Online-Glücksspiel: Bereits mehr als 70 Urteile und Beschlüsse zugunsten von Spielern

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Laut Schätzungen haben rund 80 Prozent aller Anbieter von Online-Glücksspielen keine gültige Lizenz für ihr Angebot auf dem gesamtdeutschen Markt. Damit kommen sie jetzt aber nicht mehr ungestraft davon. Sogar vier Oberlandesgerichte haben bereits zugunsten von Spielern entschieden. Insgesamt gibt es momentan 73 Urteile und Beschlüsse zugunsten von Klägern, die ihre Spielverluste zurückgefordert haben. Das bedeutet: Wer klagt hat jetzt hervorragende Chancen sein verlorenes Geld zurückzubekommen.

Spielverluste müssen zurückgezahlt werden, wenn Spielende nicht wussten, dass sie illegal gezockt haben. Denn alle Verträge und Geschäfte mit Anbietern von Online-Glücksspielen ohne gültige Lizenz sind nach Paragraf 134 BGB nichtig. So sehen das inzwischen auch Oberlandesgerichte. Über diesen steht nur noch der Bundesgerichtshof. Da sich die niedrigeren Instanzen an den höheren orientieren, hat dies eine enorme Auswirkungen auf die Entscheidungen, die an Amts- und Landgerichten gefällt werden. Wer also unwissentlich illegal gespielt hat und nun seine Verluste zurückhaben möchte, hat bei einer Klage beste Aussichten auf Erfolg – und auch darauf, dass eine Klage nicht mehr mehrere Instanzen durchlaufen muss. Das spart also Zeit und Nerven.

Tipico, Mr.Green oder bet-at-home: Alle waren illegal im deutschen Internet unterwegs

Auch große Anbieter wie Tipico, Mr. Green oder bet-at-home müssen Spielern ihre Verluste zurückzahlen. Obwohl ihre Namen bekannt sind und ihre Angebote im TV wie im Netz beworben wurden, sind sie ohne gültige Lizenzen auf dem deutschen Markt unterwegs gewesen – damit also illegal und die Werbung dazu war ebenso unerlaubt.

Eine Liste mit allen 73 Urteilen (Stand 08.06.2022) und Beschlüssen finden Sie hier auf unserem Blog.

Inzwischen ist also klar: Die Online-Anbieter von Casinos, Slots, Sportwetten oder Lotto haben ohne gültige deutsche Lizenz kein Recht, Glücksspiele hierzulande anzubieten. Kaum ein Anbieter hat aber einen solche Genehmigung. Online-Glücksspiel ist daher in Deutschland ein sehr frei zugänglicher Schwarzmarkt, der seit mehr als zehn Jahren kaum kontrolliert wurde und inzwischen gigantische Ausmaße angenommen hat. Insgesamt geht es laut Schätzungen um rund 12 Mrd. Euro, die alleine in den vergangenen drei Jahren im Netz verspielt wurden – ein attraktiver Markt für Glücksspiel-Anbieter, die ohne Lizenzen auch noch um das bezahlen von Steuern im Land herumkommen.

Lizenzen für Online-Glücksspiel aus Malta oder Gibraltar gelten nicht in Deutschland

Bevor die zahlreichen Fälle vor Gericht kamen, behaupteten viele Casinos, ihre Lizenzen – die meist aus Malta oder Gibraltar stammen – würden im gesamten europäischen Raum und damit auch in Deutschland gelten. Das stimmt einfach nicht. Wie bereits oben erwähnt, brauchen Anbieter in Deutschland eine spezielle Lizenz. Der Grund dafür ist, dass bis zum neuen Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) das Zocken im Netz grundsätzlich verboten war. Eine Ausnahme galt nur für Schleswig-Holstein. Über das nordisch Bundesland konnten Anbieter Lizenzen erwerben, die es aber nur Bewohnern dort erlaubte zu spielen. Diese Lizenzen gelten nicht für das gesamte Bundesgebiet. Das Chaos um die Lizenzen sieht nun so aus:

- Die Gültigkeit der Lizenzen für Schleswig-Holstein wurde bis 2024 verlängert.

- Ab Oktober 2020 konnten Online-Sportwettenanbieter erstmals Lizenzen für den gesamtdeutschen Raum erwerben. Das haben auch viele getan. Dennoch sind einige Wettangebote nicht zulässig, werden aber trotzdem frei angeboten.

- Bevor der GlüStV im Juli 2021 in Kraft trat gab es eine Duldungsphase. Diese galt für Anbieter, die sich bereits zuvor an alle Regeln aus dem neuen GlüStV gehalten haben. Zum Beispiel einen Notaus-Knopf zu installieren oder ein 1000-Euro-Limit pro Spieler/Pro Monat zu setzen. Das hat allerdings so gut wie gar kein Casino interessiert. Nahezu alles lief weiter wie zuvor.

- Seit Juli 2021 ist es nun möglich Lizenzen für den gesamten Deutschen Raum zu erwerben. Zahlreiche Medien titelten damit, dass Online-Glücksspiel nun in Deutschland legal sei und halfen damit illegalen Anbietern ihren Schein zu wahren. Denn noch immer ist Online-Glücksspiel nicht einfach legal sondern nur mit einer speziellen Lizenz dafür zulässig.

- Tischspiele wie Roulette, Blackjack und Baccarat sind verboten. Auch Live-Glücksspiele sind nicht erlaubt. Online-Poker-Angebote sind hingegen lizenzierbar.

Nur ein Online-Casino hat eine gültige Lizenz für Deutschland!

Es ist kaum zu glauben aber wahr: Nur ein Slot-Anbieter hat momentan (Stand 08.06.2022) eine gültige Lizenz für ein Angebot in gesamten Bundesland. Sonst wurden Lizenzen, die für Deutschland gelten, nur im Online-Sportwettenbereich vergeben. Wer eine solche Genehmigung bekommen hat, weist das Land Sachsen-Anhalt auf seiner Whitelist aus, auf der Stellenweise aber gähnende Leere herrscht…

Kaum einem Spieler war bewusst, dass er illegal gespielt hat

Angesichts der professionell aufgezogenen Seiten, die meist auch noch in einwandfreiem Deutsch verfasst sind, kommt allerdings kaum ein Spieler darauf, dass das Angebot illegal gewesen sein könnte. Deshalb haben zunächst nur wenige ihre Verluste zurückgefordert. Inzwischen gehen aber zahlreiche Berichte durch die Medien, durch die immer mehr Spieler nun darauf aufmerksam werden. Es sollen laut einem Bericht aus der Süddeutschen Zeitung inzwischen sogar mehrere Tausend Klagen an deutschen Gerichten gegen Online-Glücksspielanbieter eingegangen sein. 

Verluste aus Online-Glücksspiel zurückfordern: Enorm hohe Urteilswelle erwartet

Dass die Urteilswelle auch weiterhin enorm in die Höhe steigen wird und nicht durch die Möglichkeit zur Legalisierung durch den GlüStV abebbt, ist sehr wahrscheinlich.  

Erfahren Sie mehr: Online Casinos: Jetzt Geld zurückholen.

Sie vermuten, dass der Glücksspielanbieter, bei dem Sie Geld verspielt haben, illegal auf dem deutschen Markt unterwegs ist und wollen Ihr Geld zurückholen? Gerne helfen wir Ihnen weiter!

Das können die HFS-Rechtsanwälte für Sie tun:

1. Wir prüfen für Sie, ob die Glücksspielanbieter, bei denen Sie Geld verspielt haben, illegal auf dem deutschen Markt unterwegs sind.

2. Wir erstellen eine Übersicht über Ihre Verlustsummen. Bei komplizierten Fällen arbeiten wir mit dem Legal Tech Chargeback24 zusammen. Über ein digitales Auswertungstool lassen wir ihre Kontoauszüge durchforsten und haben ruckzuck Ergebnisse, die wir vor Gericht verwenden können. Das spart Zeit und Geld.

3. Wir helfen Ihnen Ihr Kostenrisiko zu minimieren: Wir stellen den Kontakt zu Prozess-Finanzierern her oder beantragen für Sie Prozesskostenhilfe.

4. Wir beraten Sie, wann sich eine außergerichtliche Einigung für Sie lohnt.

5. Wenn Sie klagen wollen, sind Sie bei uns in den besten Händen: Wir gehören zu den ersten Kanzleien, die sich in Deutschland auf illegales Online-Glücksspiel spezialisiert haben. Zuvor haben wir mehr als zehn Jahre lang bei Massenschadens-Fällen im Bank- und Kapitalmarktrecht enorm viel Erfahrung gesammelt, die wir jetzt auch bei diesen neuen Fällen einsetzen können.

Kontaktieren Sie mich gerne über anwalt.de oder über unsere Homepage

Foto(s): Pond5

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