Bank Schadensersatz: Rückerstattung bei Phishing und nicht genehmigten Überweisungen?

  • 8 Minuten Lesezeit
Bank Schadensersatz Rückerstattung

Ihr Geld ist weg, die Bank winkt ab – und jetzt? 

Phishing, nicht genehmigte Überweisungen und Geldverlust erzeugen das beklemmende Gefühl, im Dunkeln gelassen zu werden. 

Aber geben Sie sich nicht geschlagen! 

In einer Vielzahl von Fällen gibt es rechtliche Möglichkeiten, mit der Hilfe eines Anwalts gegenüber Ihrer Bank Schadensersatzansprüche durchzusetzen.

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Wie hilft ein Anwalt bei der Durchsetzung von Schadensansprüchen an die Bank?

Ein Anwalt kann bei der Durchsetzung eines Schadensanspruchs gegen eine Bank in vielerlei Hinsicht helfen:

  1. Rechtsberatung: Ein Anwalt kann Sie darüber informieren, ob Sie tatsächlich einen rechtlichen Anspruch auf Schadensersatz gegen Ihre Bank haben und wie hoch Ihre Erfolgsaussichten sind.
  2. Sammeln von Beweisen: Ein erfahrener Anwalt weiß, welche Beweise erforderlich sind, um einen Schadensersatzanspruch zu untermauern, und kann Ihnen helfen, diese zu sammeln.
  3. Verhandlungen: Der Anwalt kann in Ihrem Namen mit der Bank verhandeln, um eine gütliche Einigung oder einen Vergleich zu erreichen, ohne dass ein Gerichtsverfahren notwendig wird.
  4. Repräsentation vor Gericht: Wenn keine Einigung erzielt werden kann, kann der Anwalt Sie vor Gericht vertreten und sicherstellen, dass Ihr Fall professionell präsentiert wird.
  5. Kenntnisse der Verfahrensregeln: Ein Anwalt kennt die Prozessordnung und andere relevante gesetzliche Regelungen und sorgt dafür, dass alle Fristen und Formalitäten eingehalten werden.
  6. Kommunikation: Banken haben in der Regel eigene Rechtsabteilungen oder beauftragte Anwälte. Ein eigener Anwalt kann sicherstellen, dass Sie auf Augenhöhe mit diesen Fachleuten kommunizieren.
  7. Objektivität: Ein Anwalt kann eine objektive Perspektive auf Ihren Fall bieten und Sie darüber beraten, wann es sinnvoll ist, weiterzumachen und wann es besser ist, einen Vergleich anzunehmen.
  8. Komplexität des Bankenrechts: Das Bankenrecht kann kompliziert sein. Ein Anwalt, der auf diesen Bereich spezialisiert ist, versteht die Feinheiten und kann sicherstellen, dass Ihr Anspruch entsprechend präsentiert wird.

Vorgaben für den Anspruch auf Schadensersatz: Anforderungen und Herausforderungen

Für einen erfolgreichen Schadensersatzanspruch gegenüber der Bank sind diese Kernbedingungen zu erfüllen:

  • Die Überweisung fand ohne Zustimmung (also nicht vom Kunden initiiert) statt.
  • Der Kunde hat sich sorgsam verhalten (Details in Abschnitt 4).
  • Die Bank kam ihren eigenen Verpflichtungen nicht ausreichend nach (Einzelheiten in Abschnitt 5).
  • Der entstandene Verlust ist belegbar. Ein erfahrener Anwalt kann Sie in Ihrer speziellen Situation beraten und beim Durchsetzen des Schadensersatzanspruchs unterstützen.

Wann kann ein Bankkunde Schadensersatz fordern? Typische Gründe und Situationen

Hier sind verschiedene Gründe und Situationen, unter denen ein Bankkunde Schadensersatz von seiner Bank einfordern könnte:

  1. Ungenehmigte Überweisungen: Der Kunde hat festgestellt, dass von seinem Konto Geld abgebucht wurde, das er nicht autorisiert hat.
  2. Phishing: Der Kunde wurde Geschädigter eines Phishing-Angriffs, und es kam zu finanziellen Verlusten, die er der Bank anlastet, weil sie möglicherweise ihre Sicherheitsmaßnahmen oder Aufklärungspflichten vernachlässigt hat.
  3. Fehlerhafte Anlageberatung: Die Bank hat den Kunden in Bezug auf eine Investition oder ein Finanzprodukt falsch beraten, was zu finanziellen Verlusten geführt hat.
  4. Falsche Abbuchungen: Aufgrund eines Fehlers der Bank wurden vom Konto des Kunden falsche Beträge abgebucht.
  5. Technische Fehler: Ein technischer Fehler im Online-Banking-System der Bank hat dazu geführt, dass Überweisungen doppelt ausgeführt oder nicht korrekt durchgeführt wurden.
  6. Verspätete Transaktionen: Die Bank hat eine Überweisung oder einen anderen finanziellen Vorgang nicht rechtzeitig ausgeführt, was zu finanziellen Verlusten oder zusätzlichen Kosten für den Kunden geführt hat.
  7. Mangelhafte Informationen: Die Bank hat den Kunden nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend über wichtige Änderungen in Bezug auf sein Konto oder seine Finanzprodukte informiert.
  8. Unzureichende Sicherheitsmaßnahmen: Die Bank hat ihre Sicherheitsprotokolle nicht ordnungsgemäß umgesetzt oder aktualisiert, was dazu führt, dass die Kontoinformationen des Kunden kompromittiert werden.
  9. Verletzung der Datenschutzbestimmungen: Die Bank hat persönliche Daten des Kunden ohne dessen Zustimmung an Dritte weitergegeben.
  10. Falsche Gebühren: Die Bank hat dem Kunden unangemessene oder falsche Gebühren berechnet.
  11. Nichtbeachtung von Kundenanweisungen: Die Bank hat spezifische Anweisungen des Kunden, z.B. bezüglich der Sperrung von Mitteln oder der Durchführung bestimmter Transaktionen, ignoriert oder falsch umgesetzt.
  12. Versäumnisse im Kreditgeschäft: Beispielsweise wenn die Bank versäumt hat, den Kunden über die Risiken eines bestimmten Kredits oder einer Hypothek aufzuklären.

Verantwortlichkeiten bei unerlaubten Überweisungen: Das Standardverfahren und seine Ausnahmen

Wessen Verantwortung ist es, wenn durch einen Phishing-Vorfall unautorisierte Überweisungen vorgenommen werden? 

Grundsätzlich tragen die Banken die Verantwortung für Verluste, die durch solche Überweisungen entstehen. 

Es gibt jedoch Klauseln: Wenn der Kunde nicht sorgsam genug agiert hat und das zu dem Verlust geführt hat, kann die Bank diese Verantwortung an den Kunden weitergeben. Beweisen muss dies allerdings die Bank selbst.

BGH entscheidet für Bankkunden 

Am 26. Januar 2016 urteilte der Bundesgerichtshof (BGH), dass Banken bei umstrittenen Online-Überweisungen nicht allein die Vorlage einer korrekten PIN- und TAN-Nummer als Beweis verwenden können (Az. XI ZR 91/14). 

Die Bank ist verpflichtet nachzuweisen, dass ihr Sicherheitssystem zum Zeitpunkt des Vorgangs fehlerlos und unüberwindlich war. Ohne diesen Beweis trägt die Bank die Haftung. 

Kontoinhabern kann somit nicht pauschal grobe Fahrlässigkeit unterstellt werden.

Was vom Kunden beim Online-Banking erwartet wird: Ein detaillierter Blick

Für einen erfolgreichen Schadensersatzanspruch gegen die Bank müssen Kunden bestimmte Verhaltensregeln befolgen, darunter:

  • Vertraulichkeit von PIN und anderen sicherheitskritischen Daten
  • Sorgfältige Überwachung der Kontoauszüge und schnelle Meldung von Auffälligkeiten
  • Umsicht bei der Weitergabe von Online-Banking-Informationen, insbesondere bei unbekannten E-Mails oder dubiosen Links
  • Regelmäßige Software-Updates und Einsatz von Antivirus-Programmen
  • Sicherstellen einer geschützten Internetverbindung bei Online-Banking-Aktivitäten Diese Regeln sind entscheidend, um das eigene Geld zu schützen und die Erfolgschancen eines Schadensersatzanspruchs zu steigern.

Eine geschützte Internetverbindung bezeichnet eine Internetverbindung, die Maßnahmen ergriffen hat, um sich vor unerwünschten Zugriffen und Bedrohungen von außen zu schützen. Hier sind einige der Hauptkomponenten, die oft bei einer geschützten Verbindung verwendet werden:

  1. Firewalls: Diese wirken wie Barrieren zwischen einem Computer (oder einem Netzwerk) und potenziellen Bedrohungen aus dem Internet. Sie überwachen den ein- und ausgehenden Datenverkehr und blockieren oder erlauben ihn basierend auf vordefinierten Sicherheitsregeln.
  2. Sichere WLAN-Netzwerke: Ein geschütztes WLAN-Netzwerk verwendet Verschlüsselungsprotokolle wie WPA2 oder WPA3, um sicherzustellen, dass Unbefugte nicht einfach auf das Netzwerk zugreifen oder den Datenverkehr abfangen können.
  3. VPN (Virtual Private Network): Ein VPN schützt Ihre Internetverbindung, indem es einen sicheren "Tunnel" zwischen Ihrem Gerät und dem Internet erstellt. Es verbirgt Ihre IP-Adresse und verschlüsselt den Datenverkehr, wodurch Sie sowohl vor unerwünschten Zugriffen geschützt als auch anonymisiert werden.
  4. Antivirus- und Anti-Malware-Software: Diese Programme bieten Schutz vor schädlicher Software, die versuchen könnte, auf Ihr System zuzugreifen oder es zu beschädigen.
  5. Regelmäßige Updates: Software- und Firmware-Updates sind entscheidend, um bekannte Sicherheitslücken zu schließen und die Systeme gegen aktuelle Bedrohungen zu schützen.

Kann eine Überweisung rückgängig gemacht werden?

Sobald eine Überweisung durchgeführt wurde, könnte es schwierig sein, sie zu stornieren. 

Bei sofortiger Erkennung einer betrügerischen Transaktion kann ein schneller Kontakt zur Bank jedoch weiteren Schaden abwenden. Im Gegensatz dazu können SEPA-Lastschriften bis zu acht Wochen – und in speziellen Fällen sogar länger – nach der Abbuchung rückgängig gemacht werden. 

Zahlungsdienste wie PayPal bieten Käuferschutz, während Zahlungen mit Visa- oder Mastercard im Charge-Back-Verfahren zurückgebucht werden können.

Verjährung: Wichtige Fristen beim Geltendmachen von Schadensersatzansprüchen bei Banken

In Rechtsfragen, insbesondere wenn es um Schadensersatzansprüche geht, spielen Verjährungsfristen eine entscheidende Rolle. 

Diese Fristen legen fest, innerhalb welchen Zeitraums ein Anspruch geltend gemacht werden muss. 

Nach Ablauf der Verjährungsfrist kann der Anspruch nicht mehr durchgesetzt werden, selbst wenn er an sich berechtigt wäre.

1. Regelverjährung nach BGB:
Grundsätzlich beträgt die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in Deutschland drei Jahre. Die Frist beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist und der Geschädigte von den den Anspruch begründenden Umständen Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen musste.

2. Besondere Fristen im Bankrecht:
Im Bereich des Bankrechts gibt es unter Umständen spezielle Fristen, die zu beachten sind. Zum Beispiel können im Zusammenhang mit nicht genehmigten Überweisungen andere Fristen gelten, die deutlich kürzer als die übliche Regelverjährung sind.

3. Beginn der Verjährungsfrist:
Für die Verjährungsfrist ist insbesondere der Beginn entscheidend. Dieser ist oft an das Wissen des Geschädigten über den Schaden und den Schädiger gebunden. Daher sollte man bei Kenntnis eines Schadens nicht zögern, seinen Anspruch zu prüfen und gegebenenfalls geltend zu machen.

4. Hemmung der Verjährung:
Unter bestimmten Umständen kann die Verjährung gehemmt werden. Dies bedeutet, dass die Frist vorübergehend nicht weiterläuft. Typische Gründe für eine Hemmung sind z.B. Verhandlungen zwischen den Parteien oder die Einreichung einer Klage.

5. Vertragliche Regelungen:
In manchen Verträgen, insbesondere in AGBs von Banken, können abweichende Verjährungsfristen vereinbart sein. Es ist daher ratsam, bei Schadensfällen auch immer die entsprechenden Vertragsdokumente auf solche Regelungen zu überprüfen.

Erlebnisse aus der Mandantenberatung: Vielfältige Szenarien und Lösungswege

Die nachfolgenden Berichte geben einen Einblick in die facettenreichen Fälle, mit denen wir konfrontiert wurden, wenn es um Schadensersatzforderungen bei Phishing und ungenehmigten Überweisungen geht:

  • Eine Mandantin wurde Ziel eines gezielten Whaling-Angriffs, bei dem Betrüger sich als hochrangige Firmenmitarbeiter ausgaben. Die Bank lehnte zuerst jegliche Entschädigung ab. Doch durch unsere Ermittlungen konnten wir Schwächen in den Sicherheitsprotokollen der Bank aufzeigen und bestätigen, dass unsere Mandantin vorsichtig gehandelt hatte. Letztendlich erhielt sie eine Entschädigung.

  • Ein weiterer Mandant erhielt eine trügerische E-Mail, die ihn dazu drängte, vertrauliche Informationen preiszugeben. Er war sich über das Risiko nicht im Klaren und fühlte sich von seiner Bank im Stich gelassen, da sie ihm nie solche Bedrohungen erläutert hatte. Uns gelang es, die mangelnde Informationspolitik der Bank zu belegen, wodurch unser Mandant entschädigt wurde.

  • In einem dritten Fall fiel ein Mandant einem Text-Phishing-Schema zum Opfer, bei dem Betrüger ihn durch eine SMS-Nachricht in die Falle lockten. Die Bank behauptete, sie habe alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet. Doch unser Mandant konnte beweisen, dass er umgehend reagiert und alles Mögliche getan hatte, um den Schaden zu minimieren. Die Bank stimmte einer teilweisen Kompensation zu.

Erfahrungen aus der Praxis: Wissen durch Erleben

Die obigen Mandantengeschichten verdeutlichen, dass keine generelle Regel darüber besteht, ob und wann Banken in Fällen von Phishing oder Betrug Schadensersatz zahlen. 

Die Entscheidung hängt oft von den spezifischen Umständen des Einzelfalls, den Aktionen von Bank und Kunde und den jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Bei solchen komplexen Themen ist eine juristische Beratung unumgänglich.

Zahlt die Bank auch in Ihrem Fall Schadensersatz? Kontaktieren Sie meine Kanzlei und schildern Sie mir Ihren Fall. Anschließend besprechen wir die Erfolgschancen und in Frage kommenden rechtlichen Schritte.

Foto(s): ©Adobe Stock/gzorgz


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