CFDs: Das Differenzgeschäft als risikoreiches Finanzinstrument

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Der Finanzmarkt beschert den Anlegern immer neuere Formen für Investments. Weit abgeschlagen liegt das Sparbuch, der Bausparer, das Termin- und Festgeld. Dies, wenn der gewinnorientierte Anleger mehr als knapp 3 % Rendite erreichen will. Zertifikate und sonstige Inhaberschuldverschreibungen von Emittenten stehen als relativ konservative Finanzinstrumente zur Verfügung.

Auch hier bestehen bereits Verlustrisiken nicht zu unterschätzender Art. Immerhin kommt es auch auf die Leistungsfähigkeit des emittierenden Hauses an. Oder man kauft Fondsanteile. Aber kaum 8 % werden damit erreicht. Also warum nicht gleich „in die Vollen". Aktien sind träge und genauso gut wie Fondsanteile von Kursschwankungen abhängig.

Und warum sollte man denn einzelne Aktien kaufen, wenn man durch Derivate weniger investieren aber an einem viel höheren Gewinnanteil profitieren kann. Eben Derivate.

CFDs: Das Differenzgeschäft als risikoreiches Finanzinstrument:

Früher war das Termingeschäft mit seiner Hebelwirkung und mit Renditen weit über 100% bekannt aber aufgrund der Totalverlustrisiken aber auch gefürchtet.

Das Differenzgeschäft oder CFD wird - zumindest soweit ein Telefonverkäufer dieses Produkt vertreibt - ähnlich vertrieben, wie dies ursprünglich bei Termingeschäften der Fall war.

CFD steht für „Contract for Difference". Sinngemäß übersetzt: Vertrag über den Unterschied. Unterschied von was? Ganz einfach. So ziemlich alles, was man sich vorstellen kann.

Wissenschaftlich angehauchte Definition: Der Handel mit diesem Finanzinstrument zielt auf einen Barausgleich eines Differenzgeschäftes zwischen dem Kaufpreis und Verkaufspreis eines Finanzinstrumentes ab.

Vereinfachte Erklärung: Wer auf den Kursverlauf des Basiswertes richtig wettet gewinnt richtig viel. Wer falsch wettet verliert sein Geld. Die Chancen richtig zu wetten schätzen wir gering ein.

Etwa so gering, wie es professionellen Bankern möglich war vor der Wirtschaftskrise den Verfall von Grundstückswerten bzw. darauf basierenden Banksicherheiten vorherzusehen. Also fast gleich Null.

Die Funktionsweise des Differenzgeschäfts:

Ein CFD spiegelt die Performance eines Instruments wider, u.a. Aktien, Rohstoffe oder Währungen. Dieser Basiswert besitzt einen aktuellen Kurswert und einen künftigen ungewissen Kurswert.

Das Differenzgeschäft bietet nun „den Vorteil", so handeln zu können, als würde der Basiswert angeschafft. So kann auf den Kursverlauf von z.B. 1000 Aktien oder 1 Mio US- Dollar gesetzt werden, ohne das die Aktien oder Dollar gekauft werden müssen.

Dies ist dem Termingeschäft ähnlich. Man setzt also „wie ein Eigentümer" solcher Basiswerte in Form einer Wette auf einen künftigen Kursanstieg oder auf das Fallen von Kursen.

Bei einer Entscheidung für „Long" (positive Werteentwicklung) profitiert der Anleger von einem Anstieg des zugrundeliegenden Kurses der Aktie und macht ggf. einen Verlust, wenn dieser fällt.

Umgekehrt profitiert der Anleger von einem Kursrückgang des zugrundeliegenden Kurses der Aktie wenn er das entsprechende Derivat als „Short" (negative Kursentwicklung) erworben hat. Dann wird ein Verlust realisiert, wenn der Kurs steigt.

Die im Vergleich zu anderen Derivaten scheinbar transparente Preisstruktur von CFDs bedeutet, dass im Gegensatz zu anderen Derivaten der Preis auf dem unterliegenden Instrument basiert und auch sofort bezahlt werden muss. In manchem Portfolio eines Anbieters auch kreditfinanziert. Der Emittent des Differenzgeschäftes bestimmt so den Kaufpreis für die Wette.

Preise werden vom unterliegenden Markt abgeleitet. Dies bedeutet, dass CFDs dem Anleger grundsätzlich den Zugriff auf die unterliegende Marktliquidität ermöglichen dies zuzüglich der Liquidität, die von dem handelnden Broker angeboten wird.

Marktliquidität bedeutet, dass CFD-Handelsspreads wettbewerbsbestimmend sind und oft den Barpreis wiederspiegeln. Die Spanne des Marktspreads ist wichtig. Je enger der Spread ist, desto weniger muss sich der Markt bewegen, um sich zu Gunsten oder zu Lasten des Anlegers zu entwickeln.

CFDs werden auf Margin gehandelt. Dies ist eine effektive Nutzung des Kapitals, da der Anleger, wie bei anderen Termingeschäften auch, nur einen kleinen Teil des Wertes Ihrer Position bereitstellen muss, um den Handel durchzuführen. Dabei wird allerdings im Markt zu 100 % investiert. Dies bedeutet, dass sich die eventuelle Rendite, durch Ausnutzung des Hebeleffektes (Margintrading), vergrößert. Allerdings kann sich dies auch ins Gegenteil zu Lasten des Anlegers entwickeln.

Verbrauchertauglichkeit:

Der Verbraucher sollte immer nur diejenigen Finanzinstrumente anschaffen, die er versteht. Wurden diese Ausführungen nicht verstanden, sollte man unseres Erachtens dringend Abstand davon nehmen diese Geschäfte durchzuführen.

Selbst wir haben aber Zweifel, die tatsächliche Funktionsweise sämtlich angebotener Differenzgeschäfte durchblicken zu können. Allgemein gilt folgendes: Wer genug Spielgeld hat und auch nicht traurig ist, wenn er verliert, für den sind diese Finanzinstrumente richtig.

Das Totalverlustrisiko liegt unseres Erachtens im sehr wahrscheinlichen Bereich. Glücksritter natürlich ausgenommen.

Aufgrund der hohen Totalverlustrisiken haben diese unseres Erachtens termingeschäftsähnlichen Derivate nichts im Portfolio bei unerfahrenen Klein- und Privatanlegern zu suchen.

Erst recht ist zu empfehlen die Finger davon zu lassen, falls kein eigenes Wissen um die Charakteristika dieser Werte vorhanden ist. Eine Anlageentscheidung sollte immer vom Anleger selbst gut durchdacht sein.

Wir warnen ausdrücklich davor Anlageempfehlungen von Vermögensberatern oder gar telefonisch tätigen Vermittlern Glauben zu schenken. Außer man ist mit damit einverstanden, dass „gezockt wird". Das Geld ist schnell weg: Manche Unternehmen geben an, dass auf 8 Gewinne maximal 2 Verluste folgen dürfen, um das einbezahlte Kapital zurückzuerhalten bzw. zu mehren.

Wir empfehlen hier dann doch lieber echte Sachverständige das konkrete Glücksspiel was einem vermittelt wurde untersuchen zu lassen.

Wir gehen letztendlich von Betrug aus, sollten diese Finanzinstrumente von Dritten ohne erforderliche Risikohinweise an Verbrauchern vermittelt worden sein.

Wer gar über telefonische Beratung von einer Vermittlungsfirma unaufgefordert den Handel von CFD oder anderen Derivaten angeboten erhält, dem empfehlen wir nur eins: Legen Sie den Hörer auf oder drohen Sie dem unbekannten Anrufer mit einer Betrugsanzeige und beenden Sie dann sofort das Telefonat.

Ist es zu spät und das Geld weg, können versierte Anwälte helfen.

Im Bereich des grauen Kapitalmarktes haben wiederholt unseriöse Initiatoren Firmen gegründet um Jagd auf Anlegergeld zu machen, manchmal gemeinschaftlich mit den hieran beteiligten Brokern.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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