Einspruch gegen Bußgeldbescheid: Wann und wie Sie Bußgelder erfolgreich anfechten können

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Bußgelder können unerwartet und unangenehm sein, ob durch zu schnelles Fahren, das Überfahren einer roten Ampel oder andere Verkehrsverstöße. Doch man muss nicht immer ein Bußgeld akzeptieren. Oft gibt es Wege, sich erfolgreich dagegen zu wehren. In diesem Artikel erfahren Sie, wann und wie Sie Einspruch gegen Bußgelder einlegen können.

Gründe für Bußgelder

Ein Bußgeldbescheid kann aus verschiedenen Gründen erlassen werden. Hier sind einige der häufigsten Ursachen und wie man dagegen vorgehen kann:

  • Geschwindigkeitsüberschreitung: Messfehler können bei Geschwindigkeitsverstößen auftreten, sei es durch defekte Geräte oder unsachgemäße Handhabung. 
  • Rotlichtverstoß: Wenn das Beweisfoto den Fahrer nicht eindeutig zeigt oder andere Fahrzeuge im Bild sind, kann dies ein Grund für einen erfolgreichen Einspruch sein.
  • Abstandsvergehen: Wird der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug nicht eingehalten, droht ein Bußgeld. Messfehler oder unklare Beweise können hier einen Einspruch rechtfertigen.
  • Handy am Steuer: Die Nutzung eines Mobiltelefons während der Fahrt ist verboten und wird geahndet. Kann jedoch nachgewiesen werden, dass das Handy nicht benutzt wurde oder die Beweislage unklar ist, kann ein Einspruch Erfolg haben.
  • Alkohol und Drogen am Steuer: Fahren unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen ist ein schwerwiegender Verstoß. Fehler bei der Blutentnahme oder ungenaue Messungen können einen Einspruch rechtfertigen.
  • Parkverstöße: Falschparken kann ebenfalls zu Bußgeldern führen. Unklare oder fehlerhafte Beschilderung kann ein Grund für einen Einspruch sein.
  • Überladung: Wird das zulässige Gesamtgewicht eines Fahrzeugs überschritten, droht ein Bußgeld. Fehler bei der Gewichtsmessung oder unklare Vorschriften können jedoch angefochten werden.
  • Umweltzonen: Das Befahren von Umweltzonen ohne die erforderliche Plakette kann zu Bußgeldern führen. Kann jedoch nachgewiesen werden, dass die Plakette vorhanden war oder die Beschilderung unklar war, kann ein Einspruch Erfolg haben.

Wann ist ein Einspruch gegen Bußgelder möglich?

Ein Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. Hier sind einige der häufigsten Gründe:

  • Formale Fehler: Ein Bußgeldbescheid muss bestimmte formale Kriterien erfüllen. Fehlen wichtige Angaben oder sind diese fehlerhaft, kann der Bescheid unwirksam sein.
  • Messfehler: Bei Geschwindigkeits- oder Rotlichtverstößen können Messfehler auftreten, sei es durch defekte Geräte oder unsachgemäße Handhabung.
  • Uneindeutige Beweislage: Wenn das Beweisfoto den Fahrer nicht eindeutig zeigt oder andere Fahrzeuge im Bild sind, kann dies ein Grund für einen erfolgreichen Einspruch sein.
  • Verjährung: Bußgeldbescheide haben bestimmte Verjährungsfristen. Ist diese Frist abgelaufen, kann der Bescheid nicht mehr vollstreckt werden.
  • Fahrverbot: Das Gericht kann unter Umständen das Fahrverbot aufheben und stattdessen die Geldbuße erhöhen, zum Beispiel wenn der Ehemann seine kranke, nicht selbst fahrtüchtige Ehefrau sonst nicht mehr zu ärztlichen Behandlungen fahren könnte. Dies liegt allerdings im Ermessen des Gerichts und hängt unter anderem von den Einträgen im FAER (Fahreignungsregister) ab.

In welchen Fällen lohnt sich ein Einspruch nicht?

Es gibt natürlich genauso Situationen, in denen ein Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid wenig Erfolgsaussichten hat:

  • Eindeutige Beweislage: Wenn die Beweislage eindeutig ist und keine formalen oder technischen Fehler vorliegen, hat ein Einspruch in der Regel wenig Aussicht auf Erfolg.
  • Geringfügige Verstöße: ist lediglich ein geringes Bußgeld festgesetzt, kann der Aufwand eines Einspruchs den Nutzen übersteigen.
  • Wiederholte Verstöße: Wiederholen sich Verstöße kann es dadurch schwieriger sein, einen Einspruch erfolgreich durchzusetzen, da die Behörden strenger agieren.

So legen Sie Einspruch ein

Wenn Sie gegen einen Bußgeldbescheid vorgehen möchten, sollten Sie folgende Schritte beachten:

  1. Beweise sammeln: Sammeln Sie relevante Beweise, die Ihren Einspruch unterstützen können, wie Fotos, Zeugenaussagen oder technische Gutachten.
  2. Anwalt kontaktieren: Sprechen Sie mit einem Anwalt, um Ihre Erfolgsaussichten zu evaluieren und den Einspruch professionell zu formulieren. Ein Anwalt kann Ihnen helfen, die richtigen Schritte einzuleiten, sinnvolle Argumente vorzubringen und dabei formale Fehler zu vermeiden.
  3. Frist wahren: Der Einspruch muss innerhalb einer zwei wöchigen Frist nach Zustellung des Bußgeldbescheids bei der entsprechenden Behörde eingelegt werden. Ihr Anwalt wird dabei sicherstellen, dass diese Frist eingehalten und der Einspruch formal korrekt eingereicht wird.

Weit verbreitete Missverständnisse

  • "Ein einziger Fehler reicht, um den Bußgeldbescheid aufheben zu lassen": Nein. Nicht jeder formale oder technische Fehler führt zwangsläufig zur Aufhebung des Bußgeldbescheids. Es müssen erhebliche Fehler vorliegen, um die Rechtmäßigkeit des Bescheids in Frage stellen zu können.
  • "Ein Einspruch ist immer erfolgreich": Die Erfolgsaussichten hängen von den individuellen Umständen des Falls ab, weshalb eine Prüfung je nach Fall notwendig ist.
  • "Nur mit einem Anwalt kann man erfolgreich einen Bußgeldbescheid abwenden": Ein Anwalt ist hierfür nicht zwingend erforderlich, kann aber zweifelsfrei die Erfolgsaussichten signifikant verbessern und unnötige Kosten durch aussichtslose Einsprüche vermeiden.

Fazit

Ein Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid kann oft sinnvoll sein, besonders wenn formale oder technische Fehler vorliegen. Dabei ist jedoch wichtig, die Erfolgsaussichten vor einem Einspruch realistisch zu prüfen und gegebenenfalls professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Ein Anwalt kann dabei helfen, anhand eigener Erfahrung die Erfolgschancen einzuschätzen und den Einspruch formal korrekt einzulegen.

Kontaktieren Sie mich jederzeit, um Ihre Situation zu besprechen, Fragen zu klären und die nächsten Schritte zu planen. Ich berate Sie gerne.

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Foto(s): Anja Jäger

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