Vollstreckung von US-Urteil zum Umgangsrecht – Enforcement of US-decision to visitation rights

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Im zugrunde liegenden Fall begehrte die Ratsuchende die Auskunft und anwaltliche Vertretung hinsichtlich der Vollstreckung eines US-Urteils zum Umgangsrecht. Diese hatte 1998 ihren Ehemann und US-Staatsbürger geheiratet und lebte mit diesem in den USA. Im Jahre 2003 erfolgte die Scheidung in den USA.

Mit schriftlicher Einverständniserklärung zog die Ratsuchende sodann 2003 mit dem gemeinsamen Kind zurück nach Deutschland. Im US-Scheidungsurteil wurde unter anderem festgelegt, dass die Mutter das alleinige Sorgerecht erhält und zudem eine spezielle Besuchs- und Umgangsregelung mit dem Vater vereinbart wird. Dieser ist berechtigt und verpflichtet, mindestens einmal im Jahr für mindestens 2 Wochen das Kind in den USA zu besuchen. Dies bedeutet, dass die Ratsuchende die Ferien mit dem Kind unter anderem in den USA verbringt.

Der Ex-Ehemann und Kindesvater hatte sodann auf eine Änderung in den USA geklagt und das Urteil erwirkt, dass das gemeinsame Kind für mindestens 6 Wochen Sommerferien und abwechselnd in den Oster-, Herbst-, und Weihnachtsferien in die USA gebracht wird und die Kindesmutter die Kosten hierfür zu tragen hat. 

Die Ratsuchende begehrt nun die Klärung der Frage, welche rechtlichen Schritte möglich sind, ob und wie das US-Urteil hier in Deutschland vollstreckt werden kann. Das Kind wurde bislang nicht vor Gericht angehört und ist 10 Jahre alt. Es lebt seit seinem 2. Geburtstag in Deutschland, der Kontakt mit dem Vater ist regelmäßig über die Fernkommunikationsmittel statt. Der letzte persönliche Kontakt war der Besuch im vergangenen Jahr für rund eine Woche.

Grundsätzlich ist jeder Einzelfall speziell zu prüfen, da sich jede einzelne Rechtsangelegenheit von der anderen unterscheidet. Daher sollen und können nur grundsätzliche Informationen erläutert werden. Ein Fall des HKÜ (Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung) liegt hier bereits nicht vor, da das Kind nicht aus den USA von der Kindesmutter gegen oder ohne den Willen des Vaters verbracht worden war (daher keine Entführung). 

Des Weiteren ist die Mutter mit dem Kind schon über ein Jahr nicht mehr in den USA, das heißt, der Vater kann hiergegen rechtliche nicht mehr vorgehen und das Kind auch nicht mehr zurückholen. Die Frist für eine Rückführung ist bereits abgelaufen. Der Lebensmittelpunkt ist daher in Deutschland begründet worden. Ob sich die Meinung oder Ansicht des Expartners hier geändert hat oder dieser sich nun anders entschieden hat, spielt daher keinerlei Rolle. 

Eine Vollstreckung des US-Urteils zum Umgangsrecht ist zwar an eine durchaus komplizierte Durchführung gebunden, jedoch muss die Ratsuchende hier durchaus bereits im Vorfeld vor einer möglichen Vollstreckung tätig werden. Denn es ist vielfach in der Vergangenheit bereits vorgekommen, dass solche ausländischen Entscheidungen erst faktisch vollzogen worden sind, das heißt das Kind ins Ausland verbracht worden ist und dann eine Klärung bei einem deutschen Gericht eingeleitet worden ist. 

Das ist hier sicherlich der falsche Weg. Daher sollte in jedem Falle ein deutsches Gericht unter Hinweis auf die drohende Vollstreckung eingeschaltet werden. 

Es kann auch rechtlich ratsam sein, dass parallel noch die Entscheidung des Gerichts in den USA anzugreifen ist, was wir anwaltlich stets prüfen und empfehlen. So ist unter anderem zu prüfen, ob der Ratsuchenden in dem Verfahren rechtliches Gehör gewährt worden ist und wie das amerikanische Gericht die Umgangsregelung getroffen haben kann, ohne das Kind anzuhören, was jedenfalls nach europäischen Rechtsgrundsätzen zwingend erforderlich gewesen wäre, soweit das Kind älter als 4 Jahre ist. Wichtig ist ferner, dass das für den Wohnsitz des Kindes zuständige Familiengericht eingeschaltet wird, um so die Zuständigkeit eines deutschen Gerichts zu begründen.

Bei Beratungs- und Verteidigungsbedarf wenden Sie sich an unsere Anwältin Vera Mueller, die insbesondere im internationalen Familienrecht in Deutschland und in den USA tätig ist und vielfach mit speziellen komplizierten Fallkonstellationen vertraut ist.

English Version

In the underlying case, the seeker sought information and legal representation regarding the enforcement of a U.S. judgment on access rights. In 1998 she married her husband and US citizen and lived with him in the USA. In 2003, the divorce occurred in the United States. With a written declaration of consent, the person seeking advice then moved back to Germany in 2003 with their child. 

The U.S. divorce decree stipulated, among other things, that the mother receives sole custody and that a special visit and handling arrangement is agreed with the father. He is entitled and obliged to visit the child in the United States at least once a year for at least 2 weeks. This means that the person seeking advice spends the vacation with the child in the US, among other places.

The ex-husband and child father then sued for a change in the United States and obtained the ruling that the child together should be brought to the United States for at least 6 weeks of summer vacation and alternately during the Easter, autumn, and Christmas vacation, and the child's mother has to bear costs for this.

The person seeking advice now requests clarification as to which legal steps are possible whether and how the US judgment can be enforced here in Germany. The child has not been heard in court and is 10 years old. It has been living in Germany since its 2nd birthday and contact with the father is regularly held via long-distance communication. The last personal contact was the visit last year for around a week.

In principle, each individual case must be examined separately since each individual legal matter differs from the other. Therefore, only basic information should and can be explained. A case of the HKÜ (Hague Convention on the Civil Law Aspects of International Child Abduction) does not already exist here, since the child was not brought from the USA by the child's mother against or without the will of the father (hence no kidnapping). 

Furthermore, the mother and child have not been to the United States for over a year which means that the father can no longer take legal action against her and cannot bring the child back. The return period has already expired. The center of life has therefore been established in Germany. It does not matter whether the ex-partner's opinion or view has changed here or whether he has decided otherwise.

Enforcement of the US judgment on access rights is tied to a very complicated procedure but the person seeking advice must do so in advance of a possible enforcement. It has often happened in the past that such foreign decisions have actually been made, in concrete the child has been taken abroad and clarification has been initiated at a German court. That is certainly the wrong way here. 

Therefore, a German court should be called in any case with reference to the impending enforcement. It may also be legally advisable that the decision of the court in the United States must be challenged at the same time which we always check and recommend by lawyer. 

Among other things, it has to be checked whether the person seeking advice has been given a right to be heard in the proceedings and how the American court could have arranged the handling arrangements without hearing the child, which would have been mandatory under European legal principles, provided the child is older than 4 years. It is also important that the family court responsible for the child's place of residence is involved in order to establish the jurisdiction of a German court.

If you need advice and defense, please contact our lawyer Vera Mueller, who is particularly active in international family law in Germany and the United States and is often familiar with special, complicated cases.


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