Exodus Wallet Betrug: Unternehmen verliert 90.000 Euro als Bitcoin Sicherheitsleistung für ein Darlehen

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Vorsicht vor der Bitcoin-Sicherheitsleistung: Eine neue Betrugsmasche zielt auf Unternehmen ab

Alles ist teuer geworden, besonders Kredite. In der Immobilienbranche fehlen die Aufträge. Die Sorgen sind groß. Kredite mit niedrigen Zinsen sind unverhoffter ein Segen für Unternehmen in diesen Zeiten. Doch eine neue Betrugsmasche, die derzeit einige Unternehmen in Bayern getroffen hat, zeigt, dass die Täter keinen Aufwand scheuen, auch nicht ein persönliches Treffen in einem Restaurant, um Unternehmen zu betrügen. 

Ein Unternehmen aus Bayern wurde im Internet auf ein günstiges Kreditangebot aufmerksam und nahm Kontakt auf. Es wurden einige Telefonkonferenzen geführt. Schließlich sollte das Geschäft in Mailand, in Italien in einem Restaurant besprochen werden. Vor Ort trafen sich die Täter mit den Geschäftsführern des deutschen Unternehmens und boten einen vermeintlichen Kredit von über 1 Mio. Euro für außergewöhnlich günstige Zinsen an. Schnell wurde man sich einig, zumal die Sicherheitsleistung, die für den Kredit gezahlt werden sollte, auf 90.000 Euro heruntergehandelt werden konnte. 

Einziger Haken: Die Sicherheitsleistung sollte in einer Einlage von 90.000 Euro in Bitcoin hinterlegt werden. Damit kannten sich die Führungskräfte des deutschen Unternehmens nicht aus. Der Geschäftsführer übergab daher "Herrn Bachmann", der in Wirklichkeit anders heisst, sein Smartphone, damit die Exodus Wallet heruntergeladen werden konnte - das sei total sicher, wie ihnen in angenehmer Atmosphäre des Restaurants erklärt wurde. 

Herr Bachmann installierte die Exodus Wallet, praktisch eine digitale Brieftasche für Kryptowährungen, und führte einige Aktionen durch, die für die Anwesenden nicht erkennbar war. Nachdem das Unternehmen die geforderte Sicherheit in Bitcoin auf die Exodus Wallet hinterlegt hatte, kam der Schock: Das Geld verschwand kurze Zeit später.

Dieser Vorfall ist ein klassisches Beispiel für eine Betrugsmasche, die auf das Vertrauen und die Innovationsbereitschaft von Unternehmen abzielt. Die Kombination aus dem Versprechen eines günstigen Kredits und der Nutzung von Kryptowährungen als Sicherheit sollte als rote Flagge gelten. 

Wie sicher ist die Exodus Wallet? 

Die Exodus Wallet ist eine Hot Wallet, weil die Kryptowährungen online oder mit Internetverbindung aufbewahrt werden. Der Anbieter von Exodus Wallet hat keinen Zugriff auf die Daten der Nutzer, was typisch für den Krypto-Space ist: Die Sicherheit der Coins obliegt der Eigenverantwortung der Nutzer. Bei einer Software-Wallet hängt die Sicherheit zudem von der Sicherheit des verwendeten Geräts ab. Ein gehacktes Gerät oder eine Infektion mit Schadsoftware (z.B. Keylogger) kann zum Verlust der darauf gespeicherten Kryptowährungen führen. 

Eine Wallet wurde auch kompromittiert, wenn das Passwort, die geheime 12-Wort-Wiederherstellungsphrase und/oder die privaten Schlüssel von jemand anderem als dem ursprünglichen Besitzer der Wallet eingesehen oder kopiert wurden. Jeder, der die geheime Wiederherstellungsphrase einer Geldbörse besitzt, hat die volle Kontrolle über die Geldmittel der Geldbörse. Wenn eine böswillige oder nicht vertrauenswürdige Person Zugang zu der geheimen Wiederherstellungsphrase oder den privaten Schlüsseln einer Geldbörse hat, sind die Vermögenswerte in dieser Geldbörse in unmittelbarer Gefahr.

Besonders gefährlich ist es, wenn man ein Gerät einer anderen Person übergibt und diese dann auch noch die Installation der Exodus Wallet machen soll. Auf diese Weise erfährt er die Zugangsdaten und die Exodus Wallet ist von Anfang an unsicher und kompromittiert. Keinesfalls sollte diese Wallet für die Transaktion von Kryptowährungen genutzt werden! 

Zum Schutz der digitalen Vermögenswerte ermöglicht die Exodus-Wallet das Einrichten eines Passworts. Die Sicherheit der Wallet steigt mit der Stärke des gewählten Passworts. Eine Auto-Lock-Funktion, die die Software nach einer Periode der Inaktivität automatisch sperrt, bietet zusätzlichen Schutz. Des Weiteren besteht die Option, die privaten Schlüssel zu extrahieren. Für eine maximale Sicherheit kann die Wallet mit einem Trezor-Hardware-Wallet verbunden werden.

Wie kann eine Exodus Wallet gehacked werden:

Es gibt verschiedene Wege, eine Exodus Wallet zu kompromittieren:

  • Jemand erlangt Ihre geheime 12-Wort-Wiederherstellungsphrase oder den privaten Schlüssel für eines Ihrer Vermögenswerte.
  • Jemand scannt den QR-Synchronisierungscode Ihrer Wallet.
  • Jemand installiert eine Schadsoftware auf Ihrem Gerät, die in der Lage ist, private Daten wie Ihr(e) Passwort(e), Ihre geheime Wiederherstellungsphrase und/oder private Schlüssel zu extrahieren.
  • Jemand verschafft sich aus der Ferne oder physisch Zugang zu Ihrer Wallet, entweder während die Wallet entsperrt ist oder wenn er Ihr Exodus-Passwort kennt.
  • Jemand hat Ihr Exodus-Passwort und den E-Mail-Backup-Link, wenn Sie Ihre Wallet vor Februar 2019 erstellt haben.
  • Jemand schickt Ihnen eine Phishing-Email unter dem Vorwand, ein Update zum Schutz der Exodus Wallet durchzuführen, wie in diesem Beispiel: 

Was können Unternehmen tun, um sich vor Betrug und Datenveränderung bei Exodus Wallets zu schützen? Hier sind einige Tipps:

Skepsis bei zu guten Konditionen: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das oft auch. Seien Sie besonders vorsichtig bei Kreditangeboten mit ungewöhnlich niedrigen Zinsen.

Überprüfung der Kreditgeber: Recherchieren Sie die Kreditgeber gründlich. Seriöse Kreditgeber haben in der Regel eine nachweisbare Geschäftshistorie und positive Bewertungen.

Keine Herausgabe persönlicher Geräte: Geben Sie niemals Ihr Smartphone oder andere persönliche Geräte an Dritte weiter. Installieren Sie keine Software oder Apps auf Anweisung Unbekannter.

Vorsicht bei Kryptowährungen: Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie aufgefordert werden, Sicherheiten in Form von Kryptowährungen zu hinterlegen. 

Rechtliche Beratung einholen: Bevor Sie sich auf finanzielle Vereinbarungen einlassen, sollten Sie immer rechtlichen Rat einholen. Ein Anwalt kann Ihnen helfen, das Risiko zu bewerten und die Seriosität des Angebots zu überprüfen, besonders dann, wenn es um Sicherheitsleistungen per Bitcoin gehen soll. 

Haben Sie Fragen? Nehmen jederzeit gerne Kontakt zu uns auf! :)

Foto(s): Kryptobetrugshilfe

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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