Ist mein Steuerberater zu teuer? Wann sich gute Beratung wirklich lohnt! Worauf Sie achten sollten

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Steuerberater sind für viele Unternehmer und Privatpersonen unverzichtbare Partner, wenn es um die Bewältigung des komplexen deutschen Steuerrechts geht. Doch immer wieder stellt sich die Frage: Was darf der Service kosten, und wie erkennt man einen guten Steuerberater?

Gleichzeitig gibt es immer weniger Steuerberater, und die wenigen am Markt verfügbaren Fachleute können sich ihre Mandanten aussuchen.

Steuerberater haben nicht immer den besten Ruf – zu teuer, zu wenig individuelle Beratung, zu standardisierte Lösungen. Doch die Wahrheit ist: Eine gute Steuerberatung kann Ihnen nicht nur helfen, Fehler zu vermeiden, sondern auch erhebliche Steuerersparnisse bringen. Besonders in komplexen steuerlichen und wirtschaftlichen Gestaltungen zeigt sich, dass die Investition in einen erstklassigen Steuerberater oder eine Steuerberaterin langfristig sinnvoll ist.

Regelungen der Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV)

In Deutschland sind die Gebühren für Steuerberater durch die Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) geregelt. Diese legt fest, welche Gebühren für welche Leistungen erhoben werden dürfen. Maßgeblich ist dabei der sogenannte Gegenstandswert – also der Wert, den die steuerliche Angelegenheit hat. Verschiedene weitere Faktoren beeinflussen die Kosten, darunter die Art der Leistung, der Umfang und die Komplexität des Falls, der Zeitaufwand sowie die Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Mandanten. Zudem haben die verschiedenen Leistungen unterschiedliche Gebührenrahmen: Beispielsweise kostet die Erstellung einer Einkommensteuererklärung weniger als die Erstellung eines Jahresabschlusses. Je umfangreicher und komplexer die Aufgabe, desto höher die Gebühr.

Honorare für Steuerberater – Warum es kaum noch günstige Angebote gibt

Grundsätzlich sind Steuerberater an die Steuerberatervergütungsverordnung (StBVV) gebunden, die den Rahmen für Abrechnungen vorgibt. Doch gerade in Spezialfällen oder bei Unternehmensmandaten sind Honorarvereinbarungen außerhalb der StBVV längst Standard geworden.

Warum?

  • Fachkräftemangel: Steuerberater sind Mangelware. Laut Bundessteuerberaterkammer gibt es derzeit rund 106.000 Steuerberater in Deutschland – bei über 42 Millionen Steuerpflichtigen. Die meisten Steuerberater sind stark ausgelastet und nehmen nur noch Mandate an, die wirtschaftlich attraktiv sind.


  • Demografischer Wandel: Über 57 % der Steuerberater sind älter als 51 Jahre, viele davon bereits über 70. Der Nachwuchs ist knapp, und die Zahl der neu zugelassenen Steuerberater reicht nicht aus, um die ausscheidenden Fachkräfte zu ersetzen.


  • Steigende Stundensätze: Während früher Stundensätze zwischen 150 und 200 Euro üblich waren, sind heute 250 Euro netto oder mehr der Mindeststundensatz für steuerliche Beratung. Spezialisten in Bereichen wie Erbschaftsteuer, Unternehmensnachfolge oder internationale Steuerfragen verlangen häufig 350 Euro oder mehr. Teilweise betragen die Stundensätze bereits 475 EUR.


  • Digitalisierung und Komplexität: Wer glaubt, dass durch Digitalisierung die Steuerberatung günstiger wird, täuscht sich. Im Gegenteil: Die Anforderungen an Steuerberater steigen, da immer mehr komplexe steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten und rechtliche Risiken berücksichtigt werden müssen. Gleichzeitig erfordert der zunehmende Einsatz von Software-Lösungen Investitionen und fortlaufende Schulungen.


Steuerberatung ist mehr als nur Buchhaltung

Viele Mandanten erwarten von ihrem Steuerberater lediglich eine ordnungsgemäße Buchhaltung und die fristgerechte Erstellung der Steuererklärung. Doch wirklich gute Steuerberatung kann weit darüber hinausgehen. Ähnlich wie bei einer hochwertigen anwaltlichen Beratung ist die Gestaltung steuerlicher Strukturen oft hochkomplex und erfordert Spezialwissen.

Beispiele für komplexe steuerliche Gestaltungen:

  1. Vermeidung von Erbschaftssteuer durch frühzeitige Planung:
    Wer Vermögenswerte an seine Erben übergeben möchte, sollte nicht erst bei Eintritt eines Erbfalls an steuerliche Fragen denken. Durch eine gezielte Schenkung unter Ausnutzung von Freibeträgen, eine Stiftungslösung oder eine rechtzeitige Umstrukturierung des Vermögens lässt sich die Erbschaftssteuer erheblich reduzieren. Eine gute Steuerberatung zeigt Ihnen, welche Optionen zur Verfügung stehen und wie sie optimal genutzt werden können.

  2. Holding-Strukturen zur Steueroptimierung:
    Für Unternehmer kann eine Holding-Struktur erhebliche Steuervorteile bringen. Beispielsweise können Gewinne aus Tochtergesellschaften innerhalb der Holding weitgehend steuerfrei reinvestiert werden. Doch die Errichtung einer Holding ist kein Standardvorgang – sie muss individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmers abgestimmt sein. Hier braucht es steuerliche Expertise, um Risiken zu vermeiden und die bestmögliche Struktur zu wählen.

  3. Gründung von Betriebsvermögen zur Steuervermeidung:
    Wer private Immobilienbesitz strategisch in Betriebsvermögen überführt, kann langfristig Steuervorteile erzielen. Allerdings gibt es hier eine Vielzahl an Fallstricken, beispielsweise im Bereich der sogenannten "erweiterten Kürzung" bei der Gewerbesteuer. Ohne fundierte steuerliche Beratung drohen teure Fehler.

Warum lohnt sich eine erstklassige Steuerberatung?

Natürlich ist eine hochwertige Steuerberatung mit höheren Kosten verbunden. Doch diese Kosten stehen oft in keinem Verhältnis zu den möglichen Einsparungen:

  • Eine falsch gestaltete Erbschaftsregelung kann schnell eine Steuerlast von mehreren hunderttausend Euro bedeuten.
  • Ein unvorteilhafter Unternehmensverkauf ohne steuerliche Strategie kann dazu führen, dass bis zu 50 % des Verkaufserlöses an das Finanzamt gehen.
  • Eine unstrukturierte Vermögensverwaltung kann unnötige Steuerbelastungen zur Folge haben, die durch eine geschickte Gestaltung vermeidbar wären.

Gute Steuerberater arbeiten dabei häufig mit spezialisierten Anwälten zusammen, etwa für Steuerrecht, Erbrecht oder Gesellschaftsrecht, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

Wie erkennt man eine gute Steuerberatung?

  • Transparente Kostenstruktur: Der Steuerberater sollte Ihnen klar aufzeigen, welche Leistungen erbracht werden und wie sie abgerechnet werden.
  • Individuelle Beratung: Ein guter Steuerberater geht auf Ihre persönliche oder geschäftliche Situation ein und entwickelt keine Lösungen "von der Stange".
  • Proaktive Gestaltung: Wer lediglich Belege abarbeitet und Steuererklärungen erstellt, hilft Ihnen nicht, Steuern zu optimieren. Gute Steuerberater beraten vorausschauend und bieten Ihnen aktiv Gestaltungsoptionen an.
  • Spezialisierung: Steuerrecht ist umfangreich und erfordert je nach Sachverhalt spezielles Know-how. Wer sich mit Unternehmensstrukturen oder Erbschaftsteuerplanung befasst, sollte sich einen Experten mit entsprechendem Fokus suchen.

Fazit: Gute Steuerberatung kostet, spart aber oft ein Vielfaches

Steuerberater, die nur Standardleistungen erbringen, sind in vielen Fällen verzichtbar – insbesondere für Privatpersonen mit einfachen Steuererklärungen. Doch wer komplexere steuerliche Sachverhalte hat, kann durch eine spezialisierte Beratung erhebliche steuerliche Vorteile erzielen. Die Frage ist also nicht nur, ob ein Steuerberater zu teuer ist, sondern ob er Ihnen wirklich einen Mehrwert bringt. Wer bei der Steuerberatung spart, zahlt am Ende oft deutlich mehr – nur eben ans Finanzamt.


S


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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