Elektroauto-Batterie: Lebensdauer, Garantie, Reparatur

  • 9 Minuten Lesezeit

Bei einem Elektroauto ist die Lebensdauer der Batterie nicht nur ein Kaufargument für Interessenten. Die Antriebsbatterie ist das Herzstück und eine der teuersten Komponenten des Elektrofahrzeugs. Entsprechend lang sollte die Lebensdauer der Antriebsbatterie sein. Die Kosten für den Austausch einer Batterie mit geringer Kapazität oder einer defekten Batterie sind nicht zu unterschätzen.

Die Hersteller garantieren jedoch die Haltbarkeit und Kapazität der Antriebsbatterie für einen bestimmten Zeitraum und eine bestimmte Fahrleistung. Diese Garantiezusagen sind jedoch meist an bestimmte Nutzungsregeln geknüpft.

Sollte die Antriebsbatterie jedoch in den ersten zwei Jahren nach dem Neuwagenkauf an Kapazität verlieren oder einen Defekt aufweisen, ist die Durchsetzung der Rechte und Ansprüche des Käufers durch die gesetzliche Sachmängelhaftung deutlich erleichtert.

Welche Reichweite eine Antriebsbatterie haben sollte, welche Ansprüche und Rechte Sie als Käufer haben und inwieweit Sie gegen Hersteller vorgehen können, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.

  1. Wie lange hält die Batterie in einem Elektroauto?
  2. Fällt eine Batterie unter die Garantie oder Gewährleistung?
  3. Was kostet eine neue Batterie für ein E-Auto?
  4. Fazit

Wie lange hält die Batterie in einem Elektroauto?

Wer ein neues Auto kauft, möchte es in aller Regel auch lange nutzen. Dies gilt insbesondere, wenn es sich um ein Elektroauto handelt, das in den meisten Fällen teurer ist als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Die Antriebsbatterie bzw. der Akku eines Elektroautos, technisch als Hochvoltspeicher oder Traktionsbatterie bezeichnet, und deren Lebensdauer wird von vielen Kaufinteressenten als Schwachpunkt identifiziert.

Die Antriebsbatterie gehört dabei zu den teuersten Komponenten eines Elektroautos, die bis zu einem Drittel des Kaufpreises ausmachen kann. Ein Austausch der Batterie ist zwar möglich. Einen Austausch auf eigene Kosten möchten Käufer aber in den ersten Jahren möglichst vermeiden. Doch wie lange hält die Batterie eines Elektroautos?

BATTERIEMANAGEMENT SCHÜTZT LEBENSDAUER DER BATTERIE

Wenn es um die Lebensdauer geht, werden oft Vergleiche zwischen den Akkus von Smartphones und Elektroautos gezogen. Der Akku eines Smartphones verliert in der Regel schon nach wenigen Monaten einen Teil seiner Leistung und spätestens nach zwei bis drei Jahren hält der Akku keinen Tag mehr oder ist ganz defekt.

Doch gerade im Vergleich zu Smartphones oder anderen Kleingeräten mit eingebauten Akkus unterscheiden sich die Antriebsbatterien von Elektroautos und ihre Technik stark voneinander. Dies zeigt sich in der Technik der Antriebsbatterie, den verwendeten Materialien und beim Laden eines E-Autos. Dies führt zu einer deutlich längeren Lebensdauer des Akkus in einem E-Auto.

Dazu besitzen Elektroautos ein intelligentes Batteriemanagement (BMS), das hilft, die Antriebsbatterie so zu laden, dass die Leistungsfähigkeit der Antriebsbatterie nicht verloren geht. Dadurch wird sichergestellt, dass die Batterie während des Ladevorgangs nicht überhitzt oder zu hohe Spannungen beim Laden anliegen. 

Vor allem zu kalte oder zu heiße Umgebungstemperaturen beim Ladevorgang können der Antriebsbatterie schaden. Daher kann die Antriebsbatterie entweder gekühlt oder vorgeheizt werden. Das Batteriemanagement schützt die Antriebsbatterie auch vor einer schädlichen Tiefenentladung oder Überladung.

LEISTUNGSVERLUST VON ANTRIEBSBATTERIEN 

Weder Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb und Batterie haben eine unbegrenzte Lebensdauer oder Fahrleistung. Die moderne mangelfreie Antriebsbatterie eines Elektrofahrzeugs verliert im Laufe der Nutzung jedoch nur einen geringen Teil ihrer Kapazität. Dies wird zum einen an der kalendarischen Alterung, also dem zunehmenden tatsächlichen Alter der Antriebsbatterie, und zum anderen an der zyklischen Alterung, also der Häufigkeit, mit der die Antriebsbatterie geladen wurde, bestimmt.

Das tatsächliche Alter einer Antriebsbatterie spielt jedoch für die Lebensdauer nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn die Kapazität mit der Zeit etwas abnimmt. Entscheidender für den Zustand und die Leistungsfähigkeit der Antriebsbatterie ist die Anzahl der Ladezyklen.

Untersuchungen der TU München, bei denen Antriebsbatterien auf Basis von Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan (NMC-Zellen) einem Dauertest unterzogen wurden, haben ergeben, dass Antriebsbatterien mindestens 1.000Ladezyklen überstehen, bevor die Kapazität auf unter 80 % absinkt. Dies entspricht nach Herstellerangaben einer Lebensdauer von mindestens 200.000 Kilometern (bis zu 770.000 Kilometern). Selbst bei strengeren Autobahn-Messwerten ist damit eine Laufleistung von 140.000 km bis 480.000 km erreichbar.

Hersteller wie Tesla versprechen sogar weit mehr als 1.000 Ladezyklen: Die Basismodelle des Model 3 und Model Y sollen sogar bis zu 10.000 Ladezyklen ermöglichen. Nach den Herstellerangaben von Tesla würden bereits 3.000 Ladezyklen einer hochgerechneten Fahrleistung von 1 Mio. Kilometern entsprechen.

FÄLLT EINE BATTERIE UNTER DIE GARANTIE ODER GEWÄHRLEISTUNG?

Eine lange Lebensdauer der Antriebsbatterie erhöht die Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen. Die meisten Hersteller geben daher bei aktuellen Fahrzeugen eine Garantie auf die Lebensdauer der Antriebsbatterie. Aber auch über die gesetzliche Gewährleistung ist die Antriebsbatterie von Elektrofahrzeugen gegen Kapazitätsverlust abgesichert.

GEWÄHRLEISTUNG BEI KAPAZITÄTSVERLUST

Die Gewährleistungsrechte des Käufers sind gesetzlich geregelt. In der Regel beträgt die Gewährleistungsfrist zwei Jahre ab Übergabe des Neufahrzeugs bzw. ein Jahr bei einem Gebrauchtfahrzeug. Kommt es innerhalb der Gewährleistungsfrist zu einem deutlichen Kapazitätsverlust der Antriebsbatterie, stehen dem Käufer die gesetzlichen Rechte aus der Sachmängelhaftung zu.

Ab einem bestimmten Wert der Kapazität der Antriebsbatterie wird man von einem Sachmangel im Sinne des BGB ausgehen können. Ähnlich wie bei einer zu geringen Reichweite eines Elektrofahrzeugs stehen dem Käufer bei einem solchen Sachmangel verschiedene Rechte zu: Nacherfüllung, Rückgabe oder Minderung des Kaufpreises.

Auch eine zu geringe Reichweite eines Elektrofahrzeugs oder Plug-in-Hybrids stellt einen Sachmangel dar. Weicht die Reichweite eines Elektroautos/Plug-in-Hybrids von den Herstellerangaben ab, sollten Betroffene ihre Gewährleistungs- und Garantieansprüche geltend machen. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel Elektroautos mit zu geringer Reichweite.


GEWÄHRLEISTUNG: NACHERFÜLLUNG, RÜCKTRITT VOM KAUFVERTRAG ODER KAUFPREISMINDERUNG

Im Rahmen der Nacherfüllung muss der Verkäufer zunächst die Möglichkeit erhalten, den Sachmangel zu beseitigen. Bei einer zu geringen Kapazität der Antriebsbatterie kann dies in erster Linie durch den Austausch der Antriebsbatterie erfolgen. Daneben kommt auch die Neulieferung des Fahrzeugs in Betracht.

Ist die Nacherfüllung fehlgeschlagen, verweigert oder gar nicht erst begonnen worden, kommen die sekundären Gewährleistungsrechte in Betracht. Nach erfolgloser oder nicht fristgerechter Nacherfüllung kann der Kunde vom Kaufvertrag zurücktreten. In diesem Fall wird der Kaufvertrag rückabgewickelt, das Fahrzeug an den Händler zurückgegeben und der Kaufpreis erstattet. Achtung: Davon wird eine Entschädigung für die seit dem Kauf gefahrenen Kilometer abgezogen.

Auch die Minderung des Kaufpreises kann in Betracht kommen.

GARANTIE DURCH DEN HERSTELLER

Die meisten Hersteller von Elektrofahrzeugen geben eine zusätzliche Garantie auf die Kapazität der Antriebsbatterie. Die Garantie ist ein vertragliches Versprechen des Herstellers, dass die Antriebsbatterie bis zu einer bestimmten Laufleistung und Alterung eine Mindestkapazität behält. Bei vielen Herstellern beläuft sich die Garantie auf eine Laufleistung von 160.000 km und 8 Jahre. Die Mindestkapazität wird meist mit 70% garantiert. Diese Werte variieren jedoch von Hersteller zu Hersteller und teilweise sogar von Modell zu Modell.

Hyundai bietet beispielsweise für sein Modell Ioniq elektro 8 Jahre Garantie und eine Laufleistung von bis zu 200.000 Kilometern. Tesla bietet für sein Model 3 LR und Performance eine Garantie von 8 Jahren und 200.000 Kilometern, für das Model S und X sogar eine Laufleistung von 240.000 Kilometern. Noch optimistischer ist der Hersteller Lexus, der für sein Modell UX300e eine Garantie von 10 Jahren bei einer Laufleistung von bis zu 1 Million Kilometern anbietet.

Geht man von der von den meisten Herstellern angebotenen Garantie von 8 Jahren und 160.000 Kilometern aus, würde die Antriebsbatterie eines Elektrofahrzeugs ausgetauscht oder erneuert, wenn nach beispielsweise 6 Jahren und 130.000 Kilometern die Kapazität der Antriebsbatterie unter 70 Prozent gefallen ist.

GARANTIE UNTER BESTIMMTEN BEDINGUNGEN

Zu beachten ist, dass die Garantiebedingungen der einzelnen Hersteller in der Regel bestimmte Nutzungsregeln enthalten. Werden diese nicht eingehalten, kann die Garantie erlöschen und eventuelle Ansprüche gegen den Hersteller können verloren gehen.

Zu den Nutzungsregeln gehören z.B.:

  • regelmäßige Wartung
  • regelmäßige Software-Updates
  • keine unsachgemäßen Arbeiten/Instandsetzungen oder Nachrüstungen am Fahrzeug (z.B. wenn in der Zulassungsbescheinigung eine Anhängelast von 0 kg angegeben ist und trotzdem eine Anhängerkupplung nachgerüstet wurde, kann diese Nachrüstung unsachgemäß sein)
  • Schonende Behandlung der Batterie
  • keine Tiefentladung durch lange Standzeiten (z.B. bei einem Urlaub ohne das Elektrofahrzeug)

Auch wenn der Hersteller empfiehlt, die Antriebsbatterie nur mit hohem Ladestrom oder nicht vollständig zu laden, führt die Nichtbeachtung dieser Empfehlung nicht zum Erlöschen der Garantie.

Wird ein Kapazitätsverlust innerhalb der Garantiezeit festgestellt, ist es ratsam, sich an einen spezialisierten Rechtsanwalt zu wenden, um seine Ansprüche gegenüber den Herstellern geltend zu machen. Da der Austausch einer Antriebsbatterie mit hohen Kosten verbunden ist, sollten Betroffene nicht leichtfertig auf die vom Hersteller zugesagte Garantie verzichten und die Nutzungsregeln beachten.

Tipp: Die Garantiezusage für die Kapazität der Antriebsbatterie ist in der Regel an das Fahrzeug und nicht an die Person des Käufers/Eigentümers gebunden. Um jedoch beim Kauf eines Gebrauchtwagens auf der sicheren Seite zu sein, sollte die Garantie im Kaufvertrag auf den Käufer und neuen Eigentümer abgetreten werden.

WAS KOSTET EINE NEUE BATTERIE FÜR EIN E-AUTO?

Wenn bei einem Elektroauto die Antriebsbatterie ausgetauscht werden muss, entstehen für den Fahrzeughalter in der Regel sehr hohe Kosten. Die Kosten hängen vor allem von der Größe der Batterie, dem Montageaufwand und dem jeweiligen Modell und Hersteller ab. Konkrete Zahlen für die Einbaukosten schwanken zwischen 7.000 Euro und 38.000 Euro.

VW gibt für seine Modelle ID.3 und ID.4 Kosten des Akkus von zwischen 10.000 und 15.000 Euro an, für den e-Golf und den e-Up von zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Der Akku eines Mercedes EQE kostet etwa 21.500 Euro, eines EQB etwa 18.750 Euro und eines EQC fast 29.000 Euro. Deutlich günstiger ist der Akkutausch bei einem Smart EQ fortwo und einem Smart EQ forfour, da hier der Akkutausch mit etwa 6.600 Euro zu Buche schlägt.

Deutlich günstiger und technisch möglich ist oft die Reparatur der Antriebsbatterie, bei der z.B. defekte Batteriemodule ausgetauscht werden können.

Fazit

  • Batterielebensdauer und Kosten: Die Lebensdauer der Antriebsbatterie ist ein wichtiger Aspekt beim Kauf eines Elektrofahrzeugs, da sie eine der teuersten Komponenten ist und einen erheblichen Teil des Kaufpreises ausmachen kann. Ein Austausch der Batterie ist zwar möglich, wird aber aufgrund der Kosten in den ersten Jahren vermieden.
  • Batteriemanagement für längere Lebensdauer: Im Vergleich zu kleinen Geräten wie Smartphones haben Batterien in Elektroautos eine längere Lebensdauer. Das Batteriemanagement (BMS) schützt die Batterie vor Überladung, Tiefentladung und übermäßiger Hitze und trägt so zu einer längeren Lebensdauer bei.
  • Leistungsverlust und Ladezyklen: Die Batterie verliert im Laufe der Zeit durch kalendarische und zyklische Alterung gering an Kapazität. Untersuchungen zeigen, dass Batterien mindestens 1.000 Ladezyklen überstehen, was einer Lebensdauer von mindestens 200.000 Kilometern entspricht.
  • Garantie und Gewährleistung: Hersteller geben Garantien auf die Batteriekapazität, aber auch gesetzliche Gewährleistungsrechte schützen den Käufer vor Kapazitätsverlusten. Bei erheblichen Kapazitätsverlusten stehen dem Käufer verschiedene Rechte wie Nacherfüllung, Rückgabe oder Kaufpreisminderung zu.
  • Garantiebedingungen: Die Gewährleistung ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, die eingehalten werden müssen. Dazu gehören regelmäßige Wartung, schonende Behandlung der Batterie und keine unsachgemäßen Arbeiten am Fahrzeug.
  • Kosten für Batteriewechsel und Reparatur: Ein Batteriewechsel kann hohe Kosten verursachen, die je nach Hersteller und Modell variieren. Reparaturen sind technisch möglich und können günstiger sein als ein Austausch.
  • Rechte und Vorgehen bei Batterieproblemen: Bei Kapazitätsverlusten innerhalb der Garantiezeit ist es ratsam, sich an einen spezialisierten Anwalt zu wenden, um Ansprüche gegenüber dem Hersteller geltend zu machen. Die Garantiezusage ist in der Regel an das Fahrzeug gebunden, sollte aber beim Verkauf eines Elektrofahrzeugs auf den neuen Käufer übertragen werden.

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