Motorradunfall - Mithaftung bei fehlender Schutzkleidung

Sobald sich die ersten Frühlingssonnenstrahlen zeigen, bedeutet dies für viele Biker den Start in die Freiluftsaison. Motorradunfälle haben regelmäßig schwere Personenschäden zur Folge. Die richtige Schutzausrüstung ist daher grundsätzlich wichtig. Gelegentlich ist außer einem Helm eine solche aber nicht oder nur teilweise angelegt.

Versicherungen sind im Schadensfall mit dem Einwand des Mitverschuldens schnell bei der Hand. Doch kommt es richtigerweise auf eine differenzierende Betrachtungsweise an. 

In rechtlicher Hinsicht ist die Beklagte für die Kausalität der Verletzungen aufgrund fehlender Schutzkleidung verantwortlich. Gesetzlich ist eine Helmpflicht in § 21 a Abs. 2 S. 1 StVO geregelt. Schutzkleidung ist nach dem Gesetz nur in der Fahrprüfung zu tragen (N.2.2.18 Anlage 7 FeV).

Das OLG Nürnberg hat sich am 09.04.2013 mit der Kausalität auseinandergesetzt. Demnach sei aufgrund der qualitativen Bandbreite von Spezialschuhen nicht feststellbar, welche Art Motorradschuhe die eingetretenen Verletzungen des Motorradfahrers verhindert hätten.

Das OLG Düsseldorf hält seit 24.09.2019 (1 U82/18) am Mitverschuldenseinwand nicht mehr fest.

Das LG Aschaffenburg folgte mit Urteil 15.06.2021 (22 O 185/19) der für Verletzte positiven Rechtsprechung. Ein allgemeines Verkehrsbewusstsein zum Tragen kompletter Schutzkleidung besteht demnach nicht. Das Gericht differenziert auch zwischen kurzen Fahrten innerorts und bei Überlandfahrten.

Der Verfasser des Berichts, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht und Strafrecht besitzt selbst seit 22 Jahren den Motorradführerschein. Die Anwaltskanzlei ist im Bereich von Unfallabwicklung, Fahrerlaubnis, Strafrecht und Ordnungswidrigkeiten spezialisiert. Eine Ersteinschätzung per e-mail oder Telefon wird angeboten.