Erbschaftssteuerliche Behandlung von Immobilien im Ausland
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1. Einleitung
Immobilien im Ausland zu vererben oder zu erben bringt steuerliche Herausforderungen mit sich. Für Erben und Erblasser in Deutschland sind hierbei besondere Regelungen zu beachten, da sowohl die nationalen Vorschriften als auch die ausländischen Steuerregeln eine Rolle spielen. Dieser Artikel beleuchtet die grundlegenden erbschaftssteuerlichen Regelungen in Deutschland, die auf im Ausland gelegene Immobilien anwendbar sind, und gibt einen Überblick darüber, wie Doppelbesteuerungen vermieden werden können.
2. Grundsätze der Erbschaftssteuer in Deutschland
Die deutsche Erbschaftssteuer greift, wenn entweder der Erblasser oder der Erbe in Deutschland ansässig ist, unabhängig davon, ob die vererbten Vermögenswerte im Ausland liegen. Allerdings kann auch im Ausland eine Erbschaftssteuer anfallen, was zu einer Doppelbesteuerung führen kann. Die zentralen Aspekte sind:
2.1. Inländische Steuerpflicht: Die deutsche Erbschaftssteuerpflicht bezieht sich auf das gesamte Vermögen (Weltvermögen) eines in Deutschland ansässigen Erblassers oder Erben, also auch auf ausländische Immobilien.
2.2. Bewertung der Immobilie: Im Ausland befindliche Immobilien werden nach deutschen Bewertungsmaßstäben für die Erbschaftssteuer bemessen. Dies kann zu anderen Werten führen als den im Ausland anerkannten Marktwerten.
3. Doppelbesteuerungsabkommen und deren Bedeutung
Um eine doppelte Besteuerung zu vermeiden, bestehen zwischen Deutschland und vielen Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), die festlegen, welches Land das vorrangige Besteuerungsrecht besitzt:
3.1. Bevorzugte Besteuerung im Belegenheitsstaat: In der Regel gilt, dass der Staat, in dem die Immobilie liegt (Belegenheitsstaat), das vorrangige Besteuerungsrecht hat. Deutschland gewährt in diesen Fällen eine Anrechnung oder Freistellung der ausländischen Steuer auf die deutsche Erbschaftssteuer.
3.2. Anrechnungsmethode vs. Freistellungsmethode: Je nach DBA wird entweder die ausländische Steuer auf die deutsche Steuer angerechnet (Anrechnungsmethode) oder der steuerpflichtige Betrag in Deutschland reduziert (Freistellungsmethode). Für den Erben kann dies steuerlich erhebliche Unterschiede ausmachen, die vom jeweiligen Land abhängen.
4. Praktische Schritte für die Steuererklärung
Um die erbschaftssteuerliche Belastung korrekt zu ermitteln und Doppelbesteuerung zu vermeiden, sollten Erben sorgfältig die folgenden Schritte beachten:
4.1. Nachweis der Steuerzahlungen im Ausland: Sollte im Ausland eine Erbschaftssteuer gezahlt worden sein, ist diese durch Belege nachzuweisen, um die Anrechnung in Deutschland zu ermöglichen.
4.2. Berücksichtigung von Fristen: Die deutsche Erbschaftssteuererklärung muss innerhalb von drei Monaten nach Annahme der Erbschaft eingereicht werden. Besonders bei ausländischem Vermögen sind zusätzliche Dokumente erforderlich, die frühzeitig besorgt werden sollten.
4.3. Konsultation eines Steuerberaters: Da die steuerlichen Regelungen bei Immobilien im Ausland komplex sind, ist die Unterstützung durch einen auf internationales Steuerrecht spezialisierten Berater empfehlenswert.
Beispiel: Immobilienerbe in Italien
Thomas, ein in Deutschland ansässiger Erbe, hat eine Immobilie in Italien geerbt. Italien erhebt eine Erbschaftssteuer auf Immobilien, und das DBA zwischen Deutschland und Italien sieht vor, dass Italien das vorrangige Besteuerungsrecht hat. Thomas zahlt die Erbschaftssteuer in Italien und reicht die Belege darüber beim deutschen Finanzamt ein, um eine Anrechnung dieser Steuer auf seine deutsche Erbschaftssteuer zu beantragen. Durch die Beachtung der Fristen und Einreichung aller notwendigen Nachweise kann er die Doppelbesteuerung vermeiden.
5. Fazit
Die erbschaftssteuerliche Behandlung von Immobilien im Ausland ist komplex und erfordert eine gründliche Planung und rechtzeitige Information. Erben sollten sich frühzeitig über die steuerlichen Verpflichtungen im Ausland und in Deutschland informieren. Professionelle Beratung ist besonders in internationalen Erbschaftsfällen ratsam, um die steuerlichen Konsequenzen umfassend zu verstehen und eine optimale Steuerstrategie zu entwickeln. Ein solider Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen und die relevanten DBA hilft Erben dabei, ihre Ansprüche korrekt geltend zu machen und potenzielle steuerliche Nachteile zu vermeiden.
Dieser Rechtstipp ersetzt keine rechtliche oder steuerliche Beratung und bietet lediglich einen ersten Ausblick auf entsprechende Fragestellungen.
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