Ehefrau/Ehemann droht mit Trennung - was tun?

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Wessen Ehepartner mit der Scheidung droht, kann den anderen mit solch einer Drohung ganz schön ins Mark treffen. Rein formal wird zunächst mit der Trennung gedroht, also mit dem Beginn des Getrenntlebens, was eine der Hauptvoraussetzungen zur Scheidung darstellt. Man droht also nicht direkt mit der Scheidung, dies allenfalls auf lange Sicht. Trotzdem ist es keine schöne Situation - befremdlich wird es dann, wenn sich diese Drohungen häufen. Wie Sie hierauf reagieren, und was Sie von Schachgroßmeistern dabei lernen können, lesen Sie hier.

Drohung mit Trennung vs. Drohung mit Scheidung

Die Androhung einer Trennung und die Androhung einer Scheidung kommen von unterschiedlichen Richtungen und können verschiedene Ziele verfolgen. Wenn jemand mit einer Scheidung droht, liegt oft schon eine emotionale Entfremdung vor, und die Scheidung erscheint als letzter Schritt, um die Beziehung zu beenden. Jedoch ist der tatsächliche Vollzug der Scheidung meist eine tiefgreifende Entscheidung. Denn eine Scheidung erfordert einen offiziellen Antrag beim Gericht.

Um eine Scheidung einzureichen, muss aufgrund der Anwaltspflicht an Familiengerichten ein Anwalt mandatiert werden. Mit dem Scheidungsantrag und dem Verfahren am Familiengericht sind Gebühren verbunden, die beglichen werden müssen. Obwohl es staatliche Unterstützung für Personen mit begrenzten finanziellen Mitteln gibt, führen oft die Kosten dazu, dass Personen bei der Drohung mit einer Trennung bleiben und die Scheidung nicht weiterverfolgen.

Der Schritt vom Zusammenleben ins Getrenntleben ist je nach Umständen schneller absolviert. Er kommt viel unerwarteter als der letztendliche Schritt zur Scheidung, und die Drohung damit scheint stärker zu sein. Doch auch diese kann sich bei andauernder Wiederholung abnutzen. 

Warum droht jemand mit der Trennung/Scheidung?

Wenn man mit Trennung oder Scheidung droht, zerstört man oft viel Vertrauen. Diese Drohungen wirken wie eine Waffe, die auf den Partner gerichtet ist. Sie sind demütigend, beleidigend und enttäuschend und richten einen kaum wiedergutzumachenden Schaden an. Solche Drohungen verhindern eine sachliche Auseinandersetzung und versuchen, der notwendigen Diskussion auszuweichen. Das führt dazu, dass das eigentliche Problem ungelöst bleibt und weiterhin die Beziehung belastet.

Indem man androht, die Beziehung zu beenden, wenn der Partner sich nicht anpasst, erzeugt man Furcht und Unterwerfung, was jedoch zu Frustration und Enttäuschung führt. Eine solche Vorgehensweise belastet die Beziehung zusätzlich. Um Konflikte in einer Beziehung konstruktiv zu lösen, sollte man sachliche Argumente verwenden und auf Drohungen verzichten.

Wenn Ihr Partner mit einer Trennung droht, könnte es dafür Gründe geben. Aus einer objektiven Perspektive ist es wahrscheinlich, dass Sie selbst zum Anlass beigetragen haben, weshalb Ihr Partner eine Trennung in Betracht zieht. Es ist an der Zeit, sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren, was geschehen ist. Es kann sein, dass Sie etwas Unangebrachtes gesagt, Ihren Partner beleidigt, gedemütigt oder enttäuscht haben. Es ist essentiell, dass Sie die Stärke und Fairness sich selbst gegenüber aufbringen, um zu analysieren, was Ihren Partner zu dieser Drohung bewegt hat. Abhängig von den Gründen sollten Sie entsprechend auf diese Drohung reagieren.

Wie sollte man auf Trennungsdrohung reagieren?

Die Art und Weise, wie man auf eine Trennungsdrohung reagiert, hängt stark von den spezifischen Umständen und der Persönlichkeit der Beteiligten ab. In einer Beziehung, die bereits am Rande des Scheiterns steht, könnte eine solche Drohung weniger einschüchternd wirken als in einer Beziehung, die noch Hoffnung auf Erfolg hat. Es ist wichtig, die Drohung nicht isoliert zu betrachten, sondern im Kontext der gesamten Situation zu verstehen. Die Umstände bestimmen, welche Reaktion angemessen erscheint.

Es ist zu bedenken, dass Drohungen nicht immer ernst gemeint sind. Oft sind sie ein Zeichen von Hilflosigkeit und mangelnder Kommunikationsfähigkeit. Wenn Ihr Partner droht, sollten Sie nicht sofort reagieren. Bewahren Sie emotionale Ruhe und lassen Sie sich nicht aus der Fassung bringen. Wenn der Partner merkt, dass die Drohung wirkungslos ist, kann sich die Situation oft von selbst entschärfen. Jedoch besteht auch die Möglichkeit, dass Ihr Partner die Drohungen intensiviert, wenn er das Gefühl hat, nicht ernst genommen zu werden. Eine angemessene Reaktion ist daher notwendig, sei es durch entgegenwirkende Worte oder Taten.

Der Austausch mit einer Vertrauensperson kann hilfreich sein. Außenstehende haben oft eine andere Perspektive auf Ihre Beziehung und können helfen, die Dinge objektiver zu betrachten. Durch das Gespräch mit einer Vertrauensperson können neue Ansätze und Perspektiven entstehen, um mit den Problemen in Ihrer Beziehung und der Drohung Ihres Partners umzugehen.

Es ist möglich, dass Ihr Partner aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit heraus droht. In solchen Fällen ist es wichtig, einfühlsam auf die Schwächen Ihres Partners einzugehen. Auch wenn Sie sich zunächst beleidigt oder unter Druck gesetzt fühlen, kann es hilfreich sein, sachlich zu bleiben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um aus der schwierigen Situation herauszukommen.

Seitenblick: Drohung im Schach

Ein sehr guter Schachspieler, GM Tartakower, wurde einmal mit der Weisheit zitiert, dass eine Drohung (im Schach) stärker sei als ihre Ausführung. Eine Drohung ist im Schach ein Zug, der einen anderen Zug vorbereitet, auf den der Gegner sich wiederum vorbereiten muss. An Beziehungen und ihre Parallelen mag er dabei nicht vorrangig gedacht haben, aber einen Kern haben seine Ausführungen: Dadurch, dass die Option auf dem Tisch ist (verschiedene Züge zu machen, sprich trennen, bleiben, versöhnen), hält der andere sich alle Möglichkeiten offen. Oft möchte er ein bestimmtes Verhalten vom anderen erzwingen. Dass dieser nachgibt, im Unwissen, ob die Drohung ausgeführt wird.

Ein ebenso guter Spieler auf der anderen Seite des Schachbretts kann einen drohenden Angriff berechnen und seine Folgen in der Theorie abschätzen, und sich dann entscheiden, ob er die Drohung verpuffen lässt oder sich vom anderen dessen Spiel aufzwingen lässt. In der Summe hat das Schachspiel ja auch eine begrenzte Zahl an erlaubten und möglichen Zügen, sodass der Schachspieler im Vergleich zum Ehepartner im Vorteil ist. Hinter die Stirn des anderen kann man eben nicht schauen. Doch beiden Situationen ist gemein, dass es oft noch so viele mögliche Varianten gibt, dass die Drohung, etwas bestimmtes zu tun, für viele eben doch ein probates Mittel ist, seine Ziele zu erreichen.

Alles in allem

Ein Schachspiel hält Millionen von möglichen Zügen parat - Ihr Partner oft nur wenige Handlungsvarianten. Die Konsequenzen eines "Partieverlusts" sind jedoch ungleich größer - Schach ist nur ein Spiel, Sie können morgen ein neues anfangen. Mit der Ehe und langjährigen Beziehungen spielt man jedoch nicht, vor allem, wenn Kinder und ihre Zukunft auf dem Spiel stehen. Besser ist es, sollte es so weit kommen, sich im gegenseitigen Einvernehmen zu trennen. Dies erspart allen Beteiligten Ärger, Wut und Aufwand. Gerne unterstützen wir Sie bei Fragen zum Trennungsjahr, der Scheidung und allem, was dazu außerdem wichtig ist. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

Foto(s): iurFRIEND

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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