Nach Totalschaden sind die Fahrtkosten für eine Wiederbeschaffung zu ersetzen

Der hier vorgestellten Fallkonstellation liegt ein Urteil des AG Suhl (1 C 194/18) zugrunde.

Die unfallgegnerische Haftpflichtversicherung hat die Haftung der Höhe nach zu 100 % akzeptiert, jedoch Kürzungen auf einzelne Positionen vorgenommen. Dies waren die Nutzungsausfallentschädigung, die Kosten für die Tankfüllung des Unfallfahrzeuges sowie die Fahrtkosten für die Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges. Im Ergebnis wurden dem Kläger alle Positionen zugesprochen.

Im Einzelnen soll hier auf die Frage der Fahrtkosten für die Ersatzbeschaffung eingegangen werden.

Der Geschädigte stellt einen Anspruch auf den Ersatz von 0,30 €/Kilometer, die er für die Besichtigung der in Betracht kommenden Ersatzfahrzeuge und zur späteren Abholung des dann tatsächlich erworbenen Fahrzeuges zurückgelegt hat.

Die beklagte Haftpflichtversicherung entgegnete, dass kein Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Notwendigkeit von mehreren Besichtigungsfahrten bestünde. Das Gericht hat hingegen deutlich gemacht, dass der Geschädigte grundsätzlich berechtigt sei, die im Zusammenhang mit der Ersatzbeschaffung entstandenen Fahrtkosten geltend zu machen. Selbstverständlich müsse ihm die Möglichkeit gegeben werden, ein potenzielles Fahrzeug erst einmal zu besichtigen, bevor es zum Kauf kommt. Sofern hier ein Risiko besteht, dass das Fahrzeug nicht gefällt oder aber den Anforderungen des Geschädigten nicht genügt, geht dieses hierbei zulasten des Schädigers bzw. dessen Haftpflichtversicherung. Schließlich habe dieser mit dem von ihm verursachten Unfall die Ursache gesetzt, dass sich der Geschädigte jetzt nach einem neuen Fahrzeug umsehen musste.

Allenfalls stünde dem Schädiger der Einwand zu, dass der Geschädigte willkürlich Fahrzeug besichtigt habe, hierfür trifft aber auch den Schädiger die Beweislast.