Covid-19 (Coronavirus) an Excuse not to Perform a Contract? Führt Covid-19 zur Leistungsbefreiung?

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The outbreak of the coronavirus is affecting economies worldwide. What are the legal consequences under German law if the coronavirus makes your contract difficult or even impossible to perform?

I. Starting Point: Contract Provisions

The intent of the parties is primarily essential. Thus, you should always first start to look at the contract and ascertain what the parties have actually agreed. Force majeure clauses (in Germany "höhere Gewalt" Vertragsklauseln) are commonplace in various contracts, including supply contracts and leases. If your contract contains a force majeure clause, the specific contractual stipulations at issue will determine the legal consequences. If, for instance, the force majeure clause at issue explicitly includes epidemics, serious illnesses or plagues, diseases, emergencies, outbreaks, quarantines or governmental measures, there is a good chance that the parties may successfully claim "force majeure" (German: "höhere Gewalt") due to the coronavirus. Force majeure clauses will often excuse or defer performance. The specific legal implications, however, must be determined on a case-by-case basis.

II. What if Your Contract Does Not Contain a Force Majeure Clause or the Clause Does Not Cover COVID-19? 

Under German law, the rules of impossibility (§ 275 German Civil Code) or frustration of contract       (§ 313 German Civil Code) will apply. 

§ 275 German Civil Code provides that the performance of a contract duty is excluded, if the performance is objectively or subjectively impossible. This is a very important distinction to many common law jurisdictions, where the defense of impossibility very often is only available when the destruction of the means of performance by an act of God makes performance of the contract objectively impossible.

§ 313 German Civil Code provides another legal remedy: If circumstances upon which a contract was based have materially changed after the contract was formed and if the parties would not have made the contract or would have done so upon different terms if they had foreseen that change, the parties may seek for an adjustment of the contract. If, however, an adjustment is impossible or would be unreasonable, the contract may be terminated (§ 313 para. 3 German Civil Code).

III. Bottom Line

While COVID-19 may constitute "force majeure" or provide an excuse not to perform contract duties according to § 275 German Civil Code or a claim for adjustment of contract according to § 313 German Civil Code, there is no general "right" approach to this issue. The "right" approach must be determined on a case-by-case basis in order to avoid liability and financial losses.

Deutsche Version:

Die Covid-19 (Coronavirus) Pandemie hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Was sind indes die rechtlichen Auswirkungen nach deutschem Recht, wenn das Coronavirus dazu führt, dass eine Vertragserfüllung erschwert oder gar unmöglich gemacht wird?

I. Immer mit den konkreten vertraglichen Vereinbarungen beginnen

Der Wille der Vertragsparteien ist immer primär entscheidend. Was wollten die Vertragsparteien im konkreten Fall? Daher ist hier immer zuerst zu prüfen, was die Parteien dazu vertraglich konkret vereinbart haben. So werden oft in vielen Verträgen (z.B. auch in Liefer- und Mietverträgen) Vertragsklauseln zur sog. "höheren Gewalt" vereinbart. Enthält der jeweilige Vertrag eine entsprechende Vertragsklausel, so werden die konkreten rechtlichen Konsequenzen an Hand der jeweiligen konkreten vertraglichen Vereinbarung bestimmt. Wenn z.B. die Vertragsklausel explizit als "höhere Gewalt" Epidemien, schwerwiegende Krankheiten oder Plagen, Notlagen, Seuchen oder behördliche Anordnungen benennt, bestehen gute Erfolgsaussichten, dass sich eine Vertragspartei aufgrund der Covid-19 Pandemie erfolgreich auf "höhere Gewalt" berufen kann. Entsprechende Vertragsklauseln werden oft zu einer Leistungsbefreiung führen oder eine Verzögerung der Vertragsleistung rechtfertigen. Die genauen rechtlichen Auswirkungen sind indes an Hand der genauen Umstände des jeweiligen konkreten Einzelfalles zu bestimmen.

II. Was passiert wenn der Vertrag keine Klausel enthält oder Covid-19 keine "höhere Gewalt" begründet

In diesem Fall kommen die allgemeinen gesetzlichen Regelungen zur Anwendung, insbesondere die Regelungen zu § 275 BGB und § 313 BGB.

Nach § 275 Abs. 1 BGB wird der Anspruch auf Vertragsleistung ausgeschlossen, soweit diese für den Schuldner oder für jedermann unmöglich ist. Hier besteht ein wichtiger Unterschied zu vielen Common Law (das Common Law ist ein in vielen englischsprachigen Ländern (z.B. USA) vorherrschender Rechtskreis, der nicht ausschließlich auf kodifiziertem Recht basiert, sondern vielmehr primär durch die Rechtsprechung (sog. case law) geprägt ist) Jurisdiktionen, wo oft nur die objektive Unmöglichkeit als Leistungsbefreiung anerkannt wird.

§ 313 BGB sieht vor, dass im Fall einer schwerwiegenden Störung der Umstände, die zur Grundlage des Vertrages geworden sind, eine Anpassung des Vertrages verlangt werden kann, wenn die Parteien den Vertrag nicht oder mit anderem Inhalt geschlossen und sie diese Veränderung vorausgesehen hätten. Wenn eine Vertragsanpassung unmöglich oder unzumutbar ist, kann nach § 313 Abs. 3 BGB sogar eine Kündigung oder ein Rücktritt in Betracht kommen. 

III. Fazit

Die Covid-19 Pandemie kann durchaus "höhere Gewalt" begründen oder auch zu einer Leistungsbefreiung nach § 275 Abs. 1 BGB führen bzw. das Recht zur Vertragsanpassung nach § 313 Abs. 1 BGB begründen. Allerdings kann hier keine allgemeinverbindliche Aussage getroffen werden, wie man sich in diesem Fall als Vertragspartei "richtig" verhält. Dies wird man an Hand der jeweiligen Umstände des konkreten Einzelfalles bestimmen müssen, um sich auch nicht Schadensersatzansprüchen auszusetzen.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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