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Kinderarbeit: Vom Ausbeuten, Überleben und Helfen

  • 12 Minuten Lesezeit
Esther Wellhöfer anwalt.de-Redaktion

Heute ist der Internationale Tag für die Abschaffung der Sklaverei. Dieser Tag erinnert seit 1949 an die Verabschiedung der Vereinten Nationen über die Bekämpfung des Handels und der Ausbeutung von Menschen. Obwohl in allen Staaten Sklaverei verboten ist, gibt es sie immer noch. Eine der schlimmsten Formen der Sklaverei ist die Kinderarbeit. Bei uns kann man die Produkte aus Kinderarbeit im Supermarkt nebenan, im Baumarkt zwei Straßen weiter, beim Textildiscounter um die Ecke oder beim Lieblingsjuwelier in der Fußgängerzone finden. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht in einer Studie davon aus, dass an die 215 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren weltweit arbeiten - 53 Prozent in der schlimmsten Form, der sog. ausbeuterischen Kinderarbeit. Sie verteilt sich über den gesamten Globus. Kinder arbeiten zwar besonders häufig in den Ländern südlich der Sahara, doch auch in Asien, im pazifischen Raum, in der Karibik, in Lateinamerika und sogar in den USA und in Europa können Kinder zu harter und gefährlicher Arbeit gezwungen sein.

[image]Viele Ursachen

Hauptursache für Kinderarbeit ist die wirtschaftliche Ungleichheit weltweit. Armut, Ausbeutung, mangelhafte Sozialsysteme und fehlende Bildung bereiten den Nährboden. In vielen Teilen der Welt reicht das Einkommen nicht zum Überleben der Familie aus, sodass Kinder zwangsläufig etwas zum Lebensunterhalt beitragen müssen. Doch es kann auch sein, dass Kinder arbeiten müssen, um den Eltern einen gewissen Lebensstandard zu ermöglichen oder beispielsweise deren Alkoholkonsum zu finanzieren. Kinderarbeit kann auch traditionell üblich sein, zum Beispiel, dass Mädchen im Familienhaushalt helfen. Doch infolge der Globalisierung sind die Kinder auch bei diesen Tätigkeiten gezwungen, immer härter zu arbeiten - bis hin zur Ausbeutung.

Kinderhandel und Zwangsarbeit

Kinder sind auf dem weltweiten Arbeitsmarkt gefragt. Der Kinderhandel blüht: Die Menschenhändler machen den Eltern und dem Kind oft falsche Versprechungen und sichern ihnen gute Arbeit zu. Doch tatsächlich landen die Kinder in Bordellen oder müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen äußerst harte und gefährliche Arbeiten erledigen. Schuldknechtschaft und Zwangsarbeit sind weitere Gründe, warum viele Kinder ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen ausgeliefert sind. Die Schuldknechtschaft ist besonders in Indien weit verbreitet. Kinder müssen dort manchmal sogar ihr Leben lang mit harter Arbeit die Schulden ihrer Eltern begleichen, die diese bei kriminellen Geldleihern zu Wucherzinsen gemacht haben.

Arbeit in der Familie

Gerade die Mithilfe im Familienbetrieb oder auf der Familienfarm kann durchaus positiv zur Entwicklung eines Kindes beitragen. Nur darf die Arbeit dem Kind nicht seine Kindheit und sein Recht auf Bildung rauben. Gerade mit Bildung können Kinder aus armen Ländern ihre Situation verbessern. Daher hat Kinderarbeit einen weiteren nachteiligen Effekt: Kinderarbeiter müssen in vielen Fällen nicht nur selbst ein Leben lang zu schlechtesten Bedingungen und zu niedrigsten Löhnen schuften. Oft landen ihre Kinder ebenfalls in der Armutsfalle. Ein Ausweg aus Armut und Ausbeutung bleibt so über Generationen hinweg versagt.

Ausbeutung der Schwachen

Arbeitgeber beschäftigen Kinderarbeiter, weil sie im Vergleich zu erwachsenen Arbeitern in einer sehr viel schwächeren Position sind. Sie verdienen weniger als Erwachsene und können ihre Rechte schlechter artikulieren. Infolge ihrer Unerfahrenheit können sie Risiken und Gefahren nicht richtig einschätzen und sind so deutlich gefährdeter. Zur Erläuterung ein Beispiel: Jeder Autofahrer, der in die Nähe von spielenden Kindern kommt, muss damit rechnen, dass das Kind plötzlich auf die Straße laufen könnte. Schon in der Fahrschule lernt man, dass Kinder Verkehr und Gefahren nicht so einschätzen können wie Erwachsene. Kinderarbeiter arbeiten trotzdem häufig an gefährlichen Maschinen, in die man leicht hineingezogen werden kann. Quetschungen, Amputationen und tödliche Arbeitsunfälle sind die Folgen. Die dauerhafte körperliche Überbeanspruchung eines kindlichen Körpers, mangelhafte Versorgung mit Nahrung und Wasser, Schlafmangel und Stress können Schäden anrichten, unter denen Kinder ihr Leben lang zu leiden haben, von Wachstumsstörungen bis hin zu Behinderungen.

Farmen und Plantagen

In der Landwirtschaft arbeiten die meisten Kinder. Bei extremsten Wetterverhältnissen müssen sie nicht nur mit scharfen Werkzeugen umgehen und schwere Maschinen bedienen. Auf Kaffee-, Kakao- oder Zuckerrohrplantagen schleppen Kinder schwerste Lasten oder kommen bei der Ernte oft mit Pestiziden und anderen Giften in Berührung. Da Kinderhaut dünner ist als die von Erwachsenen und Kinder auch schneller atmen, nehmen sie die Giftstoffe aufgrund ihrer körperlichen Konstitution leichter auf. Auch von den Pflanzen selbst kann Gefahr ausgehen. Bei der Ernte von feuchten Tabakblättern wird über die Haut Nikotin aufgenommen. Eine Studie aus Malawi zur sog. Green Tobacco Sickness hat ergeben, dass ein Kinderarbeiter pro Tag bis zu 54 Milligramm Nikotin aufnehmen kann. Das entspricht 50 gerauchten Zigaretten. Die Vergiftungsschäden zeigen sich oftmals zwar erst nach Jahren, haben für die Betroffenen dann aber manchmal sogar tödliche Folgen. Typische Erkrankungen sind Unfruchtbarkeit, Hautkrankheiten und Krebs.

Bergbau und Industrie

Auch im Bergbau und in anderen industriellen Bereichen erleiden Kinder wegen ihrer gefährlichen Arbeit schwere körperliche und seelische Schäden. Als Minenarbeiter haben sie kaum Raum, sich zu bewegen, und müssen unter extremsten Bedingungen Edelmetall und Gestein abbauen. Weil es zumeist weder Luftfilter noch eine ausreichende Belüftung gibt, leiden viele unter einer sog. Staublunge. Auch außerhalb von Minen findet man Kinderarbeiter, zum Beispiel bei Goldminen: Dort schürfen sie mit bloßen Händen das edle Metall mithilfe von hochgiftigem Quecksilber. Oder sie klopfen Gesteinsbrocken zu Pflastersteinen. Die Minen liegen hauptsächlich in sehr entlegenen Gebieten. Weit und breit gibt es weder Schulen noch städtisches Leben. Das Umfeld der Kinder ist vom harten Leben und den rüden Sitten der Minenarbeiter geprägt. Statt familiärer Wärme erhalten sie üble Beschimpfungen und Schläge. Mädchen rutschen leicht in die Prostitution ab oder werden Opfer sexueller Gewalt.

Diener und Haushaltshilfe

Eine weitere schlimme Form von Kinderarbeit ist erst seit Kurzem in das Blickfeld der Kinderschützer geraten: die Beschäftigung als Haushaltshilfe oder Dienstmädchen. Überwiegend Mädchen kochen, putzen und waschen in fremden Haushalten teilweise rund um die Uhr, ohne Lohn und unter schlimmsten Lebensbedingungen. Nicht selten völlig von Familie und Außenwelt isoliert, werden sie wie Sklaven behandelt, erniedrigt und geschlagen. Sie erhalten gerade genug Nahrung, um zu überleben. Weil sie ihre Dienste im Verborgenen leisten, werden diese Dienstmädchen leicht Opfer von sexuellen Übergriffen und Misshandlungen. Werden sie schwanger, verlieren sie ihre Arbeit und stehen völlig mittellos und ohne Hilfe da.

Arbeit auf der Straße

Ob als Blumenverkäufer, Autowäscher, Müllsammler oder Unterhaltungskünstler - in den Städten der Welt müssen sich viele Kinder auf der Straße durchschlagen. Die Straße ist ein besonders gefährlicher Arbeitsplatz: In vielen Stadtteilen herrscht Gewalt, Kriminalität und Prostitution. Verschwindet ein Straßenkind einfach, fällt das kaum jemandem auf. Manchmal sind Kinder sogar zu kriminellen Arbeiten gezwungen und müssen beispielsweise als Drogenkuriere arbeiten. Das harte Leben treibt Straßenkinder vielfach in die Drogen- und Alkoholsucht oder zur Prostitution.

Kinderprostitution

Nach Schätzungen von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, werden pro Jahr ca. 1,8 Millionen Kinder gezwungen, sich zu prostituieren oder sich für pornografische Zwecke missbrauchen zu lassen. Nicht nur in armen Ländern, sondern auch in den Industriestaaten werden Kinder sexuell ausgebeutet. Das durchschnittliche Alter liegt bei Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren. Aber die Altersgrenze sinkt ständig. Weil sie AIDS fürchten, bevorzugen die Freier immer jüngere Kinder. Die Kinder sind häufig mehrfach von AIDS betroffen. Viele haben bereits ihre Eltern durch AIDS verloren. Ihre Angehörigen können die Waisen aber nicht mit durchbringen, weil sie sich und ihre Familien selbst kaum versorgen können. So müssen die Kinder schon in jungen Jahren hart arbeiten oder sich prostituieren. Zuhälter halten die Kinder gefangen, foltern sie oder machen sie drogenabhängig. Die Kinderprostitution ist häufig der Einstieg in ein Leben voller Erniedrigungen und Gewalt.

Kindersoldaten

In Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten werden Kinder als Kindersoldaten eingesetzt. Sie werden von den bewaffneten Truppen einfach verschleppt und zwangsrekrutiert oder schließen sich ihnen aus blanker Not an. Mädchen müssen mit den Soldaten Zwangsehen eingehen und werden häufig Opfer sexueller Gewalt. Kinder müssen oft fliehen, werden vertrieben und sind Gewalt ausgesetzt, was zu psychischen und physischen Schäden führt. Kindersoldaten werden von der Gesellschaft häufig missachtet und können in vielen Fällen auch nach dem Krieg nicht in ihre Familien zurückkehren. Ihre grausamen Taten werden ihnen zum Vorwurf gemacht und dabei wird zuweilen übersehen, dass die Kindersoldaten selbst Opfer des Krieges sind.

Kinderrechtskonventionen

Kinderarbeit gibt es also in ganz unterschiedlichen Formen. Dementsprechend vielfältig und individuell müssen die Maßnahmen sein, mit denen man Kinderarbeit bekämpft. Zwar haben inzwischen fast alle Länder die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet. Sie schützt Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung und bestimmt, dass Kinder nicht zu Arbeiten herangezogen werden dürfen, die ihre Erziehung behindern und ihre körperliche, geistige, seelische und soziale Entwicklung schädigen könnte. Zudem wurden zwei weitere Konventionen der ILO von nahezu allen Staaten unterzeichnet. Die Konvention Nr. 182 definiert und verbietet die schlimmsten Formen von Kinderarbeit. Die Konvention Nr. 138 legt fest, dass das Beschäftigungsalter nicht unter dem Alter liegt, in dem die Schulpflicht endet, also in der Regel mit 15 Jahren. Bis spätestens 2016 will man die grausamsten Varianten nahezu abgeschafft haben. Ob das gelingt, steht allerdings in den Sternen.

Verbote und Vollzug

Mit der Unterzeichnung der Konventionen haben sich die Länder verpflichtet, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit zu verbieten bzw. zu verhindern. Gerade den Nichtregierungsorganisationen gehen die Vorgaben der ILO im Kampf gegen die Kinderarbeit aber nicht weit genug. UNICEF hält die Konvention lediglich für ein Kompromisspapier. Bemängelt wird, dass etwa die Haushaltshilfen erst jetzt in die Liste der schlimmsten Kinderarbeiten aufgenommen werden sollen. Darüber hinaus hat die ILO keine Möglichkeiten, die Umsetzung der Konvention auch durchzusetzen. Ihr fehlen schlichtweg die Sanktionsmöglichkeiten. Und es zeigt sich immer wieder, dass ein Verbot nicht ausreicht: Denn oft mangelt es am Vollzug der Gesetze. Zum Beispiel ist in Indien Kinderarbeit verboten. Trotzdem knüpfen Kinder unter 15 Jahren Teppiche oder bauen Silvesterraketen zusammen. Weder Polizei noch Justiz ahnden solche Gesetzesverstöße. Außerdem sind bislang nicht alle gefährlichen Formen von Kinderarbeit verboten. In Europa sind die oben genannten Formen der Kinderarbeit verboten - mit einer wichtigen Ausnahme: In der Landwirtschaft ist Kinderarbeit für bestimmte Altersgrenzen sogar in Europa erlaubt. Und das, obwohl Studien eindeutig belegen, dass junge Landarbeiter ein höheres Arbeitsunfallrisiko tragen als Erwachsene.

Arbeitsinspekteure der ILO

Die Vorgaben der Konventionen versucht die ILO auf den verschiedenen Ebenen umzusetzen. Weltweit sind sog. Arbeitsinspektoren im Einsatz, die gefährliche Arten von Kinderarbeit ermitteln, der Regierung praktische Lösungen anbieten und schließlich auf regionaler Ebene die Maßnahmen umsetzen. Dabei arbeiten sie mit Regierungen, Behörden, Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, Branchenvertretern und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Wichtig ist, dass die Kommunen und Regionalbezirke stets miteinbezogen werden. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und auch die Eltern werden vom Arbeitsinspektor geschult, damit sie ein Problembewusstsein entwickeln und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Hier ist nicht nur Verhandlungsgeschick, sondern auch Einfallsreichtum gefragt.

Technischer Fortschritt

Die Technik ist ein effizientes Mittel zur Bekämpfung von Kinderarbeit. Mit ihrer Hilfe werden auch die Arbeitgeberinteressen bedient. Unter anderem wurde auf Initiative der ILO in einer Region in Pakistan, in der Kinder bis zu 16 Stunden täglich als Teppichweber arbeiten müssen, ein neuer Webstuhl designt. Scharfe und gefährliche Teile wurden entschärft und der Webstuhl so gestaltet, dass an ihm nur Erwachsene weben können. Er wurde frei stehend konstruiert, sodass er nicht mehr an der Wand in einem schlecht durchlüfteten Hinterhaus festgeschraubt werden muss. Zudem steigert der Webstuhl die Produktivität. Erwachsene Arbeiter können mit ihm nicht nur kompliziertere Muster, sondern auch schneller weben. Heimarbeiter und kleinere Webereien erhalten finanzielle Unterstützung, wenn sie sich diese Webstühle anschaffen und sich verpflichten, keine Kinderarbeiter einzusetzen.

Bildung statt Arbeit

Wer den ganzen Tag arbeiten muss, hat schlichtweg keine Zeit für den Schulbesuch. Oft sind die Kinder durch die Arbeit so erschöpft, dass sie Unterricht und Hausaufgaben nicht mehr schaffen. In vielen Ländern sind die Eltern außerdem zu arm, um Schulgebühren und notwendige Schulmaterialien zu bezahlen. Deshalb schicken sie ihre Kinder nicht auf die Schule. Immer wieder halten Eltern es für sinnvoller, Kinder zur Arbeit zu schicken als in die Schule, denn gerade Schulen für arme Kinder sind oftmals schlecht organisiert und die Lehrer nicht immer gut ausgebildet. Mit einer besseren Schulorganisation und mit am Leben der Kinder orientierten Lerninhalten kann man den Vorbehalten der Eltern jedoch gut begegnen.

Flexible Bildungsangebote

Aus diesem Grund werden in den von ausbeuterischer Kinderarbeit betroffenen Ländern spezielle Bildungsprogramme umgesetzt. Das Ziel ist es, jedem Kind die Möglichkeit zu geben, zumindest die Grundschule abzuschließen. Weil viele Familien nicht auf das Einkommen ihrer Kinder verzichten können, bieten beispielsweise die ILO und Nichtregierungsorganisationen spezielle Bildungsangebote an, die sich an arbeitende Kinder richten, bei denen der Unterricht außerhalb der Arbeitszeit stattfindet. Eine andere Möglichkeit ist, den Eltern einen finanziellen Ausgleich zu gewähren, wenn sie ihre Kinder statt zur Arbeit in die Schule schicken.

Maßnahmen für Unternehmen

Doch der Kampf gegen Kinderarbeit ist nicht nur eine Angelegenheit der Regierungen und internationalen Organisationen. Auch Unternehmen und Verbraucher stehen in der Pflicht. Zum Beispiel können Unternehmen, die aus von Kinderarbeit betroffenen Ländern Produkte beziehen, in den Verträgen mit ihren Geschäftspartnern festhalten, dass die gelieferten Produkte ohne Kinderarbeit hergestellt werden - und auch nicht von Subunternehmern, die für den Vertragspartner tätig sind. Erwachsene sollten zumindest so entlohnt werden, dass sie den Lebensunterhalt ihrer Familie sichern können. So sind sie nicht gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu lassen. Und für die Kinder vor Ort kann man auch etwas tun, beispielsweise vereinbaren, dass in der Nähe des Betriebes eine Schule eingerichtet wird. Natürlich sollte man die Einhaltung der Richtlinien in regelmäßigen Abständen vor Ort überprüfen. Wie schnell man bei so einem Programm Fehler machen kann, zeigt ein Exempel: In einer Region in Pakistan haben sich einige Textilunternehmen freiwillig verpflichtet, keine Kinder unter 12 Jahren zu beschäftigen. Aber die Vereinbarung hatte keinen positiven Effekt, eher das Gegenteil war der Fall: Denn man hatte es versäumt, eine Regelung zu treffen, dass vor der Einstellung das Alter des Bewerbers mittels offizieller Dokumente oder - wenn dies nicht möglich ist - mithilfe eines Sachverständigengutachten festgestellt werden muss. Aus diesem Grund sollten sich Unternehmen auch von Hilfsorganisationen oder Spezialisten beraten lassen, wie sie Kinderarbeit verhindern können.

Tipps für Verbraucher

Der Verbraucher kann ebenfalls etwas gegen Kinderarbeit unternehmen. Mit dem Kauf eines Produkts signalisiert der Verbraucher dem Handel und der Industrie, worauf es ihm dabei ankommt. Inzwischen legen viele nicht mehr nur auf die Qualität und den Preis Wert, sondern achten auch auf die Einhaltung sozialer Standards bei der Herstellung. Viele Sozialsiegel weisen inzwischen Produkte aus, bei denen die Herstellung ohne Kinderarbeit erfolgt. In erster Linie sind das die Siegel für fairen Handel. Das Fairtrade-Zeichen ist auf einer ganzen Produktpalette angebracht, zum Beispiel auf Bananen, Kaffee, Schokolade oder Keksen. Es gibt auch spezielle Siegel für einzelne Produktarten: XertifiX und Fair Stone für Natursteinprodukte oder GoodWeave und STEP für Teppiche u. v. a. Wer darüber hinaus noch etwas gegen Kinderarbeit tun will, der kann an Nichtregierungsorganisationen spenden, die entsprechende Hilfsprogramme gegen Kinderarbeit umsetzen. Da es auch dort leider immer wieder schwarze Schafe gibt, sollte man entweder an bekannte Organisationen spenden oder sich zuvor über die Seriosität informieren.

(WEL)

Foto(s): ©iStockphoto.com

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