Kontoeröffnungsvertrag und Bankvertrag: Was genau steht eigentlich drin und welche Verpflichtungen ergeben sich daraus?

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1. Einführung

Zwei der wichtigsten Vertragsarten im Bankrecht und Banksystem sind der Kontoeröffnungsvertrag und der Bankvertrag. 

Diese Verträge sind nicht nur einfache Formalitäten, sondern sie bilden die rechtliche Grundlage für eine Vielzahl von Dienstleistungen und Transaktionen, die im täglichen Leben von zentraler Bedeutung sind. Zudem bilden Sie das Fundament für eine oft jahrelange Geschäftsbeziehung.

Häufig ist es einem Neukunden gar nicht bewusst, dass er mit der Eröffnung eines Girokontos gleichlaufend einen universellen Bankvertrag mit umfassenden Banken-AGBs vereinbart, der insbesondere das Kreditinstitut weitreichend ermächtigt.

In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Kontoeröffnungsvertrag und dem Bankvertrag beschäftigen, ihre Bedeutung erläutern, die Rechtsnatur dieser Verträge untersuchen und die Rechte und Pflichten, die sich aus diesen Verträgen ergeben, beleuchten. 

Diese Informationen sind entscheidend, um ein tieferes Verständnis für die oft komplexen Beziehungen zwischen Kunden und Banken zu entwickeln.


2. Der Kontoeröffnungsvertrag: Ein Schlüsselvertrag im Bankwesen

Wenn Sie ein Bankkonto eröffnen möchten, ist der erste und wichtigste Schritt der Abschluss eines Kontoeröffnungsvertrags. Dieser Vertrag, der zwischen Ihnen und der Bank geschlossen wird, legt die Grundlage für Ihre zukünftige Beziehung zur Bank und regelt die Führung Ihres Kontos. 

a. Rechtsnatur und Bedeutung

Der Kontoeröffnungsvertrag ist ein rechtlich bindender Vertrag, der die Eröffnung und Führung eines Bankkontos regelt. 

Er ist in der Regel ein sogenannter Innominatkontrakt, was bedeutet, dass er Elemente verschiedener Vertragstypen kombiniert, insbesondere auftragsrechtliche und anweisungsrechtliche Elemente. 

Dieser Vertrag ist entscheidend, da er die Rechte und Pflichten sowohl der Bank als auch des Kunden festlegt.

b. Vertragsschluss und Anforderungen: 

Der Vertrag kommt zustande, wenn Sie als Kunde einen Antrag auf Kontoeröffnung stellen und die Bank diesen Antrag annimmt. In der Praxis sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Bank ein integraler Bestandteil dieses Vertrags. Diese AGB enthalten wichtige Details zu Gebühren, Zinsen, Kontoführung und anderen relevanten Aspekten.

c. Rechte und Pflichten: 

Durch den Kontoeröffnungsvertrag erhalten Sie als Kunde das Recht, das Konto zu nutzen. Dies umfasst typischerweise das Tätigen von Ein- und Auszahlungen, das Führen von Überweisungen und das Empfangen von Kontoauszügen. 

Die Bank hingegen verpflichtet sich, Ihr Konto zu führen und die vereinbarten Bankdienstleistungen zu erbringen. Beide Parteien sind an die im Vertrag festgelegten Bedingungen gebunden, was eine klare und transparente Beziehung zwischen Ihnen und der Bank sicherstellt.

d. Wichtigkeit der sorgfältigen Prüfung: 

Es ist äußerst wichtig, dass Sie als Kunde den Kontoeröffnungsvertrag sorgfältig durchlesen und verstehen, bevor Sie ihn unterschreiben. 

Achten Sie insbesondere auf Gebührenstrukturen, Zinssätze und andere wichtige Bestimmungen. 

Auch das Kündigungsrecht der Bank sollte genau geprüft werden. Denn was natürlich nicht der Fall sein sollte ist, dass Sie in einer Krisensituation oder in einem Liquiditätsengpass das Girokonto gekündigt bekommen und ohne Kontoverbindung dastehen.


3. Der Bankvertrag: Ein umfassendes Fundament der Bank-Kunden-Beziehung

Noch wichtiger wie der Kontoeröffnungsvertrag ist der Bankvertrag. Er nimmt eine zentrale Rolle in der Beziehung Bank / Kunde ein. 

Er bildet das rechtliche Fundament für die vielfältigen Beziehungen zwischen einer Bank und ihren Kunden. 

a. Definition und Umfang: 

Ein Bankvertrag ist ein Überbegriff, der verschiedene Arten von Verträgen zwischen einer Bank und ihren Kunden abdeckt. Dazu gehören nicht nur Kontoeröffnungsverträge, sondern auch Kreditverträge, Giroverträge, Depotverträge und viele andere. 

Jeder dieser Verträge hat seine eigenen spezifischen Merkmale und Bedingungen, die auf die jeweiligen Dienstleistungen und Produkte der Bank zugeschnitten sind.

b. Rechtsnatur und Bedeutung: 

Die Rechtsnatur eines Bankvertrags kann variieren, abhängig von der Art des Vertrags und den darin enthaltenen Dienstleistungen. Diese Verträge sind rechtlich bindend und legen die Rechte und Pflichten sowohl der Bank als auch des Kunden fest. Sie sind das Rückgrat der Geschäftsbeziehung und sorgen für Transparenz und Sicherheit in finanziellen Angelegenheiten.

c. Vertragsschluss und Anforderungen: 

Der Abschluss eines Bankvertrags erfordert eine klare Vereinbarung der Bedingungen und die Zustimmung beider Parteien. 

Die spezifischen Anforderungen variieren je nach Vertragstyp. In der Regel sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bank ein wesentlicher Bestandteil des Vertrags, die wichtige Details wie Gebühren, Zinsen und die Handhabung von Transaktionen enthalten.

d. Rechte und Pflichten: 

Die Rechte und Pflichten in einem Bankvertrag sind vielfältig und hängen vom jeweiligen Vertragstyp ab. 

Generell regeln diese Verträge, wie die Bank ihre Dienstleistungen erbringt und wie der Kunde diese Dienstleistungen nutzen kann. Sie enthalten Bestimmungen zu Gebühren, Zinsen, Verfügbarkeit von Dienstleistungen, Datenschutz und vielem mehr.


4. Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kontoeröffnungsvertrag und der Bankvertrag mehr als nur bürokratische Notwendigkeiten sind; sie sind wesentliche Instrumente, die die Beziehung zwischen Banken und ihren Kunden regeln. 

Sie definieren nicht nur die Rechte und Pflichten beider Parteien, sondern sorgen auch für Transparenz und Sicherheit in der Finanzwelt. 

Für Bankkunden ist es von größter Bedeutung, diese Verträge sorgfältig zu prüfen und zu verstehen, bevor sie sich darauf einlassen.



Dieser Artikel stellt keine konkrete und individuelle Rechtsberatung dar, sondern gibt lediglich einen groben Erstüberblick über die geschilderte und sehr komplexe rechtliche Materie. Rechtliche Sicherheit für Ihre konkrete Fallkonstellation können Sie nur durch abgestimmte Prüfung und Beratung eines fachkundigen Rechtsanwalts erhalten. 


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Foto(s): Dr. Holger Traub

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