Brandgefahr beim vollelektrischen Mini Cooper SE – Code 0061750800 – Software-Update als Lösung des Problems?
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Eine Hiobsbotschaft folgt der nächsten. Während BMW bislang vor allem mit dem Brandrisiko bei Dieselfahrzeugen zu kämpfen hat (vergleiche Rückrufmaßnahme zum AGR-Kühler), kann dieses Risiko nun auch bei dem vollelektrischen Mini Cooper SE gegeben sein. BMW ruft weltweit rund 150.000 Mini Cooper, die zwischen November 2018 und Januar 2024 in Europa produziert wurden, zurück. In Deutschland sollen allein 39.000 Fahrzeuge betroffen sein. Hintergrund ist offenbar, dass zwei Fahrzeuge – eines in den USA und eines in Deutschland – in Flammen aufgegangen sind.
BMW schreibt in dem Schreiben zur Rückrufmaßnahme „Steuergeräte programmieren (SME)“ zum Code 0061750800, dass eine Qualitätsprüfung ergeben habe, dass es in der Hochvolt-Batterie zu Fehlfunktionen kommen könne. Dies werde über eine Check-Control-Meldung angezeigt. In bestimmten Situationen könne es jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass diese Fehlfunktionen zu einem Kurzschluss in der Hochvolt-Batterie führen. Ein Fahrzeugbrand, auch in abgestelltem Zustand, sei daher in seltenen Fällen möglich.
Undichtigkeit des Gehäuses als mögliche Ursache
Was BMW in dem Schreiben allerdings nicht erwähnt, ist der Grund für das Brandrisiko. Nach Angaben von Mini soll das Problem offenbar in einer möglichen Undichtigkeit des Gehäuses der Hochvolt-Batterie liegen. Dadurch könnte Feuchtigkeit in die Batterie eindringen und eventuell einen Isolationsfehler mit einem Kurzschluss auslösen.
Statt diese Ursache offen anzusprechen, schreibt BMW in dem Schreiben zur Rückrufmaßnahme nur, dass es zu möglichen Fehlfunktionen kommen könne bzw. zu einem Kurzschluss in der Hochvolt-Batterie. Nicht benannt wird ferner, dass bei Undichtigkeit des Gehäuses der Hochvolt-Batterie nicht nur ein Brandrisiko besteht, sondern auch das Risiko des plötzlichen Abschaltens der Batterie während der Fahrt. Hiermit kann im laufenden Straßenverkehr ebenfalls ein erhebliches Risiko einhergehen.
Software-Update ausreichend zur Problembehebung?
BMW will das Problem mit einem sogenannten Software-Update lösen. Es soll eine Diagnosefunktion implementiert werden, welche eine Fehlfunktion in der Hochvolt-Batterie bzw. im Hochvolt-System sicher erkenne und in diesem Fall die Batterie entlädt. Medienberichten zufolge soll die Batterie im Fall der Erkennung eines Isolationsfehlers durch die Software auf unter 30 Prozent entladen werden, sodass ein Brand unwahrscheinlich werde.
Es stellt sich schon die Frage, warum bei einer Undichtigkeit des Gehäuses der Hochvolt-Batterie nicht das sicherste Mittel gewählt wird, nämlich deren unmittelbare physische Reparatur oder der Austausch der Batterie? Hier könnte man vermuten, dass vor allem Kostenaspekte eine Rolle gespielt haben.
Nach Auffassung von HAHN Rechtsanwälte beseitigt das Software-Update den Mangel nicht, sodass in diesem Fall nach wie vor von einem Fehler im Sinne des Gewährleistungsrechts auszugehen wäre. Sollte das Gehäuse undicht sein, wäre dieses auch nach der Rückrufmaßnahme weiterhin der Fall, sodass sich das Brandrisiko nicht vollends ausschließen lässt.
Offenbar scheint auch am Markt eine gewisse Skepsis vorzuherrschen. So wurde von einer Betroffenen berichtet, dass für ihr Fahrzeug trotz Inserierung bei „wirkaufendeinauto.de“ kein Angebot abgegeben wurde. Sie erhielt die Mitteilung, dass man dort auch in deren europaweiten Netzwerk aktuell keinen Käufer für den Mini finden konnte. Offenbar ist auch ein erheblicher Wertverlust bei den Fahrzeugen festzustellen, wie ein weiterer Betroffener berichtet.
In den vorliegenden Fällen können unter anderem Ansprüche aus dem Kaufrecht gegeben sein. Zu den Handlungsoptionen im Einzelnen bietet HAHN Rechtsanwälte eine kostenfreie Erstberatung an.
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