Testament prüfen und anfechten: Wann und warum es sinnvoll sein kann
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Ein Testament ist eine entscheidende Verfügung, die festlegt, wie das Vermögen eines Erblassers nach seinem Tod verteilt werden soll. Doch nicht immer entspricht es den gesetzlichen Anforderungen oder ist frei von äußeren Einflüssen. In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, ein Testament anzufechten, um eine gerechte Erbregelung sicherzustellen. Welche Gründe rechtfertigen eine Anfechtung, und wie läuft der rechtliche Prozess ab?
Mögliche Gründe für eine Anfechtung
Eine Anfechtung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Zu den häufigsten Gründen gehören:
Formfehler: Damit ein Testament rechtswirksam ist, muss es bestimmte gesetzliche Vorgaben erfüllen. Ein handschriftliches Testament beispielsweise muss vollständig vom Erblasser selbst verfasst und unterschrieben sein (§ 2247 BGB). Verstöße gegen diese Formvorgaben können zur Ungültigkeit führen.
Täuschung oder Drohung: Falls der Erblasser bei der Abfassung seines Testaments durch Täuschung oder Drohung beeinflusst wurde (§ 123 BGB), besteht die Möglichkeit einer Anfechtung.
Irrtum des Erblassers: Hat der Erblasser sich bei der Formulierung geirrt oder wesentliche Umstände falsch eingeschätzt, kann dies ein Anfechtungsgrund sein (§ 2078 BGB). Ein typisches Beispiel wäre die irrtümliche Einsetzung eines bereits verstorbenen Erben.
Testierunfähigkeit: Falls der Erblasser aufgrund einer schweren Erkrankung oder Demenz nicht geschäftsfähig war, kann sein Testament angefochten werden (§ 2229 Abs. 4 BGB).
Gesetzliche Pflichtteilsverletzung: Ein Testament kann unwirksam sein, wenn es die Ansprüche von pflichtteilsberechtigten Personen unrechtmäßig beschneidet (§ 2079 BGB). Dazu gehören in der Regel direkte Angehörige wie Kinder, Ehepartner oder Eltern des Erblassers.
Vorgehen bei der Anfechtung eines Testaments
Eine Anfechtung erfordert bestimmte rechtliche Schritte, die sorgfältig beachtet werden sollten:
Prüfung der Erfolgsaussichten Bevor juristische Maßnahmen ergriffen werden, sollte geprüft werden, ob ein zulässiger Anfechtungsgrund vorliegt. Eine rechtliche Beratung kann helfen, die Erfolgschancen einzuschätzen.
Einhaltung der Fristen Die Anfechtung muss innerhalb eines Jahres nach Bekanntwerden des Anfechtungsgrundes erfolgen (§ 2082 BGB). Wird diese Frist versäumt, verfällt das Anfechtungsrecht.
Erklärung gegenüber dem Nachlassgericht Die Anfechtung ist schriftlich beim zuständigen Nachlassgericht einzureichen. Dabei sollten relevante Beweise und Argumente klar dargelegt werden.
Gerichtliche Prüfung und Entscheidung Das Nachlassgericht bewertet die eingereichten Dokumente und entscheidet über die Wirksamkeit des Testaments. Falls Uneinigkeiten bestehen, kann es zu einem gerichtlichen Verfahren kommen.
Alternative: Mediation Wenn die Anfechtung zu familiären Konflikten führt, kann eine Mediation helfen, eine einvernehmliche Lösung zu finden und langwierige Prozesse zu vermeiden.
Rechtliche Folgen einer erfolgreichen Anfechtung
Eine erfolgreiche Anfechtung kann erhebliche Auswirkungen auf die Erbverteilung haben:
Teilweise oder vollständige Unwirksamkeit Je nach Anfechtungsgrund kann das Testament vollständig oder nur in Teilen unwirksam werden. Ist nur ein Teil betroffen, bleibt der Rest bestehen; andernfalls greift die gesetzliche Erbfolge.
Berücksichtigung früherer Testamente Falls ältere, gültige Testamente existieren, können diese wieder in Kraft treten – vorausgesetzt, sie entsprechen weiterhin dem Willen des Erblassers.
Eintritt der gesetzlichen Erbfolge Gibt es kein gültiges Testament, regelt die gesetzliche Erbfolge die Verteilung des Nachlasses (§§ 1924–1936 BGB). Dabei werden vorrangig direkte Verwandte berücksichtigt.
Veränderung von Pflichtteilsansprüchen Pflichtteilsberechtigte können durch eine Anfechtung ihre gesetzlichen Ansprüche geltend machen, wenn sie zuvor benachteiligt wurden. Dies kann die Erbverteilung neu strukturieren.
Rückabwicklung bereits erfolgter Erbauseinandersetzungen Falls die Erbschaft bereits verteilt wurde, müssen entsprechende Vereinbarungen möglicherweise rückgängig gemacht werden – was rechtliche und finanzielle Konsequenzen haben kann.
Potenzielle Streitigkeiten unter den Erben Ein erfolgreich angefochtenes Testament kann innerhalb der Familie neue Konflikte auslösen. Eine Mediation kann dazu beitragen, einen Ausgleich zu schaffen und gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Fazit
Die Anfechtung eines Testaments ist ein komplexer rechtlicher Vorgang, der gut überlegt sein sollte. Wer Zweifel an der Rechtsgültigkeit eines Testaments hat, sollte sich frühzeitig juristischen Rat einholen. Eine professionelle Beratung hilft, rechtliche Hürden zu umgehen und die bestmöglichen Erfolgsaussichten zu sichern.
Kontaktieren Sie mich jederzeit, um Ihre Situation zu besprechen, Fragen zu klären und die nächsten Schritte zu planen. Ich berate Sie gerne.
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