zählen bei Beschäftigung von Mitarbeitern außerdem die Personalkosten für Lohn und Sozialversicherungsbeiträge.
  • Ggf. ist ein zur Gründung aufgenommenes Darlehen zu bedienen. 

Ab wann bringt die eigene Kanzlei Umsatz und Gewinn? 

Der Umsatz einer Kanzlei ist abhängig von den bearbeiteten Mandaten. Möglicherweise war es vor der Eröffnung der Kanzlei notwendig, ein Darlehen aufzunehmen. Zu Anfang muss damit gerechnet werden, dass der Umsatz unter Umständen – wie bei einer noch geringen Zahl an Mandanten, bei weniger lukrativen Mandaten oder längeren Bearbeitungszeiten aufgrund fehlender Erfahrung – tendenziell niedrig ausfällt. In der Regel ist die Tätigkeit erst nach einer gewissen Anlaufzeit gewinnbringend. 

Die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) führt zum durchschnittlichen Umsatz von Rechtsanwaltskanzleien regelmäßig Analysen durch, die einen Überblick verschaffen können. Welche Faktoren das Gehalt eines Rechtsanwalts beeinflussen, erläutert unser Ratgeber zum Thema Anwalt-Gehalt.

Als Anwalt selbstständig machen: So startet Ihre Kanzlei erfolgreich in den Wettbewerb 

Wer sich als Rechtsanwalt selbständig macht, wird zum Unternehmer. Eine eigene Kanzlei zu eröffnen, verlangt deshalb grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse, ein Gespür für Marketing, weitere Erfahrungen außerhalb der eigentlichen anwaltlichen Tätigkeit wie insbesondere in der Personalführung und eine effektive IT-Nutzung. 

Bei derzeit über 51.900 Kanzleien* in ganz Deutschland ist es eine Herausforderung, sich mit einer neu gegründeten Kanzlei erfolgreich zu etablieren. Um sich im Wettbewerb zu behaupten, sollten folgende Tipps bei der Umsetzung eines Geschäftsmodells beachtet werden: 

  1. In § 5 der Berufsordnung für Rechtsanwälte (BORA) ist geregelt, dass bestimmte Sachmittel bereitgestellt werden müssen. 
  2. Die Kanzleieinrichtung sollte bestimmte Bedingungen – wie eine seriöse wirkende Einrichtung und ein Ambiente, das auf die Erwartungen der Mandanten abgestimmt ist – erfüllen. Eine einfache Erweiterbarkeit der Räumlichkeiten sollte von Anfang an bedacht werden. 
  3. Sicherheitsvorkehrungen wie die Bereitstellung einer Erste-Hilfe-Ausrüstung müssen getroffen werden. 
  4. Ein durchdachtes Personalkonzept verhilft Ihnen und Ihren Mitarbeitern zu einer klaren Struktur. Damit kann ein langfristiger Kanzleierfolg gesichert werden.  
  5. Um die Kanzlei als Marke zu etablieren und einen perfekten Außenauftritt zu gestalten, ist ein gutes Kanzleimarketing unabdingbar. Begriffe wie Corporate Identity und Corporate Design sollten für Sie keine Fremdwörter sein, wenn Sie sich als Anwalt selbständig machen möchten. 

*Statista: Umfrage zur Anzahl der zugelassenen Rechtsanwälte in Deutschland von 1950 bis 2021. Stand: 2021.  

Die ersten Mandanten gewinnen 

Um mit der Mandantenakquise zu beginnen, kann eine Anwaltsplattform hilfreich sein. Mit einem Profil auf anwalt.de gelingt es schon ab dem ersten Tag, als Kanzlei mit einer großen Reichweite im Internet präsent und über Suchmaschinen leicht auffindbar zu sein. Bei der Mandantengewinnung hilft besonders das eigene Kanzleiprofil, das bereits ab zwei persönlichen Anwaltsprofilen in der Produktstufe Silber oder Gold einer Kanzlei kostenlos genutzt werden kann. So gelingt es ohne Probleme, einen attraktiven, modernen Online-Auftritt für die gesamte Kanzlei zu gestalten.

Anwalt.de bietet Vergünstigungen für Junganwälte, wovon ggf. auch neu gegründete Kanzleien profitieren.  

Mit einem Profil ab der Stufe Silber können Sie Rechtstipps auf anwalt.de publizieren. Durch die Veröffentlichungen von Rechtstipps können Rechtsanwälte ihr Wissen gebündelt präsentieren und so die eigene Auffindbarkeit im Netz nochmals erheblich steigern. Darüber hinaus profitieren Rechtsanwälte und Kanzleien von weiteren Funktionen des anwalt.de-Profils.

Wenn Sie ein anwalt.de-Profil in der Produktstufe Gold besitzen, können Sie außerdem Rechtsprodukte auf anwalt.de anbieten. Die Rechtsdienstleistungen zum Pauschalpreis erleichtern Ratsuchenden durch ihre standardisierten Konditionen den Einstieg in die Rechtsberatung. Zudem bieten sie vor allem im Bereich der Erstberatung ein hohes Potenzial für wertvolle Folgemandate.

Um einen professionellen Eindruck bei Ratsuchenden zu hinterlassen und sich digital zu präsentieren, kann auch eine eigene Kanzleihomepage hilfreich sein. Ein geschäftlicher Auftritt in den sozialen Medien ergänzt zudem die Online-Präsenz.  

Für Anwälte gibt es außerdem die Möglichkeit, mit Anzeigen auf sich aufmerksam zu machen. Rechtliche Grundlagen, wie Sie als Anwalt werben dürfen, müssen dabei beachtet werden.

Vorteile von digitalen und analogen Akquisemöglichkeiten

(ANH; ZGRA)

FAQs - Häufige Fragen und Antworten zum Thema Kanzlei eröffnen

Welche Kosten können bei der Eröffnung einer Kanzlei entstehen?

Bei der Eröffnung einer Kanzlei fallen zunächst einmalige Investitionskosten an. Dazu zählen u. a. Büromöbel und eine IT-Ausstattung. Zusätzlich müssen nach der Eröffnung die laufenden Kosten beachtet werden. Diese beinhalten in der Regel u. a. Personalkosten, Miete und Versicherungen.

Welche Rechtsformen kann eine Kanzlei haben?

Für eine Anwaltskanzlei stehen verschiedene Rechtsformen zur Wahl. Neben dem Einzelanwalt gibt es bei mehreren Kanzleigründern die Möglichkeit, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts zu gründen oder auch eine Partnerschaftsgesellschaft – PartG.

Foto(s): ©Shutterstock/NDAB Creativity, ©anwalt.de/ANH

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