ARAG bei Anwälten unerwünschte Rechtsschutzversicherung

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Die ARAG SE Rechtsschutzversicherung wird von zahlreichen Rechtsanwaltskanzleien nicht mehr akzeptiert. Für Mandanten, die bei der ARAG versichert sind, bedeutet dies, dass sie sich selbst um die Rechtsschutzabwicklung kümmern müssen, und dass dies nicht, wie ansonsten üblich, durch die beauftragte Anwaltskanzlei erledigt wird. „Die ARAG hat den Bogen derart überspannt, dass Strafanzeigen u.a. gegen den Vorstand der ARAG wegen Betrugs erstattet werden mussten“ erklärt Rechtsanwalt Ralph Sauer von der Dr. Stoll & Sauer Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. „So verhält sich keine seriöse Versicherung, weshalb wir die ARAG als einzigen Rechtsschutzversicherer auch nicht mehr anerkennen.“ 

Besonders deutlich werde die Strategie der ARAG im VW-Abgasskandal. Die ARAG verweigere noch immer in der Regel die Kostendeckung wegen angeblich fehlender Erfolgsaussichten für Rückabwicklung, Neulieferung oder Schadensersatz, obwohl nahezu wöchentlich positive Urteile zugunsten von Geschädigten ergehen. In den Ablehnungen gegenüber den ARAG-Kunden würden die Tatsachen so verdreht, dass die Grenze des Zulässigen überschritten sei, kommentiert Thomas Schmidt, Rechtsanwalt und Richter a.D. aus Berlin, die Ablehnungsbegründungen der ARAG. Die kundenfeindliche Geschäftspolitik der ARAG geht aber weit über den VW-Abgasskandal hinaus. Medizinrechtsanwalt Dr. Dirk Christoph Ciper von Ciper & Coll. aus Berlin, eine der führenden Kanzleien bundesweit im Arzthaftungsrecht, berichtet ebenfalls, dass er Deckungszusagen und Anwaltsgebühren gerichtlich gegen die ARAG einklagen muss. Ciper beklagt insbesondere, dass die ARAG erhebliche Summen in Marketing und Sponsoring steckt, dann aber im Leistungsfall angefallene Anwaltsgebühren nicht vollständig erstattet.

Auch die Gerichte geben den Anwälten Recht. Bisher wurde die ARAG in einigen Dutzend Urteilen dazu verpflichtet, die Kosten für die Verfahren im VW-Abgasskandal zu tragen. Nach einem Hinweis des Landgerichts Kiel dürften außerdem die Versicherungsbedingungen der ARAG teilweise unwirksam sein. Neue Klagen gegen die ARAG gehen nahezu täglich bei den Gerichten ein – doch das führt nicht zur Einsicht bei der ARAG. „Als Verbraucherschutzkanzlei ist es uns ein wichtiges Anliegen, die ARAG zur Kostentragung zu zwingen, weshalb wir für unsere Mandanten selbstverständlich gegen die ARAG klagen“, gibt sich Sauer kämpferisch. Die ARAG lehnt Anfragen der Kunden im VW-Abgasskandal nach wie vor ab. „Diese Versicherung schadet bewusst den eigenen Kunden, um den eigenen Profit zu steigern“, ärgert sich Prof. Dr. Marco Rogert von der Kanzlei Rogert & Ulbrich aus Düsseldorf. „Wer als Versicherer derart viel Energie darauf verwendet, sich der eigenen vertraglichen Leistungspflicht zu entziehen, kann von der Anwaltschaft nicht mehr als seriöser Ansprechpartner angesehen werden“, begründet Rechtsanwalt Michael Winter aus Kornwestheim seine Haltung gegenüber der ARAG. 

Die ARAG war aber auch vor dem VW-Abgasskandal nie Anwalts Liebling. So führt sie seit Jahren die Beschwerdestatistik der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an. Auch in Internetforen wie dem RSV-Blog wurde die ARAG regelmäßig als besonders problematisch erwähnt. Wieso die ARAG dennoch in Verbrauchermagazinen empfohlen wird, erklärt sich Rechtsanwalt Wietbrok aus Hamburg damit, dass in Tests nur die Versicherungsbedingungen und der Preis verglichen werden. „Was nützt es dem Versicherten aber, wenn die versprochene Leistung im Schadensfall verweigert wird?“, so Wietbrok. 

Die ARAG ist die größte deutsche Versicherungsgesellschaft in Familienhand. Jeder Euro, den die ARAG für die Interessen der eigenen Kunden ausgibt, fehle der Eigentümerfamilie beim eigenen Gewinn. Da die Eigentümer gerade im Vorstand die Marschroute vorgeben, darf bezweifelt werden, dass die Entscheidungen über die Regulierung immer nur von Recht und Gesetz getrieben sind, da eigene Profitinteressen der Eigentümer immer auch davon betroffen sind. „Mit praktisch allen Rechtsschutzversicherungen war es im VW-Abgasskandal möglich, Lösungen für die bestehenden Probleme zu finden – nur die ARAG ist trotz mehrfacher Gesprächsangebote unsererseits nicht bereit, auch nur an einem Gespräch teilzunehmen“, berichtet Rechtsanwalt Sauer. Am Ende sind die Kunden die Dummen, weil diese teilweise über Jahre Versicherungsprämien bezahlt haben, um bei einem Rechtsstreit entspannt leben zu können, wie die ARAG Werbung verspricht. Stattdessen müssen diese Kunden die ARAG Rechtsschutzversicherung in vielen Fällen auf eigenes Risiko verklagen. 


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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