Achtung Phishing! Wie Betrüger Ihr Online-Banking angreifen - und wer am Ende haftet

  • 4 Minuten Lesezeit

Gefälschte E-Mails, Fake-Anrufe & manipulierte Webseiten - So schützen Sie sich vor Online-Betrug

Online-Banking ist bequem – aber auch gefährlich. Rund 67 % der Deutschen erledigen ihre Bankgeschäfte über das Internet, doch viele wissen nicht, dass etwa jede dritte Spam-E-Mail einen Phishing-Versuch enthält. Betrüger entwickeln immer raffiniertere Methoden, um an persönliche Daten zu gelangen, und ihre Angriffe werden gezielter.

Trotz Warnungen glauben viele, sie seien zu schlau, um auf solche Tricks hereinzufallen. Doch wenn Phishing wirklich so leicht zu erkennen wäre, warum werden dann jedes Jahr Tausende Bankkonten gehackt? Warum gibt es immer wieder Opfer, selbst unter technisch versierten Nutzern? Und wer haftet eigentlich, wenn das Konto geplündert wird?


Warum funktioniert Phishing so erschreckend gut?

Psychologische Tricks: Vertrauen, Unsicherheit & Druck

Phishing ist so erfolgreich, weil es nicht nur auf technischen Lücken basiert, sondern vor allem auf menschlicher Psychologie. Betrüger bauen auf unser Vertrauen in bekannte Marken, Banken oder Behörden. Sie täuschen beispielsweise eine Nachricht von der Sparkasse, Deutschen Bank oder PayPal vor – oft mit täuschend echten Logos und Design.

Besonders effektiv sind E-Mails oder Anrufe, die Druck aufbauen:
🔹 „Ihr Konto wurde gesperrt – klicken Sie sofort hier, um es zu entsperren!“
🔹 „Verdächtige Abbuchung festgestellt – geben Sie Ihre Daten ein, um den Schaden zu verhindern!“
🔹 „Bitte bestätigen Sie Ihre Kreditkartendaten – andernfalls wird Ihr Konto deaktiviert.“

Viele Menschen handeln in Panik und übersehen Warnsignale. Gefälschte Webseiten, leicht abweichende URLs oder Rechtschreibfehler bleiben oft unbemerkt.

Besonders perfide: Die neuen Phishing-Varianten

  • Spear-Phishing: Betrüger nutzen persönliche Informationen, um ihre Angriffe gezielt auf bestimmte Personen oder Unternehmen abzustimmen.

  • Vishing (Voice-Phishing): Sie rufen ihre Opfer an und geben sich als Bankmitarbeiter aus, um sensible Daten zu erfragen.

  • Smishing (SMS-Phishing): Sie verschicken betrügerische Nachrichten per SMS mit einem Link zu einer gefälschten Webseite.

Oft kennen Angreifer bereits Namen, Adressen oder frühere Einkäufe – das macht ihre Angriffe noch überzeugender.


Sicherheitslücken: Warum Banken nicht unschuldig sind

Wer Phishing allein den Opfern anlastet, macht es sich zu einfach. Banken und Zahlungsdienstleister tragen eine Mitverantwortung, wenn sie nicht für ausreichende Sicherheit sorgen. Einige der häufigsten Versäumnisse:

❌ Mangelhafte Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
Ein einfacher Benutzername und ein Passwort reichen oft nicht aus, um ein Konto zu schützen. Trotzdem machen Banken 2FA häufig nur optional – und lassen damit eine große Sicherheitslücke offen.

❌ Unsichere Kommunikation
Viele Banken verschicken E-Mails mit Links oder Anhängen – genau wie Phishing-Betrüger. Dadurch wird es für Kunden noch schwerer, echte Nachrichten von Fälschungen zu unterscheiden.

❌ Unzureichende Sicherheitsupdates
Nicht alle Banken nutzen die neuesten Schutzmaßnahmen oder warnen ihre Kunden aktiv vor neuen Betrugsmaschen.

🔹 Lösungsansätze für mehr Sicherheit:
✔ Zwei-Faktor-Authentifizierung verpflichtend einführen
✔ Klare Kommunikation („Unsere Bank fordert Sie niemals per E-Mail auf, sich einzuloggen!“)
✔ Bessere Betrugserkennung durch KI und moderne Sicherheitsverfahren


Wer haftet für gestohlene Beträge - Kunde oder Bank?

Wenn das Konto durch Phishing leergeräumt wurde, ist der Schock groß. Doch wer trägt die Schuld?

Die rechtliche Lage: Wann erstattet die Bank den Schaden?

Laut § 675j BGB sind Zahlungen nur dann gültig, wenn der Kunde ihnen ausdrücklich zugestimmt hat. Gibt es keine Zustimmung – etwa weil ein Betrüger die Transaktion durchgeführt hat –, muss die Bank das Geld nach § 675u BGB erstatten.

Aber: Auch Kunden haben Pflichten. § 675l BGB schreibt vor, dass sie ihre Zugangsdaten sicher verwahren und jede verdächtige Nutzung sofort melden müssen. Wer fahrlässig handelt, kann selbst haften.


Wann haftet der Kunde selbst?

  • Bis zu 50 Euro, wenn der Betrug nicht durch grobe Fahrlässigkeit begünstigt wurde.

  • Unbegrenzte Haftung, wenn dem Kunden grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen wird – z. B. wenn er seine TAN direkt in eine betrügerische Webseite eingibt.

💡 stark vereinfachtes Praxisbeispiel:
❌ Kunde A erhält eine Phishing-Mail und gibt seine Daten ein → Bank könnte ihm grobe Fahrlässigkeit vorwerfen → Keine Erstattung!
✅ Kunde B wird Opfer von Pharming (manipulierte Webseite ohne sein Verschulden) → Bank muss erstatten!


Wie können Kunden sich schützen?

✔ Keine Links aus E-Mails oder SMS anklicken – immer direkt zur Bank-Website gehen
✔ Nie Zugangsdaten oder TANs weitergeben – auch nicht an vermeintliche Bankmitarbeiter
✔ Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren
✔ Kontoauszüge regelmäßig prüfen

Fazit: Banken und Kunden müssen sich besser schützen

Phishing ist nicht nur ein technisches Problem – sondern auch eine Frage der Wachsamkeit. Banken müssen Sicherheitslücken schließen, und Kunden sollten sich vor Betrugsversuchen in Acht nehmen.

Wer sich an diese Grundregeln hält, hat gute Chancen, nicht zum Opfer zu werden:
🔹 Misstrauisch sein – Banken fordern niemals per E-Mail oder SMS zur Eingabe von Daten auf!
🔹 Keine Links anklicken – immer selbst zur Bank-Website navigieren.
🔹 Unbekannte Anrufe ignorieren – Banken fragen niemals nach Passwörtern am Telefon!
🔹 Verdächtige E-Mails melden – je mehr Fälle bekannt werden, desto besser kann reagiert werden.

💡 Sie sind Opfer eines Phishing-Betrugs geworden?
Kontaktieren Sie Ihre Bank sofort und lassen Sie Ihr Konto sperren! Im Zweifelsfall hilft eine anwaltliche Beratung, um Ihre Rechte durchzusetzen.

📞 Tel.: 04202 63 83 70
📧 E-Mail: info@rechtsanwaltkaufmann.de


Dieser Artikel ist stark vereinfacht und dient lediglich zu Informationszwecken. Eine individuelle Beratung mit einem Rechtsanwalt ist zu empfehlen! 


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Wie unterscheidet sich Spear-Phishing von allgemeinem Phishing?

Beim Phishing handelt es sich um breit gestreute Angriffe, bei denen Betrüger wahllos gefälschte E-Mails oder Nachrichten versenden, um an sensible Daten zu gelangen. Spear-Phishing hingegen ist eine gezielte Angriffsmethode, bei der Kriminelle individuell zugeschnittene Nachrichten an bestimmte Personen oder Unternehmen richten. Dabei nutzen sie oft persönliche Informationen, um die Nachricht besonders glaubwürdig erscheinen zu lassen – etwa eine E-Mail, die vermeintlich von einem Vorgesetzten oder einem Geschäftspartner stammt. Da sich Spear-Phishing stark an den Empfänger anpasst, ist es deutlich schwerer zu erkennen als herkömmliches Phishing.

Warum ist Vishing besonders gefährlich im Online-Banking?

Vishing (Voice-Phishing) ist eine Betrugsmethode, bei der Angreifer ihre Opfer telefonisch kontaktieren und sich als Bankmitarbeiter oder Sicherheitsdienst ausgeben. Sie setzen ihre Opfer unter Druck, indem sie behaupten, es gebe verdächtige Aktivitäten auf dem Konto oder die Bankkarte müsse „neu verifiziert“ werden. In der Hektik geben viele Kunden dann bereitwillig ihre Zugangsdaten oder eine TAN weiter, die der Betrüger nutzt, um Geld vom Konto abzubuchen. Besonders gefährlich ist, dass keine Phishing-E-Mail oder gefälschte Webseite notwendig ist – das Opfer gibt die Informationen direkt preis, weil es dem Anrufer vertraut.

Warum kann Smishing so effektiv sein?

Smishing (SMS-Phishing) basiert auf dem gleichen Prinzip wie klassische Phishing-Angriffe, jedoch über SMS statt per E-Mail. Da viele Menschen weniger skeptisch gegenüber SMS sind, wird diese Methode oft unterschätzt. Eine typische Smishing-Nachricht enthält eine dringende Aufforderung wie „Ihr Konto wurde gesperrt – klicken Sie hier zur Reaktivierung“ oder „Ihr Paket kann nicht zugestellt werden – verfolgen Sie es hier“ mit einem Link zu einer gefälschten Webseite. Besonders perfide: Banken nutzen oft selbst SMS für Sicherheitscodes, sodass Kunden nicht misstrauisch sind, wenn sie eine Bank-bezogene SMS erhalten. Smishing wird zudem häufig genutzt, um Malware auf Smartphones zu installieren, die dann weitere Daten abgreifen kann.

Foto(s): Foto von Lewis Kang’ethe Ngugi auf Unsplash


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