Postbank Finanzberatung AG: Ein brodelnder Skandal kocht hoch

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Anleger erheben schwere Vorwürfe gegen die Postbank und deren Vertrieb: Die Postbank AG gab Kundendaten zum aggressiven Vertrieb an die Postbank Finanzberatung AG. Diese verkaufte ausgerechnet älteren und unbedarften Postbank-Kunden toxische Anlagepapiere. Die Schadsumme soll im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Auch die Deutsche Bank dürfte betroffen sein.

Die Kanzlei Helge Petersen & Collegen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Postbank AG und die Postbank Finanzberatung AG. Vermutlich verkaufte das Bankhaus über ein ausgeklügeltes Vertriebssystem „freier" Mitarbeiter insbesondere älteren und unbedarften Postbank-Kunden toxische Anlagepapiere. Dabei nutzte die „freie" Beratung offenbar systematisch Kundendaten der Postbank, lautet die These des Kieler Fachanwalts für Bank- und Kapitalmarktrecht Helge Petersen. „Rund 4.000 freiberufliche Vertreter hatten anscheinend ungehindert Zugriff auf detaillierte Kontodaten der Postbankkunden. Dabei handelte es sich nicht um ein unbemerktes Datenleck, sondern um einen handfesten Datenskandal - die Bank war stets informiert", so Helge Petersen. „So hatte man der eigenen Vertriebstochter ein nicht nur wettbewerbswidriges Werkzeug zur Akquisition lukrativer Neugeschäfte an die Hand gegeben, sondern auch eine skandalöse Praktik wissentlich in Kauf genommen, um besonders das Vertrauen älterer Kunden zu missbrauchen", vermutet Helge Petersen.

Der eigentliche Postbank-Skandal

„Freie" Berater meldeten sich daraufhin vorzugsweise bei Bankkunden, die das Rentenalter überschritten hatten, behauptet Helge Petersen. Ein naheliegender Grund für diese These: für die Banken meist die letzte Möglichkeit, an diesen Kunden überhaupt noch zu verdienen.

„Viele Anleger dieser Altersgruppe wollten konservativ anlegen, wurden aber häufig falsch beraten", so Petersen. Vermutlich nutzten einige Bankberater ihren Vertrauensvorschuss aus. „Aber auch wohlhabende Kunden im mittleren Alter verloren nach der Beratung große Teile ihres Vermögens. Es hat den Anschein, die Berater ‚arbeiteten' sich in manchen Fällen systematisch durch ganze Familien und Bekanntenkreise".

Beste Beispiele hierfür liefern die systematischen Verkäufe von Schiffsfonds spätestens ab 2002, die bereits 2007 kränkelten und 2009 schlicht untergingen. 2009 offerierten Berater aber weiterhin aggressiv offene wie geschlossene Fonds. „Knallhart verkaufte die Postbank in einen implodierenden Markt, wobei die Schiffe und Betriebskosten umgekehrt zu den fallenden Charterraten teurer wurden", so Petersen. Die aktuellen Kurse liegen währenddessen fast immer bei 5 bis 15 Prozent des Ausgangswertes. „Der Anleger merkt zu spät, dass in vielen Fällen Schadensersatz möglich ist, und dann könnte der Anspruch schon verjährt sein. So werden unbemerkt Tausende um ihr Erspartes gebracht. Es ist also allerhöchste Zeit zu warnen, bevor mögliche Ansprüche verjähren", fordert Petersen.

Hohe Schadenssumme

Über das Handelsregister und anhand hunderter Kundendaten lässt sich in Bezug auf einen Fonds nachweisen, dass an ältere Kunden, Geburtsdatum zwischen 1930 und 1945, im Schnitt Produkte im Wert zwischen 15.000 und 45.000 Euro verkauft wurden. „Die Masse an Beweisen ist erdrückend. Wir versuchen überdies nachzuweisen, dass diese Anleger zum Großteil nur das ‚Risikokapital' zur Finanzierung von Schiffen beisteuerten", erklärt Petersen. „Wir wollen den Nachweis führen, dass die Verträge stets so ausgestattet waren, dass viele Anleger nur verlieren konnten". Der Fachanwalt Petersen vermutet gar, dass derlei toxische Produkte vorsätzlich aufgesetzt wurden, in Zusammenarbeit mit den Emissionshäusern. Um den Nachweis zu erbringen, arbeitet die Kanzlei eng mit Universitäten, Reedern und Mitarbeitern aus diesem Fonds-Bereich sowie Insidern aus dem Postbanksystem zusammen. „Zum Teil vermuten wir, dass die Produkte von Anfang an nicht funktionierten. Wir wollen den Skandal mit unserer speziellen Technik nun endlich deutschlandweit aufrollen", so Petersen siegessicher.

Immer mehr Betroffene wehren sich

Besonders viele Geschädigte leben in Kiel, Neumünster, Hamburg und Eckernförde, aber auch im restlichen Teil der Bundesrepublik. In manchen Fällen droht eine Verjährung schon zum 31.12.2012. Eine erste Demonstration vor der Postbankfiliale in Neumünster, auf der mehr als 30 Geschädigte den Mut fassten, das Schweigen zu brechen, zeigt, wie ernst die Lage inzwischen ist. Nach Information Petersens wird es weitere Demonstrationen auch in Hamburg und Berlin geben. Zudem erfordern die Vielzahl der Betroffenen sowie die Gesamt-Schadsumme einen Gesamtvergleich für Deutschland. Über die Postbank AG wird dann wohl die Deutsche Bank als „Mutterhaus" mitfinanzieren müssen, vermutet Helge Petersen.

Ein deutschlandweiter Skandal, bankenübergreifend!

„Allein in Deutschland müssten nach unseren Berechnungen in Anbetracht der jahrelangen Praxis mithilfe der 4.000 Vertriebler tausende Geschädigte existieren", so Petersen. Seine Rechnung ist erschreckend: Wenn nur 4.000 Mitarbeiter einmal in der Woche 50.000 Euro mit geschlossenen Fonds umsetzen, sind das 200 Millionen in der Woche und in 5 bis 6 Jahren 50 bis 60 Milliarden Euro. „Nach unseren Aufarbeitungen ergäbe sich für den gesamten geschlossenen Fondsbereich nur der Postbank Finanzberatung eine erschreckende Zahl von circa 18 Milliarden. Damit dürfte es bankenübergreifend zwischen 200.000 und 360.000 Betroffene geben. Hinter den Zahlen verbergen sich tragische Schicksale. Viele Menschen wurden um ihre Altersversorge gebracht. Andererseits müsste demnach die Postbank Finanzberatung, bei etwa 18 Prozent Provisionen, rund 3,6 Milliarden Euro verdient haben. Ein bundesweiter Skandal", so Petersen.

Die Kanzlei Petersen & Collegen kämpft schon seit Jahren erfolgreich im Interesse ihrer Mandanten mit den Banken und bietet eine Ersteinschätzung der Fälle kostenlos an.

Weitere Informationen unter http://www.kanzlei-helge-petersen.de.


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