Legal Tech: „Unsere Mandanten profitieren von unserer kurzen Bearbeitungszeit und der Transparenz“
- 4 Minuten Lesezeit
Legal Tech verändert die Rechtsberatung grundlegend – doch wie profitieren Mandanten und Anwälte wirklich davon? Und wie lassen sich Berührungsängste überwinden? Fachanwältin Mariam Shoja gibt in diesem Interview Einblicke in das Konzept ihrer Kanzlei JUSTLAW, die eigene Legal-Tech-Lösungen erfolgreich einsetzt, und teilt ihre Erfahrungen mit der Umsetzung und Akzeptanz von Legal Tech in der Anwaltschaft.
Wie sollte Rechtsberatung im digitalen Zeitalter Ihrer Einschätzung nach aussehen?
Jeder Rechtsuchende soll zu jeder Zeit und von jedem Ort der Welt aus die Möglichkeit haben, rechtliche Unterstützung zu erhalten. Online-Händler machen vor, wie es funktionieren kann. Wir werden diese Vision für die Rechtsberatung umsetzen.
Wie würden Sie das Konzept beschreiben, das Sie mit Ihrer Kanzlei JUSTLAW verfolgen?
JUSTLAW ist eine vollständig digitale Kanzlei und funktioniert wie folgt:
Anliegen digital einreichen.
Kostenlose Erstberatung erhalten.
Auftrag erteilen.
Wir bieten sämtliche Rechtsgebiete an und können unseren Mandanten somit einen Rundumservice bieten. Mandanten haben zu jeder Zeit die Möglichkeit, ihre Online-Akte sowie den Status ihres Anliegens einzusehen, Dokumente abzulegen oder zu prüfen. Außerdem können sie mit ihren Beratern direkt kommunizieren.
Welche digitalen Lösungen nutzen Sie?
Mit JUSTLAW ist die Kommunikation, der Dokumentenaustausch sowie der Fallstatus über die eigens entwickelte Online-Akte möglich. Hierzu registriert sich der Mandant einmalig kostenlos und erhält dauerhaften Zugang. Die Online-Akte ist über unsere kostenlose Mobile-App oder über unsere Website (www.just-law.com) verfügbar.
Sie haben den Legal-Tech-Kanzleipreis 2024 in der Kategorie „Newcomer“ gewonnen. Wie stark identifizieren Sie sich mit dem Begriff Legal Tech?
Mittlerweile sehr stark. Angefangen habe ich in meiner Kanzlei ohne jegliche Digitalisierung. Meine Arbeit war wesentlich stressiger und anstrengender als heute. Irgendwie war immer etwas zu tun. Automatisierte Prozesse helfen mir nun, effizient zu arbeiten. Durch die vollständige Digitalisierung besteht zu jeder Zeit ein hohes Maß an Transparenz und Struktur.
Welche konkreten Vorteile sehen Sie durch den Einsatz von Legal Tech für Ihre Kanzlei und Ihre Mandanten?
Wir können problemlos eine große Anzahl an Mandanten deutschlandweit vertreten. Unsere Mandanten profitieren dabei von unserer kurzen Bearbeitungszeit und der Transparenz durch die Online-Akte. Außerdem ist der gesamte Prozess kinderleicht, sodass Mandanten Freude daran haben, uns zu beauftragen und mit uns zu arbeiten.
Gibt es Dienstleistungen, die Sie mithilfe digitaler Prozesse erbringen können und die sonst nicht möglich wären?
Die Bewältigung einer großen Anzahl von Mandaten, verbunden mit unserem breiten Beratungsangebot, wäre ohne Digitalisierung und die Möglichkeiten unserer Legal Tech kaum realisierbar.
Wie reagieren Ihre Mandanten auf den Einsatz von Legal Tech?
Unsere Mandanten sind erfreulicherweise durchgehend zufrieden, da auch sie gern effizient arbeiten. Trotz digitaler Prozesse haben sie ihren persönlichen Ansprechpartner. Zwischenfragen können auf diese Weise kurzfristig beantwortet werden.
Stoßen Sie unter den Mandanten teilweise auch auf Vorbehalte gegenüber den Legal-Tech-Lösungen?
Offen gestanden war bislang kein Mandant gegenüber dem Einsatz unserer Legal Tech kritisch eingestellt. Es gibt lediglich Mandanten, die von Zeit zu Zeit ein persönliches Telefonat wünschen und nicht vollständig digital kommunizieren möchten.
Haben Sie bei der Entwicklung Ihrer digitalen Kanzlei Gegenwind erfahren?
Kaum. Ich bin begeistert davon, wie viel Zustimmung unser Kanzleikonzept erfahren hat, insbesondere von Kolleginnen und Kollegen sowie in der Anwaltschaft insgesamt. Nach meiner Erfahrung ist Legal Tech in der Anwaltschaft gern gesehen.
Welche Berührungsängste haben Sie bei Anwaltskollegen gegenüber Legal Tech beobachtet?
Die Einarbeitung in die Bedienung neuer digitaler Anwendungen ist häufig ein Kapazitätsproblem, das neben einem geschäftigen Berufsalltag oft vernachlässigt wird. Außerdem bleibt kaum Zeit für regelmäßige Schulungen und Updates. Gerade deswegen habe ich Wert darauf gelegt, dass die Legal Tech von JUSTLAW effizient und intuitiv nutzbar ist.
Darüber hinaus begegnen meine Berufskolleginnen und Berufskollegen digitalen Anwendungen oft mit Sicherheitsbedenken. Datenschutz und Datensicherheit sowie die Wahrung der Verschwiegenheit lässt manche Anwälte gegen die Anwendung von Legal Tech votieren.
Also sind diese Bedenken Ihrer Erfahrung nach gerechtfertigt?
Absolut. Deswegen war die Entwicklung einer maßgeschneiderten Software die Lösung für diese Herausforderungen. Seitdem habe ich diese Bedenken nicht mehr.
Welche Schritte waren notwendig für die Gründung einer technologiebasierten Kanzlei?
Die Entwicklung einer intuitiven Software, die auf die Bedürfnisse unserer Mandanten und Anwälte zugeschnitten ist. Außerdem waren sämtliche datenschutzrechtliche und berufsrechtliche Aspekte zu prüfen. Schlussendlich musste ein sinnvolles Nutzungskonzept erarbeitet werden.
Welche Tipps haben Sie für andere Anwälte, die überlegen, in Legal Tech zu investieren, doch aufgrund der Kosten zögern?
Lassen Sie uns immer – neben den Kosten – auch das Potenzial und die Möglichkeiten, die uns Legal Tech schenkt, im Blick behalten.
Haben Sie Pläne, Ihre Legal Tech-Lösungen weiterzuentwickeln oder neue anzubieten?
Auf jeden Fall! Es wird noch viel von uns kommen (lacht).
Die Rechtsanwaltskanzlei JUSTLAW aus Hamburg wurde Anfang des Jahres 2024 gegründet. Geschäftsführerin Mariam Shoja, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Handels- und Gesellschaftsrecht, hat es sich zum Ziel gesetzt, mit modernen und digitalen Prozessen die Rechtsbranche zu revolutionieren.
(THH; ZGRA)
Lesen Sie mehr zum Thema Legal Tech und erfahren Sie, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz Ihre Arbeit als Anwalt erleichtern kann.
Artikel teilen: