Was ist eigentlich ein 31er?

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Insider - insbesondere auch in den Haftanstalten – wissen sofort was mit dem Begriff gemeint ist. Manche verwenden für die sogenannten „31er“ auch das Wort „snitch“.

Der Begriff 31er beruht auf dem § 31 im Betäubunsgmittelgesetz. In dieser Norm ist für die sogenannte Aufklärungshilfe im Drogenbereich die Strafmilderung geregelt. Teilweise ist das Erreichen einer bewährungsfähigen Strafe für Angeklagte bei einer Verurteilung nur mit der Anwendung dieser Norm voraus. Allerdings verlangt diese Norm Aufklärungshilfe über den eigenen Tatbeitrag hinaus; das bedeutet zwingend, dass auch Wissen über Mittäter oder Gehilfen offengelegt werden muss. Für viele Betroffene bedeutet das, Freunde oder Kumpels anschwärzen zu müssen. In der moralische  Wertung mancher Betroffener wird dies als Verrat in extrem negativer Sichtweise gesehen. Die Personen, welche von der Norm Gebrauch machen, werden dann teilweise als 31er oder Snitch bezeichnet. 

Die Strafverteidiger müssen bei jedem Strafrechtsmandat auch auf diese Norm hinweisen und mit dem Mandanten besprechen, ob eine Aufklärungshilfe vom Mandanten gewünscht ist. Hierbei gibt es sehr viel zu beachten. Es kommt zum Beispiel in Einzelfällen immer wieder vor, dass es bei belatestenden Aussagen zu Retourekutschen in Form von Rückbelastungen kommt. Auch die Tatsache, in der Szene als 31er oder Snitch bezeichnet zu werden,  sollten sich Mandanten gut überlegen. Eine Absprache unter den Strafverteidigern der verschiedenen Beschuldigten einer Strafsache, dass alle Beschuldigten schweigen, ist zulässig und häufig sinnvoll. 

Es gibt Strafverteidiger, welche ihren Mandanten sehr häufig zur Aufklärungshilfe raten und im Einzelfall dadurch ihre Mandanten schneller aus der Haft bekommen, und es gibt welche, die dies sehr kritisch sehen und eher davon abraten. Gerade in den Haftanstalten wissen die Inhaftierten sehr genau, in welche dieser beiden Kategorien ihr Strafverteidiger einzuordnen ist.



Ulli H. Boldt

Fachanwalt für Strafrecht

Berlin-Dresden-Leipzig-Erfurt


Zur besseren Lesbarkeit verzichte ich auf das Gendern; gemeint sind immer alle Geschlechter.

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