Das Berliner Testament und die Erbschaftsteuer

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Das Berliner Testament ist eine häufig gewählte Testamentsvariante in Deutschland, bei der sich die Ehepartner gegenseitig als Alleinerben einsetzen und die Kinder erst nach dem Tod beider Elternteile erben sollen.

Das Berliner Testament sorgt dafür, dass der überlebende Ehegatte nicht mit den Kindern teilen muss, sondern seinen früheren Lebenszuschnitt beibehalten kann.

Stellen Sie sich folgenden Fall vor:

Der Ehemann stirbt, ohne dass er zuvor ein Testament errichtet hat. Es tritt die gesetzliche Erbfolge ein. Die Witwe erhält ½, die Kinder teilen sich die andere Hälfte. Der Nachlass besteht aus einem respektablen Einfamilienhaus, Geld ist jedoch nur wenig da. Die Kinder rücken mit in das Grundbuch für das Hausgrundstück ein.

Der Sohn ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Er bedrängt die Mutter: „Zahle mich aus oder ich bringe das Haus in die Teilungsversteigerung!“. Weinenden Auges willigt die Mutter in einen Verkauf ein. Sie muss ihr geliebtes Haus verlassen und auf Miete ziehen.

Solche schlimmen Fälle verhindert das Berliner Testament.

Obwohl das Berliner Testament also die Absicherung des überlebenden Ehegatten gewährleistet, ist es jedoch steuerlich ungünstig, wenn einer oder beide Ehegatten ein Vermögen oberhalb des derzeit gültigen Erbschaftsteuerfreibetrages von Euro 500.00,00 haben.

Bitte bedenken Sie:

  1. Die Kinder werden beim Tod des ersten Elternteils enterbt und können ihren steuerlichen Freibetrag von Euro 400.000,00 je Kind nicht geltend machen. Die Freibeträge gehen verloren.
  2. Durch die Alleinerbschaft des überlebenden Ehegatten ballt sich nach dem Tod des Erstversterbenden das gesamte Vermögen beim überlebenden Ehegatten zusammen. Das kann dann wieder so viel sein, dass die Freibeträge der Kinder beim Schlusserbfall auch nicht ausreichen.
  3. Das kann zu einem doppelten Anfall von Erbschaftsteuer führen, der bei fachmännischer Gestaltung hätte vermieden werden können.

Merksatz daher:

Bei erheblichem Vermögen ist das „reinrassige Berliner“ Testament ungeeignet.

Das Berliner Testament muss in diesen Fällen „getuned“ werden – Ihr Gestalter muss einen Feinschliff anwenden.

Wie geht das?

Um die Steuerlast zu reduzieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Man kann die Kinder bereits beim ersten Todesfall als Miterben einsetzen oder ihnen Vermächtnisse zuweisen.

Eine flexible Option ist das sogenannte "Supervermächtnis", bei dem der überlebende Partner entscheidet, ob und in welcher Höhe die Kinder Vermögen aus dem Nachlass des ersten Versterbenden erhalten sollen.

Dadurch kann die Steuerersparnis maximiert und auf veränderte Vermögensverhältnisse reagiert werden.

Was aber ist, wenn das Kind scheinbar in den Brunnen gefallen ist:

Der Vater ist gestorben und hat ein Berliner Testament in Reinform hinterlassen. Der Nachlass beträgt 1 Million. Der Freibetrag der Witwe liegt nur bei Euro 500.000,00.

Hier gibt es 2 Rettungsanker:

  1. Die Kinder machen im Einvernehmen mit der Witwe, ihrer Mutter, nach dem Vater ihren Pflichtteil geltend. So werden die Freibeträge der Kinder gerettet.
  2. Die Witwe schlägt aus und verlangt von ihren Kindern den Zugewinnausgleich nach ihrem verstorbenen Ehemann. Der Zugewinnausgleichsanspruch ist steuerfrei. Durch die Ausschlagung der Witwe (Mutter) haben die Kinder alle einzeln jeweils einen Freibetrag von Euro 400.000,00. Der Zugewinnausgleichsanspruch der Mutter mindert die Bereicherung der Kinder.

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