20 Anwälte in Belgien

Auch das belgische Studiensystem unterliegt den Reformen, die der Bologna-Prozess fordert. In Belgien muss ein angehender Rechtsanwalt zunächst einen Bachelor in Law absolvieren. Hierzu benötigt man in der Regel ein dreijähriges Studium. Im Anschluss muss der Jurastudent den Abschluss eines Masters in Law absolvieren, welcher ein zweijähriges Studium voraussetzt. Das Studium beinhaltet eine Reihe von Pflichtfächern aus den klassischen Gebieten des Zivilrechts so zum Beispiel Schuldrecht, Sachenrecht und Familienrecht, den klassischen Gebieten des Strafrechts und des öffentlichen Rechts (Verwaltungsrecht, Verfassungsrecht, Staatsorganisationsrecht). In Belgien werden außerdem Fächer studiert, die in Deutschland eher nebensächlich behandelt werden. Dazu zählen beispielsweise das römische Recht, die heutige Philosophie oder Völkerrecht. An verschiedenen Universitäten werden auch Rechtsethik, Rechtssoziologie, Naturrechtslehre und Rechtsvergleichung behandelt. Auch englische und niederländische Sprachkurse zählen zu den Pflichtfächern. Nach seinem Masterabschluss wird der Kandidat von einem Anwalt mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung dem Cour d’Appel, welches vergleichbar mit dem deutschen Oberlandesgericht ist, vorgestellt. Hier muss er seinen Eid ableisten und schwören, dass er die Pflichten eines Rechtsanwalts gewissenhaft erfüllen wird. Dieser Eid ist die Grundvoraussetzung dafür, dass der Anwärter bei der Anwaltskammer die Aufnahme in die Liste der Referendare beantragen kann. Das Referendariat muss bei einem Rechtsanwalt mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung abgeleistet werden und dauert in der Regel drei Jahre. Ein guter Abschluss des Jura-Studiums ist an dieser Stelle von enormer Wichtigkeit, denn die Anwärter haben keinen Rechtsanspruch auf das Referendariat und müssen sich in Eigeninitiative um den Ausbildungsplatz bewerben. Leider gehen einige Absolventen auch immer wieder leer aus. Während des Referendariats darf der Anwärter seine Fälle selbstständig bearbeiten und auch vor Gericht auftreten. Weiterhin ist er dazu verpflichtet an einem Rechtsberatungsservice für Bedürftige teilzunehmen. In der Referendariats Phase organisiert die Anwaltskammer regelmäßig Kurse (insgesamt 116 Stunden). Am Ende eines jeden Kurses muss eine Prüfung bestanden werden. Hier geht es hauptsächlich um Fragen des Prozessrechts, der Rechtsberatung, des Familienrechts und des Ausländerrechts. Als Referendar muss man weiterhin Übungen im Plädieren besuchen. Wenn der Referendar alle genannten Verpflichtungen erfüllt hat, kann er die Aufnahme in die Liste der Anwälte beantragen. Um offiziell als Anwalt praktizieren zu dürfen muss man in manchen Zuständigkeitsbereichen Belgiens noch eine zusätzliche Approbation erteilt bekommen. Wer überlegt, sein Jurastudium in Belgien zu absolvieren, sollte die Universitäten in Brügge, Leuven oder Gent in Betracht ziehen.

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