Die „Coaching-Falle“ Teil 29: Coaching für Unternehmen (B2B) – Wettbewerbsvorteil oder Geldverschwendung?

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Coachings existieren mittlerweile zu nahezu jedem denkbaren Thema. Insbesondere für Unternehmer gibt es mittlerweile eine unübersehbare Anzahl von Business-Coachings, welche häufig mit den plakativen Schlagworten „Skalierung“, dem Erreichen des „nächsten Levels“ und einer vermeintlich planbaren "Umsatzsteigerung" beworben werden. Kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) stellen daher auch die Zielgruppe vieler Berater und Coaching-Agenturen dar – auch weil im Gegensatz zu Privatkunden die nötigen Finanzmittel vorhanden sind oder jedenfalls beschafft werden können.

In manchen Fällen mögen diese Coachings tatsächlich hilfreich sein – allerdings häufen sich seit einiger Zeit die Fälle, in denen insbesondere Unternehmenskunden von unseriösen Vertriebsmaschen und Verträgen berichten, die nicht halten, was vorab besprochen wurde. Etwa weil statt individueller Betreuung mit Zuschnitt auf die eigene Branche nach „Schema F“ vorgegangen wird, also dieselbe „todsichere Strategie“ auf jeden Coaching-Kunden ausgerollt wird – vom Gemüsehändler bis zur aufstrebenden Marketing-Agentur. Dies dann häufig für höhere fünfstellige Summen. Ein lukratives Geschäft für das Coaching-Unternehmen, das so zahlreiche zahlende Kunden gleichzeitig betreuen kann. Der Mehrwert für die Kunden bleibt dabei jedoch leider immer öfter auf der Strecke.

Oft sind diese Verträge aber auch im B2B-Kontext rechtlich angreifbar, wie insbesondere das Oberlandesgericht Celle mittlerweile rechtskräftig festgestellt hat.


Rechtliche Angriffspunkte

Wie so oft im juristischen Bereich gibt es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort, da jeder Fall in seinen Details einzigartig ist, also individuell bewertet werden muss. In Betracht kommen im B2B-Bereich jedoch meist folgende Möglichkeiten:


  • Fehlende Zertifizierung für Fernunterricht, § 7 FernUSG: Viele Coaching-Programme fallen auch im B2B-Kontext unter das Fernunterrichtsschutzgesetz. In solchen Fällen muss eine Zulassung für den Kurs vorliegen, über die kaum ein Coach verfügt. Fehlt die Zulassung, ist der Vertrag nichtig und muss rückabgewickelt werden.                                                                                                                                        
  • Anfechtung, §§ 119, 123 BGB: Wurde der Kunde vom Coach mit falschen Versprechungen zum Vertragsschluss gebracht, kann der Vertrag wegen Irrtum oder vorsätzlicher Täuschung angefochten werden.                                                                                                                                                                                              
  • Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot, § 134 BGB: Coaching-Programme können gegen andere Gesetze verstoßen – also etwa einen Verstoß gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb darstellen. Auch solche Verträge sind nichtig                                                                                                                                                                                  
  • Sittenwidrigkeit, § 138 BGB: Von der Rechtsprechung werden vermehrt Coaching-Verträge als sittenwidrig eingestuft, weil die Gebühren für das Coaching in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung stehen. Ist der Vertrag sittenwidrig, kann der Kunde sein Geld zurückfordern                                                                                                                                                              
  • Kündigung, §§ 626, 627 BGB: In einigen Fällen kommt auch eine Kündigung des Vertrags in Betracht, weil ein wichtiger Grund vorliegt oder die nötige Vertrauensbasis für „Dienste höherer Art“ fehlt


Rechtsprechung

Die Rechtsprechung der Gerichte stellt sich auch mit Blick auf Unternehmen mit großer Mehrheit auf die Seite der Coaching-Kunden:


  • So hatte das Landgericht Stade einen Coaching-Vertrag für sittenwidrig erklärt.                                            
  • Das Oberlandesgericht Celle hat dann in der Folge entschieden, dass das Fernunterrichtsschutzgesetz auch für Unternehmer gilt und den Coaching-Vertrag auf dieser Grundlage für nichtig erklärt. Das Urteil ist kürzlich rechtskräftig geworden – ein folgenschwerer Rückschlag für die Anbieter unseriöser Coachings.                                                                                                                                                                    
  • Auch das Landgericht Leipzig, das Landgericht Hamburg, das Landgericht Hannover, das Landgericht Nürnberg-Fürth und jüngst das Landgericht Ulm haben das Fernunterrichtsschutzgesetz für anwendbar erklärt und gegen die Coachingunternehmen entschieden.                                                                                                                                                              
  • Zudem hat das Landgericht Stuttgart die Sittenwidrigkeit eines Coaching-Vertrags des Bestsellerverlags von Dirk Kreuter festgestellt.


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