Fahrverbot aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitung vermeiden oder anfechten

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Ein Fahrverbot aufgrund zu schnellen Fahrens kann erhebliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Insbesondere Berufspendler und Personen, die stark auf ihr Fahrzeug angewiesen sind, sehen sich hier vor große Herausforderungen gestellt. Doch die Entscheidungen der Behörden sind nicht immer endgültig – oft gibt es juristische Ansätze, ein Fahrverbot anzufechten oder dessen Dauer zu verkürzen.

1. Wann wird ein Fahrverbot wegen erhöhter Geschwindigkeit verhängt?

Ein Fahrverbot wird unter bestimmten Voraussetzungen ausgesprochen, wie beispielsweise:

  • Überschreiten der innerorts zulässigen Geschwindigkeit um mehr als 30 km/h.

  • Übertreten der erlaubten Geschwindigkeit außerorts um mindestens 40 km/h.

  • Wiederholte Geschwindigkeitsverstöße innerhalb eines kurzen Zeitraums.

  • Eine nachgewiesene Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer.

Zusätzlich zum Fahrverbot können hohe Bußgelder und Punkte im Flensburger Fahreignungsregister die Konsequenz sein. Die Dauer des Fahrverbots hängt von der Schwere des Verstoßes ab und beträgt üblicherweise ein bis drei Monate.

2. Häufige Fehler bei einem Einspruch gegen das Fahrverbot

Es gibt einige typische Fehler, die Betroffene bei einem Einspruch machen und die Erfolgsaussichten mindern. Dazu zählen:

  • Fristversäumnis: Ein Einspruch muss innerhalb von 14 Tagen nach der Zustellung des Bußgeldbescheids erfolgen.

  • Mangelnde Argumentation: Pauschale Aussagen zur Ungenauigkeit der Messung reichen nicht aus – es bedarf präziser Argumente oder technischer Nachweise.

  • Keine Prüfung der Messtechnik: Nicht alle Geschwindigkeitsmessungen sind fehlerfrei. Eine detaillierte Überprüfung der Messmethode kann entscheidend sein.

3. Strategien zur Vermeidung oder Reduzierung eines Fahrverbots

Verschiedene rechtliche Wege stehen zur Verfügung, um ein Fahrverbot anzufechten oder dessen Auswirkungen zu lindern:

Einspruch gegen den Bußgeldbescheid

Falls Zweifel an der Genauigkeit der Messung bestehen, kann ein Einspruch erfolgversprechend sein. Fehlerhafte Messgeräte, ungünstige Bedingungen oder Bedienfehler könnten falsche Messergebnisse hervorgebracht haben. Ein kompetenter Anwalt kann helfen, die Erfolgschancen eines Einspruchs abzuwägen.

Umwandlung des Fahrverbots in eine Geldstrafe

Unter bestimmten Umständen kann ein Fahrverbot gegen eine höhere Geldbuße eingetauscht werden. Dies ist vor allem dann möglich, wenn keine schwerwiegenden oder wiederholten Verstöße vorliegen. Besonders für Berufstätige mit hohem Fahrzeugbedarf kann diese Möglichkeit von Vorteil sein.

Härtefallregelungen

In Ausnahmefällen kann das Fahrverbot aufgehoben oder abgemildert werden, etwa wenn der Betroffene nachweisen kann, dass die Maßnahme existenzbedrohende Auswirkungen hätte, wie zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes oder die Notwendigkeit für medizinische Fahrten.

Einflussnahme auf die Dauer des Fahrverbots

Kann das Fahrverbot nicht vollständig abgewendet werden, besteht die Möglichkeit, dessen Länge zu beeinflussen. Eine verkehrspsychologische Schulung oder eine frühe Einsichtnahme können hierbei unterstützend wirken.

4. Wann kommt es zum Führerscheinentzug?

Im Gegensatz zum Fahrverbot, das zeitlich begrenzt ist, ist der Führerscheinentzug eine gravierendere Maßnahme. Er tritt ein, wenn:

  • Der Fahrer mehrfach und schwerwiegend gegen Verkehrsregeln verstößt.

  • Eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer festgestellt wird.

  • Alkohol- oder Drogenmissbrauch am Steuer nachgewiesen wird.

  • Eine vorsätzliche oder fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung vorliegt.

Nach einem Entzug kann der Führerschein erst nach Ablauf der Sperrfrist und häufig nur unter Vorlage einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) neu beantragt werden.

5. Optionen zur zeitlichen Verzögerung eines Fahrverbots

Falls sich das Fahrverbot nicht abwenden lässt, gibt es Strategien, um den Zeitpunkt der Vollstreckung zu verschieben:

  • Beantragung eines Aufschubs: Viele Behörden erlauben einen späteren Beginn des Fahrverbots, was insbesondere für Berufstätige in entscheidenden beruflichen Phasen hilfreich sein kann.

  • Urlaub nutzen: Wer das Fahrverbot mit einer geplanten Urlaubszeit abstimmt, kann die Einschränkungen besser kompensieren.

6. Alternative Mobilitätslösungen bei Fahrverbot

Wer trotz Fahrverbot mobil bleiben muss, kann auf Übergangsoptionen zurückgreifen:

  • Carsharing oder Mietwagen: Beruflich genutzte Fahrzeuge können vorübergehend ausgeliehen werden.

  • Öffentliche Verkehrsmittel: Busse und Bahnen bieten während der Fahrverbot-Dauer eine verlässliche Alternative.

  • Fahrgemeinschaften: Gemeinsame Fahrten mit Kollegen oder Freunden können eine praktische Lösung sein.

Fazit

Ein Fahrverbot ist nicht zwangsläufig eine unumstößliche Konsequenz – es gibt zahlreiche rechtliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren oder dessen Auswirkungen zu minimieren. Die sorgfältige Überprüfung des Bußgeldbescheids sowie das Ausschöpfen vorhandener rechtlicher Spielräume können dabei helfen, die negativen Folgen zu reduzieren.

Kontaktieren Sie mich jederzeit, um Ihre Situation zu besprechen, Fragen zu klären und die nächsten Schritte zu planen. Ich berate Sie gerne.

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Foto(s): Anja Jäger

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